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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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keine Kinder geboren hast.«
    Wenn sie sich gerade noch in einem Traum geglaubt hatte, so holten diese Worte sie in die Wirklichkeit zurück.
    »Wiprecht ist tot. Er starb, als er mir zur Flucht aus dem Dorf verhalf.«
    »Gott sei seiner Seele gnädig«, meinte Christian und bekreuzigte sich. Hatte Josefa das gemeint, als sie sagte, die Heirat mit Wiprecht würde Marthe einmal das Leben retten?
    Er schob die Frage beiseite, was noch alles in seinem Dorf an Schrecklichem geschehen sein mochte, und hatte nur noch einen Gedanken: Sie war jetzt Witwe. Sie war frei!
    Fast schämte er sich für seine Freude.
    »Also dann – willst du meine Frau werden?«
    Verzweifelt schlug sie die Hände vors Gesicht. »Ich kann Euch nicht heiraten. Ich bin unehrlich geboren, meine Eltern waren Schäfer.«
    »Und mein Vater Spielmann; außerdem bin ich jetzt geächtet– also bist du eigentlich die bessere Partie«, versuchte er lächelnd ihre Bedenken zu zerstreuen. »Willst du mich heiraten? Bitte!«
    Sie senkte den Kopf und sprach so leise, dass er ihre Worte mehr ahnte als hörte. »Ich bin nicht mehr rein … Ich bin geschändet worden …«
    Sein Blick wurde hart. »Ich weiß.«
    Entsetzt blickte Marthe hoch.
    »Er hat es mir gesagt. Im Kerker. Hat damit geprahlt, als ich in Ketten lag und es ihm nicht …. heimzahlen konnte. Von allen schlimmen Momenten war das der schrecklichste.«
    Er nahm wieder ihre Hände und küsste die Handflächen, die vom Feuer schmutzig geworden waren. »Lass mich dich vergessen machen, was er dir angetan hat.« Zärtlich wischte er ihre Tränen weg. »Ich schwöre, ich werde dir niemals wehtun!«
    »Ich weiß«, antwortete sie leise.
    Christian schob Marthes Tuch herab und wollte über ihre Haare streichen. Seine Hand verharrte mitten in der Bewegung, als er die kurzen Strähnen sah.
    »Was ist passiert?«, fragte er erschrocken.
    »Es musste sein …«, begann Marthe, doch im gleichen Moment drang von draußen erneut der Ruf des Eichelhähers. Sie schrak zusammen, sprang auf und versuchte hastig, ihr Haar wieder zu verbergen.
    Mit zwei toten Wachteln in der Hand tauchte Lukas in der Tür auf. »Ich dachte, ich kündige mich lieber an, bevor Ihr einen Eindringling vermutet und mich mit dem Schwert empfangt, wo Ihr jetzt zu den Lebenden zurückgekehrt seid«, versuchte er zu scherzen.
    Dann bemerkte er Marthes merkwürdigen Gesichtsausdruck und eine wieder aufgeplatzte Wunde auf Christians Brust, aus der eine schmale Blutspur rann.
    »Ihr hättet doch lieber liegen bleiben sollen«, meinte er besorgt.
    Während Lukas die Jagdbeute auf einen wackligen Schemel legte, holte Marthe einige Kräuter und Leinenstreifen aus ihren Vorräten und verband die Wunde.
    »Lukas hat Recht. Ihr dürft Euch noch nicht so heftig bewegen und braucht viel Schlaf«, sagte sie scheu mit gesenktem, hochrotem Kopf.
    »Lasst uns ein Abkommen treffen«, meinte Christian. »Ich werde alles tun, was du sagst, um wieder zu Kräften zu kommen. Aber wenn ich aufstehen kann, wirst du mir helfen müssen, wieder in Kampfform zu kommen, Lukas!«
    Der Knappe nickte. Er wusste, was Christian als Nächstes sagen würde.
    »Ich habe vor, meine Ehre, meinen Titel und mein Dorf zurückzuerobern.«
    Marthe wurde kreidebleich und stürzte hinaus.
    Verblüfft blickte Christian ihr nach.
    Dann winkte er Lukas heran. »Sei so gut und nimm mir die Bartstoppeln ab. Und ich glaube, dann ist es an der Zeit, dass du mir erzählst, was sich während meiner Gefangenschaft zugetragen hat. Alles!«
     
    Von Lukas’ Bericht darüber, was Marthe gewagt hatte, war Christian tief erschüttert. Doch er ließ sich nichts anmerken, denn er spürte, dass sie zumindest im Beisein des Knappen darüber nicht reden wollte, ebenso wenig wie über sein Liebeswerben.
    Was hat sie so verstört?, grübelte er, während er sich nach nichts mehr sehnte, als sie wieder zu berühren und zu küssen. Widerspruchslos schluckte er die Heiltränke, die sie ihm braute, aß ihre mit Wildkräutern gewürzten Suppen und schlief so viel er konnte. Nach zwei Tagen fühlte er sich so weit gekräftigt,dass er vorsichtig versuchte, aufzustehen und ein paar Schritte zu gehen. Mit dem rechten Bein konnte er noch nicht richtig auftreten. Aber er war froh, aus eigener Kraft zum Fluss humpeln und dort das Wasser und die Sonne auf seiner Haut spüren zu können.
    Als Christian zurück in die Hütte kam, bat er Lukas, Raimund zu holen. »Es wird Zeit, dass wir Pläne machen«, meinte er.
    Zufrieden

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