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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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hörte.
    »Sst.«
    Irritiert sah sie sich um.
    »Sst. Sst …« Und dann lauter: »Mädchen!«
    Energisch drehte sie sich weg. Die Frauen hatten sie längst gewarnt, dass die vom fahrenden Volk allesamt nur Taugenichtse und eine Gefahr für jedes sittsame Mädchen waren. Aber Ludmillus ließ sich nicht abweisen und rüttelte sie am Arm. Auf seinem Gesicht war nun keine Spur mehr von Verwegenheit zu entdecken, nur noch Sorge. »Kannst du helfen? Die anderen sagen, du bist heilkundig. Komm mit, ich bitte dich.«
    Marthe erhob sich leise und begleitete ihn zu dem Kastenwagen. Als sie hineingeklettert war, sah sie auf einem Strohsack ein in Decken gehülltes Kind von vielleicht zwei Jahren. Daneben saß eine junge Frau mit feinem rotem Haar, die bildhübsch ausgesehen hätte, wäre ihr Gesicht nicht vom Weinen verquollen und ihre Augen tief umschattet.
    Für sie also war das Essen bestimmt, dachte Marthe.
    Die junge Frau blickte Marthe verzweifelt an. »Bitte hilf! Sie fiebert schon seit Tagen. Aber seit dem Abend geht es ihr so schlimm wie noch nie.« Sie schluchzte auf. »Barmherziger Gott, nimm mir nicht mein Kind.«
    Ludmillus setzte sich neben die junge Frau und legte ihr die Hand auf die Schulter. Er wirkte genauso unglücklich wie sie. Marthe schlug die Decken beiseite und griff nach der heißen Stirn der Kleinen. Das Kind atmete stoßweise und röchelnd, seine Augen glänzten fiebrig.
    Marthe drehte sich zu Ludmillus um, der sie nicht aus den Augen gelassen hatte. »Rasch, hol Wasser vom Bach. Einen ganzen Eimer voll.«
    Als der Sänger wiederkam, tauchte sie Tücher in das eiskalte Wasser und legte sie dem Kind auf die Beine. Ein Zittern und Stöhnen ging durch den winzigen Körper.
    »Was tust du da«, rief die Mutter entsetzt.
    »Wir müssen schnellstens die Hitze aus dem Körper ziehen«, erklärte Marthe und legte der Kleinen noch ein Tuch auf die Stirn. Als der Atem der Mädchens endlich etwas ruhiger wurde, wies sie die Mutter an, ihr vorsichtig etwas zu Trinken einzuflößen, und kletterte aus dem Wagen, um ihre Kräuter und Tinkturen zu holen.
    Marthe hatte sich erst ein paar Schritte entfernt, da tauchte aus der Dunkelheit Griseldis neben ihr auf und packte sie am Arm.
    »Fühlst du denn gar keine Scham, du loses Ding? Für Huren ist kein Platz bei uns.«
    Marthe brauchte einen Moment, um zu begreifen.
    »Da drin ist eine Frau mit einem todkranken Kind. Ich muss ihnen helfen«, verteidigte sie sich.
    »Lüg mich nicht an, Schamlose! Denkst du, ich hätte nicht gesehen, wie still du gestanden hast, als diese drei Strauchdiebe über euch herfallen wollten? Hast es wohl kaum erwarten können«, zischte Griseldis.
    Fassungslos starrte Marthe die Frau des Ältesten an.
    Ludmillus trat neben sie. Er hatte die Stimmen bemerkt und sofort mitbekommen, worum der Streit ging. So bot er Griseldis an, einen Blick in den Wagen zu werfen. Mit einem verächtlichen Laut verschwand die Wütende ohne ein weiteres Wort.
    Marthe holte so leise es ging ihre Vorräte und flößte der kleinen Kranken Akeleitinktur und den letzten Sud aus Alantwurzel ein, den sie in ihrem Korb hatte. Dann erneuerte sie immer wieder die Umschläge, die von der Hitze des fiebrigen Körpers warm geworden waren.
    Als das kleine Mädchen endlich ruhig atmete und einschlief, unterwies sie die junge Mutter, wie sie ihr Töchterchen weiter pflegen sollte. »Ich denke, sie hat das Schlimmste überstanden. Alles andere liegt nun in Gottes Hand. Holt mich, falls es ihr wieder schlechter gehen sollte«, sagte sie.
    Ludmillus drückte ihr dankbar die Hand. »Das werden wir dir nicht vergessen.«
     
    Der Vorfall ließ Marthe trotz aller Müdigkeit nicht zur Ruhe kommen. Sie war sicher, dass die Kleine wieder gesund werden würde. Doch sie war wütend auf Griseldis.
    Abend für Abend, wenn sich alle erschöpft am Feuer ausruhten, kümmerte sie sich mit letzter Kraft und wunden Füßen noch bis in die Dunkelheit um die Krankheiten und Verletzungen, die sich die anderen auf dem Marsch zugezogen hatten – und zum Dank dafür musste sie sich solche Vorwürfe anhören! Niemand wäre auf solch einen Verdacht gekommen, als sie noch gemeinsam mit Fine Krankenbesuche machte.
    Wenn sie weiterarbeiten wollte, würde es nicht ausbleiben, dass man sie auch nachts an ein Krankenlager rief. Wie sollte sie ihren Ruf wahren, solange sie nicht das respektable Alter einer weisen Frau erreicht hatte? Immer mehr bekam sie das dumpfe Gefühl, dass ihr neues Leben noch

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