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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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ließ sich eines der glühenden Eisen geben.
    »Was meinst du? Mit welcher Stelle fangen wir an?«
    Er kam mit dem rot glühenden Metall so nah an Christians Gesicht, dass der nicht nur die Hitze spürte, sondern auch den Geruch versengter Haare roch.
    Herr im Himmel, schenk mir Kraft und lass mich das überstehen! Oder noch besser – tu etwas, damit dies nicht geschieht, betete er stumm.
    Doch sein Gebet wurde nicht erhört. Randolf riss ihm das Hemd herunter und drückte ihm das glühende Eisen auf die Brust, genau über dem Herzen.
     
    Spätestens zwei Tage später musste sich Christian eingestehen, dass jeder Gedanke an Flucht hinfällig war. Er war mit kurzen Ketten an die Wand geschmiedet, die an seinen Händen und Füßen blutige, eitrige Wunden hervorgerufen hatten. Den Rest besorgten Randolfs abendliche Vergnügungen, bei denen er seinen Gefangenen erbarmungslos folterte.
    Es war nur eine Frage der Zeit. Jeden Moment konnte die Tür aufgehen und sein Mörder die Kerkerzelle betreten.
    Niemand wusste, dass er hier war. Niemand würde nach ihm suchen. Wahrscheinlich hielten ihn alle schon längst für tot.
    Christian schloss mit seinem Leben ab.
    Er hatte getan, was er konnte, um ein gottgefälliges Leben zu führen, den Schwur der Ritter zu erfüllen und die Menschen zu schützen, die sich ihm anvertraut hatten.
    Nur eines bereute er: geglaubt zu haben, ohne Marthe und ihre Liebe leben zu können. Ganz gleich, welcher Herkunft sie war, sie war die Frau, mit der er sein Leben hätte teilen wollen. Dass er ihr dies nie mehr würde sagen können, war das, was ihn angesichts des Todes am meisten schmerzte.

Burg Landsberg bei Leipzig
     
    »He, du da! Was hast du hier zu suchen?«
    Marthe zuckte zusammen und verwünschte in Gedanken ihre eigene Unvorsichtigkeit und Markgraf Dietrichs Wachen, die sie so nah an Hedwigs Quartier doch noch entdeckt hatten.
    Den ganzen Weg hierher hatte sie unbeschadet überstanden, wenn man davon absah, dass ihr von dem Ritt auf dem störrischen Maultier jeder Muskel schmerzte und sie kurz vor dem Ziel noch ein paar Dieben entfliehen musste, die ihr das Reittier stehlen wollten.
    Sie hatte mühelos Einlass in die Burg gefunden, hatte die Mägde mit den kleinen Gaukeleien unterhalten, die ihr Josefa vor dem Aufbruch beigebracht hatte, und herausgefunden, woHedwig untergebracht war. Und jetzt, nur noch wenige Schritte vom Ziel entfernt, kamen ihr diese beiden Kerle in die Quere!
    Langsam drehte sie sich um, versuchte, so harmlos wie möglich zu blicken, und ließ ihre Stimme tiefer klingen.
    »Hab’ mich wohl verlaufen. Wollte zur Heimlichkeit. Auf so einer feinen Burg kann ich ja schließlich nicht gegen die Palisaden pinkeln …«
    Der Ältere der beiden Wachen, ein pockennarbiger Kerl mit struppigem rötlichem Bart, musterte sie mit deutlichem Misstrauen. Man kann förmlich sehen, wie sein Hirn arbeitet, dachte Marthe bang. Würde er ihr die Ausrede abnehmen?
    »Und die suchst du hier, ausgerechnet vor der Kammer der Dame Hedwig? Was seid ihr Spielleute doch für ein verlogenes, lüsternes Pack!« Der Pockennarbige trat auf sie zu und winkte seinen Begleiter heran.
    »Los, binde ihm die Hände – und dann ab zum Hauptmann mit dem Kerl. Der wird sich wundern, was wir hier aufgelesen haben. Hatte der Bruder unseres Herrn doch Recht, seine Dame hier festzusetzen.«
    Der andere zog ihre Arme auf den Rücken und band die Handgelenke zusammen. »Jetzt kriegst du gewaltigen Ärger – und die schöne Hedwig auch«, knurrte er.
    »Wartet«, rief Marthe, als einer der Männer sie vorwärts stieß. »Ich will doch nur zu einer ihrer Mägde! Sie heißt Susanne …«
    Der Pockennarbige hieß den anderen kurz warten und stapfte zur Tür am Ende des Ganges. Doch schon bald kam er wütend wieder.
    »Der Kerl hält uns zum Narren! Ab ins Verlies mit ihm! Diese Susanne kreischt mich doch an, sie wäre eine sittsame Ehefrauund würde sich nicht heimlich mit solchem Lumpengesindel treffen.«
    »Das ist ein Missverständnis. Sagt ihr, ich bringe eine Nachricht von Marthe«, rief sie laut, in der Hoffnung, dass Susanne sie hörte. Doch die Tür blieb verschlossen.
    Die Wachen stießen sie vorwärts, die Treppe hinab über den Hof zum steinernen Wartturm. Ihr Befehlshaber kam ihnen auf halbem Weg entgegen. Stolz präsentierten ihm die beiden ihre Beute. »Trieb sich um die Gemächer von Markgräfin Hedwig herum. Zum Glück haben wir ihn erwischt, bevor er hineinschleichen und Unehre über die Dame

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