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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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nicht mehr bearbeiten kann oder will, kann als Erzschlepper, Wäscher oder an der Haspel arbeiten. Eure Söhne und Töchter können an der Scheidebank helfen. Da wir nun nach der Abrechnung beim Kämmerer des Markgrafen unseren Anteil der Ausbeute in Münzen haben, können wir Korn und Erbsen auch auf dem Markt kaufen und müssen nicht verhungern.«
    Die Aufregung unter den Dorfbewohnern war gewaltig.
    »Ich weiß, ihr alle habt davon geträumt, einmal eigenes Land zu bestellen«, fuhr Christian unbeeindruckt fort. »Aber, Hildebrand, wolltest du nicht gleich nach der Ankunft der Bergleute deinen Sohn zu ihnen schicken? Jetzt ist die Zeit gekommen.«
    Langsames Verstehen zeichnete sich auf dem Gesicht des Dorfältesten ab, das zu unverhüllter Begeisterung wurde.
    »Ja, Herr, der Bergbau macht uns alle reich!«
    Christian wies Lukas an, alles für die erneute Abreise nach Meißen vorzubereiten.
    Dann blickte er um sich und suchte nach Marthe.
     
    »Ich weiß nicht, was geschehen wird, während ich weg bin. Der Markgraf besteht darauf, dass ich mit ihm zum Hoftag reise«, sagte er, als er sie auf dem Weg zu ihrem Haus eingeholt hatte. »Wenn du willst, nehme ich dich mit nach Meißen. Du kannst zu Josefa oder zu Elisabeth gehen.«
    Marthe spürte seine Sorge um ihre Sicherheit. Aber diesmal wollte sie das Dorf nicht verlassen.
    »Randolf kann nicht hierher kommen, er reist doch mit Otto zum Hoftag?«, entfuhr es ihr, wofür sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen hätte.
    »Ja.«
    »Danke für die Fürsorge, Herr«, sagte sie mit gesenktem Blick. »Aber ich habe das Gefühl, dass ich diesmal besser bei Johanna und Marie bleiben sollte.«
    »Ich mache mir Sorgen um dich«, sagte Christian und widerstand nur mit Mühe dem Verlangen, ihre Hände zu ergreifen. »Denk an deine eigenen Worte: Ein Verräter ist unter uns. Deshalb habe ich auch das heutige Vorgehen nicht gleich gestern Abend mit unseren Leuten besprochen. Sonst wäre uns das Gesindel von gegenüber zuvorgekommen. Weißt du inzwischen, wer es sein könnte?«
    Sie schüttelte den Kopf. »In letzter Zeit habe ich so viel zu tun, dass ich nicht einmal mehr zum Nachdenken komme. Aber Ihr habt Recht, Herr, ich sollte mich besser darum kümmern.«
    Christian ließ nicht locker. »Versuche, Hartwig aus dem Weg zu gehen. Vor den anderen können Jonas und Guntram und auch Karl dich beschützen – aber nicht vor ihm!«
    Es kostete ihn Kraft, sie nicht an sich zu reißen. »Ich weiß nicht, wie lange ich weg sein werde. Pass gut auf dich auf!«
    Diesmal blickte sie direkt in seine Augen. »Möge Gott Euch schützen! Ich fürchte, Ihr seid in größerer Gefahr als ich.«
     
    Der Frieden im Dorf hielt nach Christians und Lukas’ Abreise gerade einen Tag. Dann schickte Jonas mit einem gezielten Schlag einen von Hartwigs Leuten zu Boden, der Emma gegenüberhandgreiflich geworden war, die ihr zweites Kind erwartete.
    Wenig später schrie Marie angstvoll um Hilfe, weil zwei der fremden Raubeine den Weg versperrten und ihr lachend den Eimer wegrissen, den sie trug. Mit gewaltigen Sätzen war Karl bei seiner kleinen Schwester. Er setzte einen Angreifer außer Gefecht, indem er ihm mit einem gewaltigen Fausthieb die Nase brach, und schlug dem zweiten so kräftig in den Magen, dass der in die Knie ging. Zwei Jahre als Gehilfe des Schmieds hatten Karls Schultern stark gemacht und seine Muskeln in eisenharte Stränge verwandelt.
    Marthe ließ wenig Zartgefühl walten, als sie dem Störenfried die gebrochene Nase richtete. »Lass die Mädchen in Ruhe, oder ich werde dir noch viel mehr wehtun«, verkündete sie grimmig, als er sich wimmernd auf dem Schemel wand, auf den sie ihn während der Behandlung gesetzt hatte.
    Hartwig drohte, Jonas und Karl vors Dorfgericht zu bringen. Er lenkte erst ein, nachdem Pater Bartholomäus bei ihm auftauchte und ihn eindringlich ermahnte, seine Leute besser im Zaum zu halten.
     
    Bei Einbruch der Dämmerung kam einer von Hartwigs Knechten und befahl Marthe, zu dem Verwalter zu kommen.
    Eingedenk Christians Warnung lief sie unter einem Vorwand zuerst in die Schmiede, um Karl und Jonas Bescheid zu geben. Dann folgte sie dem Knecht zum Herrenhof.
    Es gab keinen Steg über den Bach. Christian sah keinen Anlass, für Hartwigs Leute eine bequeme Verbindung zu den Gehöften der Bauern zu schaffen. Und Hartwig war das wohl gleichgültig – er ritt zumeist durch die Furt, und wenn er zu Fuß ging, schützten ihn hohe Lederstiefel.
    Während Marthe

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