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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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ein Ritter von vollkommener Ehre. Nie würde er seinen Lehnsherrn bestehlen. Er hat mein Leben beschützt, als uns Heinrichs Truppen angriffen. Und seinem klugen und besonnenen Vorgehen verdankt mein Gemahl, in den Genuss der Silberfunde gekommen zu sein.«
    Hedwig zögerte einen Moment.
    »Zwischen Randolf und Christian herrscht seit Jahren erbitterteFeindschaft. Das war letztlich auch der Grund, weshalb mich mein Gemahl zu Euch geschickt hat.«
    Sie vermied bewusst das Wort »verbannt«, um ihren Schwager nicht zu kränken. Aber sie konnte die Bitterkeit aus ihrer Stimme nicht heraushalten, als sie fortfuhr: »Ich habe Eurem Bruder wiederholt prophezeit, dass Blut fließen wird, wenn er Randolf Macht über seinen Rivalen verleiht, und ihm gesagt, dass es eine schändliche Art ist, einem treuen Lehnsmann wie Christian so seine Verdienste zu lohnen. Nun ist das Unheil eingetreten.«
    Sie stockte noch einmal und blickte dann geradezu flehentlich auf Dietrich, dessen Miene keinerlei Regung erkennen ließ. »Otto glaubt mir nicht mehr. Er ist von Randolf und dieser Oda völlig eingenommen, die – wie wir nun befürchten müssen – seine Schritte und Gedanken nach den Wünschen des Löwen lenkt. Das dürft Ihr nicht zulassen!«
    Schweigend und verzweifelt warteten die beiden Frauen, wie der Markgraf von der Ostmark entscheiden würde.
     
    Kein Betrachter konnte ahnen, was in Dietrich vorging. Auch wenn er kaum weniger Temperament besaß als sein älterer Bruder, so hatte er in all den Jahren am Hofe des Kaisers nichts gründlicher gelernt, als seine Gedanken zu verbergen.
    Otto ist ein Narr! Das war es, was ihm seit dem Tag immer wieder durch den Kopf ging, an dem sein Bruder Hedwig samt ihrer kleinen Tochter zu ihm abgeschoben hatte. Schon immer hatte er den Älteren um diese Frau beneidet, die nicht nur schön, sondern auch klug und ihrem Mann zugetan war, obwohl Otto das nun kaum noch verdiente.
    Seine eigene Frau, die polnische Königstochter Dobronega, hatte ihm nie auch nur einen Bruchteil der Zuneigung und Loyalität zuteil werden lassen, die Hedwig Otto in all denJahren bewies. Herzenskalt verbrachte sie die Tage mit Fasten und Beten, nachdem sie ihm pflichtschuldigst einen Sohn und eine Tochter geboren hatte. Die Hochzeit war eine politische Notwendigkeit gewesen, um die Ostgrenzen seiner Mark zu schützen. Die ewig vorwurfsvolle Miene und Frömmelei der ansonsten leidenschaftslosen Dobronega konnte er schon lange nicht mehr ertragen.
    Auch er hatte Affären und einen unehelichen Sohn, den er anerkannt und dem er eine geistliche Laufbahn ermöglicht hatte. Aber mit einer Frau wie Hedwig an seiner Seite würde er sich nie so zum liebestollen Narren machen wie sein Bruder jetzt mit dieser Oda.
    Dietrich zweifelte nicht an Marthes Worten. Er hatte Christian bei mehreren Gelegenheiten erlebt und hielt ihn für einen Mann von Ehre. Er kannte seinen Ruf als begnadeter Reiter und Schwertkämpfer und war froh, dass er seinen Sohn Konrad schon während dessen Pagenzeit an Ottos Hof viel gelehrt hatte. Das konnte dem Jungen später einmal im Kampf das Leben retten. Und er wusste auch, dass sich Christian bis unmittelbar an die Lager des Feindes gewagt hatte, um den Wahrsager seines Bruders als Spion zu entlarven, den dann die tölpelhaften Wachen Ottos wieder entkommen ließen. Es war unausweichlich, dass sich solch ein Mann Feinde machte.
    Aber er musste es wert sein, dass diese junge Frau, die nun vor ihm stand und so verzweifelt um Rettung für ihren Herrn bat, all die Gefahren auf sich genommen hatte.
    Wenn er das Leuchten in ihren Augen sah, dann wünschte er sich, einmal so geliebt zu werden wie dieser Christian.
     
    Die Stille im Palas war zu einem Dröhnen geworden, als Dietrich endlich seine Entscheidung bekannt gab.
    »Ich kann mich nicht in die Angelegenheiten meines Bruders einmischen,was Christian und sein Dorf betrifft. Aber wenn Gefahr besteht, dass Oda eine Spionin des Löwen ist, muss sie entlarvt werden. Ich werde einen meiner Spione in Braunschweig darauf ansetzen. Und vielleicht« – er wandte sich mit einem leichten Lächeln an Hedwig – »können einige Eurer treuen Ritter auch in Ottos Nähe die Augen und Ohren offen halten.«
    Hedwig nickte, während Marthe nicht wusste, ob sie erleichtert oder bestürzt sein sollte. Der Markgraf glaubte ihr, aber er hatte noch nicht gesagt, ob er sie wieder ins Verlies schicken würde.
    Vor allem wollte er nichts unternehmen, um Christian zu retten! Bevor

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