Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
bisher nicht eingetreten ist«, gabChristian zurück. »Wir sollten den Streit dem Markgrafen vortragen und ihn um eine verbindliche Regelung bitten.«
    »Ich wüsste nicht, wozu das gut sein sollte. Bergmeister, wollt Ihr nicht endlich Eure Arbeit tun? Dieser Mann hier will Rechte an einem Grubenfeld anmelden.«
    Hermann antwortete erst nach einigem Nachdenken. »Ich fürchte, hier liegt tatsächlich ein besonderer Fall vor. Wir sollten den Markgrafen entscheiden lassen. Und da noch keine Haspel steht, werde ich das mögliche Grubenfeld erst prüfen und vermessen, wenn Ihr Nachricht aus Meißen gebracht habt. So lange wird hier nicht geschürft. Wie ich weiß, wolltet Ihr ohnehin in den nächsten Tagen dorthin, um das erste Silber abzuliefern, Hartwig.«
    »Allerdings. Vielleicht wollt Ihr uns dabei begleiten und den Fall Markgraf Otto vortragen, Christian? Einen so tüchtigen Ritter wie Euch können wir als Geleit für die wertvolle Fracht gut gebrauchen.«
    Trotz des unverkennbaren Hohnes in Hartwigs Stimme sagte Christian kühl: »Einverstanden. Wann brechen wir auf?«
    »Wenn Ihr wollt, gleich morgen früh.«
    »Gut. Aber sorgt dafür, dass Eure Leute keinen Streit anfangen, bis wir zurück sind.«
     
    Während sich Hartwig und der fremde Bergmann entfernten, rief Christian Guntram beiseite. »Mach dir nicht zu viel Hoffnung. Wenn Otto eine Ladung voll Silber sieht, wird das bei ihm den Wunsch nach mehr wecken. Ich werde trotzdem dafür sprechen, dass ihr euer Land behalten könnt oder wenigstens dafür entschädigt werdet.«
    »Verfluchtes Diebesgesindel! Was soll nun aus uns werden?«, meinte Guntram aufgebracht. Dann ließ er den Kopf hängen und ging zu seiner Kate.
    Immer noch laut miteinander debattierend, wollten auch die anderen Männer zu ihrer Arbeit zurückkehren.
    »Halt«, rief Christian und wartete, bis sich alle zu ihm umgedreht hatten. »Was auch geschieht, während ich weg bin, lasst euch zu nichts hinreißen! Ich werde mit Pater Bartholomäus sprechen. Auf seinen Schutz könnt ihr zählen.«
    Nachdem die Männer gegangen waren, nahm Christian Lukas beiseite. »Diesmal wirst du mich nicht nach Meißen begleiten.«
    »Aber wieso denn nicht, Herr?«, entrüstete er sich.
    »Das war alles von langer Hand vorbereitet – und sicher nicht allein von Hartwig. Ich möchte, dass du beobachtest, was hier vorgeht. Dem Bericht eines Knappen aus gutem Hause wird man im Ernstfall mehr Gehör schenken als den Worten von Bauern.«
    Er sah den Knappen eindringlich an. »Du wirst hier keine Heldentaten vollbringen und nicht versuchen, dich mit Hartwigs Männern zu schlagen. Verstanden?«
    Immer noch enttäuscht nickte Lukas.
    »Es gibt einen weiteren Grund«, fuhr der Ritter mit ruhiger Stimme fort. »Möglich, dass sie mich unterwegs aus dem Weg räumen wollen. Die Gelegenheit ist günstig. Dann müssten sie dich als Augenzeugen auch töten. Deshalb bleibst du hier.«
    »Herr!«
    »Das ist mein letztes Wort. Beschütze die anderen, aber lass dich nicht auf hoffnungslose Kämpfe ein. Sollte es hier zum Schlimmsten kommen, reite nach Meißen, um zu berichten. Geh sofort zu Raimund. Verstanden?«
    »Ja, Herr«, sagte Lukas widerstrebend.
    Christian legte ihm den Arm auf die Schulter. »Ich werde es ihnen nicht leicht machen.«
    An diesem Abend herrschte in den Häusern der Christiansdorfer teils aufgebrachte, teils gedrückte Stimmung. Rund um den Herrenhof ging währenddessen ein lautstarkes Gelage vonstatten.
    Triumphierend sah Hartwig auf die zechende Männerschar. Der morgige Tag würde seinen Sieg vollkommen machen. Mehr von dieser Aussicht als vom Bier berauscht, befahl er einem der Knechte: »Bring mir eine von den Huren! Die Rothaarige – sofort! Und wenn du einen der Kerle von ihr runterzerren musst.«
    Die zwei Weibsbilder hatten ihre beste Zeit schon hinter sich. Morgen, wenn ihn Randolf für seine Dienste entlohnte, konnte er sich eine von den besseren Dirnen in Meißen leisten oder den Abend im Badehaus verbringen und sich dort das hübscheste Mädchen aussuchen. Aber so lange wollte er nicht warten.
    Wie befohlen kam wenig später der Knecht zurück, mit ihm die rothaarige Hure. Sie knickste tief vor Hartwig und lächelte ihn breit an, wobei sie mehrere Zahnlücken entblößte. Ihre Haut war fahl und schlaff, doch ihr üppiger Busen fast unbedeckt.
    Er bedeutete ihr mit einer Handbewegung, zu seinem Bett zu gehen, und fuhr den Knecht an: »Was ist? Was treibst du dich noch hier

Weitere Kostenlose Bücher