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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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sie wirkte bekümmert.
    »Ja«, gab Lukas unumwunden zu, obwohl er das keinem anderen Menschen gegenüber eingestanden hätte. Die Ruhe, mit der Christian am Abend zuvor alle Anweisungen für den Fall seines Todes getroffen hatte, machte ihm mehr zu schaffen als die Anspannung vor einem Zweikampf, dessen Ausgang genauso ungewiss sein konnte. Und er konnte nichts tun! Er wusste nicht einmal, was gerade in diesem Augenblick geschah.
    Mit einer Kopfbewegung wies er auf die Männer, die sich gegenüberlautstark betätigten. »Mein Herr sagt, ich soll dich bis zu seiner Rückkehr in sein Haus bringen. Die Mädchen kannst du mitnehmen, wenn du willst.«
    »Was soll das?«, mischte sich Wiprecht ein, der sich mit argwöhnischem Blick genähert hatte. »Sie ist mein Weib und schläft in meinem Haus.«
    »Kannst du sie auch schützen, wenn sich das Gesindel da drüben besäuft und beschließt, sich an den Frauen hier zu vergreifen, Alter?«, fuhr Lukas ihn an.
    Er wusste, dass er sich dafür schämen sollte, doch es erfüllte ihn mit Genugtuung, Wiprecht so in die Schranken zu weisen. Wenigstens diese kleine Rache konnte Gott ihm doch gönnen, wenn der Graukopf ihm schon das Mädchen weggenommen hatte.
    Wiprecht war zusammengezuckt, aber wider Erwarten gab er nicht auf. »Und wird sie dort sicher sein – vor diesem jungen Burschen?«
    »Natürlich. Es ist der ausdrückliche Befehl des Herrn. Und du wirst dich nicht widersetzen. Ist das klar?«
    Brummend zog Wiprecht von dannen.
    »Bei den geringsten Anzeichen von Gefahr kommst du zu mir, ja?«, beharrte Lukas Marthe gegenüber. Die nickte mit einem matten, traurigen Lächeln und sah dann in die Richtung, in die Christian mit den anderen am Morgen aufgebrochen war. »Der Bergmeister und Arnulfs Reisige sind bei ihm. Das sollte es Hartwig unmöglich machen, unterwegs einen Unfall vorzutäuschen.«
    Lukas zuckte zusammen. Hatte sie seine Gedanken gelesen? Woher sonst wusste sie von Christians Befürchtung?
    Aber dass sich der Bergmeister entschlossen hatte, das Silber gemeinsam mit Hartwig beim Markgrafen abzuliefern, und der Verwalter am Morgen darauf gedrängt hatte, dass auchChristians Reisige den Transport als Geleitschutz begleiteten, machte einen Anschlag auf den Ritter weniger wahrscheinlich.
    Was planen Randolf und Hartwig?, grübelte Lukas erneut. Wahrscheinlich würden sie das schon sehr bald erfahren.
    Das Dorf war jetzt ohne einen einzigen Bewaffneten. Aber gegen die paar Raufbolde drüben würden sie sich wohl erwehren können.
    »Sicher kommt er morgen schon zurück«, fuhr Marthe leise fort. »Ich befürchte nur, dass er keine guten Neuigkeiten bringt.«
    »Hauptsache, er kommt überhaupt wieder«, meinte Lukas, der ein flaues Gefühl im Magen hatte.
     
    »Christian, Ihr vergesst Euch«, rief Markgraf Otto wütend vor versammeltem Hof. »Wäre ich nicht so glänzender Laune angesichts der Ausbeute, die mir Randolfs Verwalter heute aus Eurem Dorf gebracht hat, und müsste ich Euch gerechterweise nicht ein Verdienst daran einräumen, würde ich Euch aus dem Saal entfernen lassen.«
    »Vergebt, Herr«, sagte Christian mit mühsam unterdrücktem Zorn, während er aus dem Augenwinkel einen triumphierenden Blick Randolfs auffing, der ganz in Ottos Nähe stand. »Es wird nicht nur Streit geben, sondern auch eine Hungersnot, wenn die Bauern nicht dafür entschädigt werden, dass die Bergleute ihnen die Felder wegnehmen und dort schürfen.«
    Otto sprang auf. »Schweigt! Ich habe bereits entschieden. Das Silber aus dem Boden ist wichtiger als das bisschen Hafer oder Gerste, das dort wächst. Wenn sich die Bauern bei den Bergleuten verdingen, können sie sich ihr Brot mit silberner Münze kaufen! Und nun Schluss damit – oder ich lasse Euch dochnoch wegen ungebührlichen Benehmens bestrafen! Ihr bemüht meine Geduld über Gebühr.«
    Mit einer knappen Verbeugung trat Christian zwei Schritte zurück.
    Es war aussichtslos. Es war, wie er befürchtet hatte – der Anblick des Silbers hatte Otto in den Bann geschlagen. Wenn er ihn jetzt weiter reizte, würde das seinem Dorf nur Schaden bringen.
    Einen letzten Versuch wollten sie noch wagen. Auf sein Zeichen hin trat Bergmeister Hermann wie verabredet vor und verneigte sich tief.
    »Edler Herr, wollt Ihr mir einige wenige Worte gestatten?«
    Otto setzte sich wieder und nickte kühl. »Aber fasst Euch kurz. Ritter Christian hat meine Geduld erschöpft.«
    »Wenn Ihr bestmöglichen Gewinn aus Gottes unterirdischem Reich haben

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