Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
komplizierter sein würde, als sie es sich jetzt vorstellen konnte.
     
    Am nächsten Morgen hatte Ludmillus wieder die Maske des fröhlichen Sängers aufgesetzt.
    An der nächsten Weggabelung verabschiedeten sich die Spielleute von den Siedlern. Doch bevor jeder auf seinem Weg weiterzog, nahm Ludmillus Marthe kurz beiseite.
    »Als Dank für dich eine Warnung auf den Weg«, raunte er.
    »Gestern sind uns zwei Berittene begegnet, die nach einemheilkundigen Mädchen in deinem Alter und von deinem Aussehen suchen, das angeblich gewaltige Hexenkraft haben soll. Sie klangen nicht so, als wollten sie nur mit ihr plaudern. Ihr Herr hat sie hinausgeworfen, weil sie sie nicht finden konnten. Jetzt wollen sie sich dafür an ihr rächen.«
    Er sah Marthe viel sagend an und ging dann zu seinem Wagen. Marthe blieb tief erschrocken zurück.
    Sie hatte Wulfharts Männer längst weit hinter sich geglaubt. Weil sie nicht wagte, Christian deshalb anzusprechen, entschloss sie sich, Lukas von der Warnung des Sängers zu erzählen. Der zog besorgt die Augenbrauen hoch, lächelte ihr dann aber beruhigend zu. »Hab keine Angst. Ich sage meinem Herrn Bescheid und gebe selbst am Ende des Zuges Acht. Halte dich in der Mitte, dann kann dir nichts passieren.«
    Schon dirigierte er seinen Braunen an den anderen vorbei, um Christian von der Neuigkeit zu berichten.

Der Überfall
     
    Seit sie ein dichtes Waldgebiet betreten hatten, durch dessen Täler und Senken feine Nebelschwaden zogen, überkam Marthe immer wieder das Gefühl, beobachtet zu werden.
    Auch Christian wirkte angespannter als sonst und ließ die Karren dichter zusammenrücken.
    Doch bisher war alles ruhig. Marthes Gedanken begannen wieder um die Verletzung zu kreisen, die sie bei Hiltrud bemerkt hatte. Ob Kaspar seine Frau schlug, wenn er sich von Christian unbeobachtet fühlte?
    Plötzlich durchzuckte Marthe ein jäher Anflug von Gefahr und ließ sie nach Luft schnappen. Nach einem ersten Schreckensmoment rannte sie an die Spitze des Zuges.
    »Da vorne … etwas Schlimmes!«, stieß sie noch im Laufen hervor, als sie Christian erreicht hatte.
    Der Ritter reagierte sofort. Er zügelte seinen Grauschimmel und hob den Arm zum Zeichen, dass der Zug halten sollte. Dann richtete er seinen Blick wieder auf den umgestürzten Baum, der vor einer Biegung den Weg versperrte und den er schon vor Marthes Auftauchen misstrauisch betrachtet hatte.
    »Dieser Baum wurde mit der Axt umgehauen – und das erst vor kurzer Zeit«, meinte er zu dem immer noch atemlosen Mädchen. »Die ideale Stelle für einen Hinterhalt.«
    Er wendete den Grauschimmel und ließ die Karren so dicht wie möglich zusammenrücken. Mit wenigen Worten erklärte er Marthes und seinen Verdacht.
    »Sollen wir einfach hier warten? Oder nachsehen?«, fragte Hildebrand ängstlich blinzelnd.
    »Wir legen hier eine Rast ein«, wies Christian an und saß ab.
    Aufmerksam blickte er um sich. »Sie werden kommen. Wir laufen nicht in ihren Hinterhalt. Verhaltet euch ganz normal, aber bleibt in Reichweite der Waffen. Niemand geht Wasser holen, und wir machen kein Feuer.«
    Anerkennend sah er zu Marthe, die immer noch verwirrt war. Dieses Mädchen hat einen sechsten Sinn wie ein erfahrener Kämpfer – oder sogar noch besser, dachte er. Sie hatte den umgeschlagenen Baum nicht sehen können, als sie losrannte. Er musste wieder an die erste Begegnung mit ihr denken. Damals hatte sie seine Anwesenheit gespürt, obwohl er weder zu sehen noch zu hören war; er hatte verdeckt an der Stelle gestanden, auf die sie zugelaufen war. Und Lukas hatte ihm berichtet,dass sie auch schon vor der Rückkehr der anderen von dem Einsiedler gewusst hatte, dass etwas passiert sein musste. Doch er schob den Gedanken vorerst beiseite. Im Moment forderte die drohende Gefahr seine ganze Aufmerksamkeit. Alles hing davon ab, ob und wann die Wegelagerer die Geduld verlieren und aus ihren Verstecken kommen würden, um die Rastenden zu überfallen.
     
    Die Siedler hatten sich auf den Boden gesetzt, Griseldis teilte zweifach gebackenes, haltbares Brot aus. Von außen betrachtet schien die Szene alltäglich, abgesehen davon, dass die Männer diesmal wie zufällig in einem schützenden Ring um die Kinder und Frauen saßen. Doch Marthe spürte die Angst der anderen und Christians Ungeduld.
    Wir können hier nicht ewig hocken und warten, dachte der Ritter. Irgendwann müssen wir die Stelle passieren. Er blickte sich unauffällig um und suchte nach heimlichen Beobachtern

Weitere Kostenlose Bücher