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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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stehen, selbst wenn sie dich tot glauben.«
    »Ich muss zuerst dorthin und Beweise holen, mit denen ich vor Otto treten kann«, erklärte Christian. »Nimm Lukas mit, wenn du zurückreitest.«
    »Aber Herr, natürlich begleite ich Euch«, rief Lukas dazwischen.
    »Auf keinen Fall. Vergiss nicht, ich bin geächtet. Willst du auch verfemt werden? Raimund soll dich in sein Gefolge aufnehmen und sich um deine Ausbildung kümmern, bis ich es wieder kann.«
    »Man hat Euch fälschlich beschuldigt und nie Gelegenheit gegeben, Euch vor einem Gericht zu verteidigen. Otto muss Euch anhören und freisprechen und Randolf und Hartwig bestrafen«, widersprach Lukas hitzig.
    »Er ist der Herr der Mark und muss gar nichts«, entgegnete Christian scharf. »Und ob er wirklich über seinen mächtigsten Vasallen ein strenges Urteil verhängt, darauf würde ich nicht wetten.«
    »Randolf hat Euch himmelschreiendes Unrecht angetan«, redete sich Lukas in Rage. »Außerdem habe ich eine persönliche Rechnung mit ihm zu begleichen. Ihr habt mich die Regeln des Rittertums gelehrt. Ich musste mit ansehen, wie er sie mit Füßen getreten hat. Jetzt will ich erleben, wie die Gerechtigkeit wiederhergestellt wird. Außerdem braucht Ihr bis zum Aufbruch jemanden zum Üben mit dem Schwert.«
    Zu Christians Überraschung ergriff Raimund Partei für Lukas.
    »Überdenke deine Entscheidung. Ihn hat noch niemand vermisst. Und die letzten Tage haben gezeigt, dass Lukas besser ist als mancher Ritter.«
    »Ich überlege es mir bis zur Abreise«, lenkte Christian ein. »So lange bleib und sei mein Übungspartner mit dem Schwert.«
    Während Lukas zufrieden aufatmete, überlegte Marthe, was Christian für sie geplant hatte. Wird er mich bei Elisabeth lassen, so dass ich voller Ungewissheit auf Nachricht warten muss, ob sie ihn wieder fangen und diesmal wirklich töten? Das halte ich nicht aus. Und was will er allein mit Lukas ausrichten?
    Aber Christian schien bereits einen Plan zu haben. »Kannst du uns zwei gute Pferde borgen?«, fragte er Raimund. »Drago ist zu auffällig, selbst wenn ich ihn mir wieder einfange.«
    »Ich such dir selbst geeignete aus«, versprach Raimund. »Aber wirst du das schaffen? In einer Woche musst du kampfbereit sein, wenn du zuerst in dein Dorf willst und dann zum Landding.«
    Seine Zweifel waren nicht zu überhören.
     
    Raimund nahm Marthe mit in sein Dorf. Sie kamen keinen Moment zu früh. Bei Elisabeth hatten die Wehen eingesetzt, und die alte Wehmutter war froh, dass Marthe sich um die Entbindung kümmern würde. Sie wies ihre knotigen, geschwollenen Hände vor. »Sie schmerzen und zittern. Meine Tage sind gezählt«, meinte die Alte. »Ich helfe dir, wenn ich soll, aber die Herrin sagt, du kennst dich aus. Dann überlasse ich dir gern den Vortritt.«
    Marthe nickte und schickte die Frau nach Hause, nicht ohne ihr eine lindernde Salbe in die Hände einmassiert zu haben.
    Elisabeth stand in der Halle und sah ihr mit einem gequälten Lächeln entgegen. Sie hatte die Arme in den Rücken gestützt und wanderte auf und ab, bis die nächste Wehe sie zum Stehen zwang.
    »Das geht schon einen halben Tag so. Aber ich habe mir nichts anmerken lassen«, sagte sie. »Raimund wäre sonst nicht aus dem Haus gegangen. Die Frauen sagen sowieso, beim ersten Kind dauert es mindestens einen Tag.«
    Elisabeth täuschte Munterkeit vor, aber schon kam die nächste Wehe.
    Marthe half ihr nach oben in die Kemenate und tastete zwischen den nun schnell hintereinander ablaufenden Wehen den Leib der Gebärenden ab.
    »Es wird nicht mehr lange dauern«, versicherte sie. Fast im gleichen Moment ging mit einem Schwall das Fruchtwasser ab.
    »Oh!« Elisabeth war sichtlich verlegen, aber Marthe beschwichtigte sie.
     
    Raimund saß derweil in der Halle und wusste vor lauter Unruhe nichts mit sich anzufangen. Elisabeth war trotz ihrer Zierlichkeit nicht so beschaffen, dass sie bei jedem Anlass jammerte. Sie nun vor Schmerz bis in die Halle schreien zu hören, raubte ihm den Verstand. Zweimal schon war er aufgesprungen, zu ihrer Kammer gerannt und hatte Einlass gefordert, aber ein paar Frauen hatten ihm energisch den Zugang verwehrt. Der Raum für eine Niederkunft sei eindeutig kein Ort für Männer, erklärten sie unerbittlich.
    So lief er auf und ab wie die gefangene Raubkatze im Käfig.
    Nahm denn das kein Ende? Sie war so zart, konnte sie überhaupt eine Geburt überleben? Allmählich begann er sich zu verfluchen, sie durch seine Zügellosigkeit in

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