Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
die Markgräfin etwas sagen konnte, ließ Dietrich seinen Haushofmeister rufen, der so schnell erschien, dass er hinter der Tür gewartet haben musste.
    »Ich werde morgen in aller Frühe einen Jagdausflug unternehmen, nur mit kleiner Gesellschaft. Bereitet alles vor!«
    Der so Beauftragte verneigte sich und entfernte sich ebenso schnell wieder, wie er gekommen war.
    Hedwig zog eine Braue hoch. »Ihr wollt jetzt zur Jagd?«
    Dietrichs Gesichtszüge waren vollkommen beherrscht, aber sowohl Marthe als auch Hedwig konnten ein winziges Lächeln darin erkennen.
    »Ja, Richtung Süden. Und es könnte sein, dass ich auf der Durchreise in den Ländereien dieses Randolf einen stattlichen Hirsch entdecke und den Burgherrn und sein Gefolge auffordere, mich zu begleiten.«
    Nun sah er Marthe an. »Das dürfte Christians Freunden fast einen ganzen Tag lang Gelegenheit bieten, deinen Herrn im Handstreich aus dem Verlies zu holen.«
    Marthe sank auf die Knie und wollte Dankesworte sprechen. Doch der Markgraf hielt sie mit einer Handbewegung zurück.
    Er trat auf sie zu, nahm ihr Flöte und Narrenkappe ab und warf sie ins Feuer.
    »Zuvor wollen wir diese unsittlichen Zustände beenden«, sagte er streng. »Lass dich kleiden, wie es sich geziemt und tritt mir erst dann wieder unter die Augen. Den Rest von dem Mummenschanz übergebt ebenfalls dem Feuer. Von dem gefangenen Spielmann darf auf dieser Burg keine Spur bleiben.«
    Mit schlechtem Gewissen sah Marthe die Sachen in den Flammen aufgehen. Würde Christian ihr böse sein, wenn die letzten Erinnerungen an seinen Vater ihretwegen zerstört wurden? Doch dann wurde ihr bewusst, dass sie neue Hoffnung hatte, den Ritter lebend wiederzusehen. Verwirrt folgte sie Hedwig, die sie in einer Kammer warten hieß.
    Wenig später öffnete sich die Tür. Fassungslos starrte Susanne auf Marthes Kostümierung und ihr nur noch kinnlanges Haar. »Du bist der Spielmann?!«
    Dann ließ sie die Sachen zu Boden fallen, die sie über dem Arm trug, und umarmte sie heftig. »Bei Gott – wenn ich das geahnt hätte! Ich habe dich in Schwierigkeiten gebracht, nicht wahr? Es tut mir so Leid!«
    Marthe erwiderte die Umarmung froh. »Es ist alles gut gegangen, mach dir keine Gedanken.«
    Dann zog sie den viel zu großen Spielmannskittel aus, streifte Beinlinge und Bruche ab und schlüpfte in das Kleid, das Susanne gebracht hatte. Die Freundin half ihr, das Haar so unter ein Tuch zu stecken, dass niemand bemerkte, dass es kurz geschnitten war. Dann führte sie sie zurück in den Palas, wo Dietrich und Hedwig schon warteten.
     
    Sie brachen am nächsten Morgen gleich nach der Andacht und noch vor dem Frühstück auf. Die Zeit drängte. Als Begleitung hatte Markgraf Dietrich vier seiner treuesten und verschwiegenstenRitter und die schnellsten und kräftigsten Pferde ausgewählt. Dazu kamen zwei Knappen, die leicht genug waren, um Marthe abwechselnd zu sich aufs Pferd nehmen zu können, ohne dass die Tiere zu schnell ermüdeten und sie die Gruppe aufhielten.
    Der Markgraf beabsichtigte, den Weg zu Raimunds Gütern in einem zweitägigen Gewaltritt zurückzulegen. Von Marthe wusste er, dass sich Lukas und Raimund dort treffen wollten und allein zu Randolfs Burg aufbrechen würden, wenn Marthe nicht binnen eines halben Tages nach ihnen auftauchte.
    Mit höflichen Worten entschuldigte sich Dietrich vor der Abreise bei Hedwig dafür, dass er sie allein auf Burg Landsberg zurücklassen musste. Auch wenn er ihr deutlich mehr Freiheiten zugestanden hatte, als Ottos Order vorsah, in einem waren die Befehle seines Bruders eindeutig: Hedwig durfte die Burg nicht verlassen.
    »So Gott will, bringen wir auch Euch bald die Freiheit«, sagte er mit einem warmen Lächeln, nachdem sie ihm ihren Segen für das Vorhaben gegeben hatte. Hedwig lächelte in schweigendem Einverständnis zurück. Mit zwei Reisigen als Geleit würde Susanne heute nach Meißen reisen – offiziell, weil sie aus Hedwigs Diensten entlassen worden war. Doch in Wirklichkeit sollte sich Susanne auf dem Burgberg umhören und Oda im Auge behalten, wenn sie und Otto zurückkehrten. Als Frau des Schmiedgehilfen würde sie sich dort problemlos neu verdingen können – vielleicht sogar bei Oda selbst.
    Rasch bewegten sich die Reiter südwärts. Nur dem Knappen, der Marthe vor sich im Sattel hatte, fiel es schwer, das schwere Ross zu beherrschen. Wehmütig dachte Marthe an Lukas und sein Geschick im Umgang mit Pferden, das er zu einem beträchtlichen Teil Christian

Weitere Kostenlose Bücher