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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Schwärze der Nacht.
    Auf das verabredete Zeichen hin ließen ihn die Wachen zurück in die Burg. Bei den Stallungen wartete Raimund.
    »Hier hat noch niemand etwas herausfinden können«, flüsterte Christians Freund, der inzwischen mit Ottos Einverständnis über den vereitelten Giftanschlag informiert worden war und bei der Suche nach dem Schuldigen helfen sollte. »Obwohl sich der Markgraf den Diener und den Küchenmeister persönlich vorgenommen hat.«
    Christian berichtete von Marthes und Josefas Verdacht.
    »Aber niemand in der Küche will etwas Auffälliges beobachtet haben. Irgendwie muss er an den Becher herangekommen sein – oder einen Helfer gehabt haben«, wandte Raimund ein. »Solange Otto ihm traut, können wir kaum mehr tun, als ihn sorgfältig im Auge zu behalten.«
    »Doch. Komm mit.«
    Mit raschen Schritten ging Christian voraus zu dem Kellergewölbe, in dem der Alchimist und Sterndeuter seine Experimente trieb, von denen sich die anderen Burgbewohner aus Furcht vor bösem Zauber und auch wegen des Gestanks tunlichst fern hielten. Heute war dunkler Mond. In dieser Nacht würde Aloisius bestimmt wieder geheimnisvolle Tränke brauen.
    Christian lauschte kurz an der Tür. Tatsächlich hörte er dahinter Gemurmel, dann ein Scheppern und einen deftigen Fluch. Er hieß Raimund draußen warten, riss die Tür auf und trat mit großen Schritten ein.
    Erschrocken schaute der Schwarzgewandete auf, der in dem beißenden Qualm kaum zu sehen war.
    »Was fällt Euch ein? Eure Gegenwart verdirbt meine kostbaren Elixiere«, giftete Aloisius, der sich schnell wieder gefasst hatte.
    »Ich werde Euch noch viel mehr verderben«, erwiderte Christian, drückte den Kahlkopf gegen das Mauerwerk und setzte ihm einen Dolch an die Kehle.
    »Ich kenne Euer finsterstes Geheimnis«, sagte er mit leiser Stimme, während er dem anderen bedrohlich in die Augen sah. »Und ich weiß, welche Schandtat Ihr geplant habt.«
    Das letzte bisschen Farbe verschwand aus dem Gesicht des Astrologen. Er öffnete ein paar Mal den Mund, doch er brachte keinen Ton heraus.
    »Von nun an seid Euch bewusst, dass jeder Eurer Schritte überwacht wird«, fuhr Christian fort und drückte den Dolch noch etwas fester an die Kehle seines Gegenübers. »Also unternehmt nichts Unüberlegtes!«
    Zitternd und stumm nickte der Schwarzgewandete. So überraschend, wie Christian gekommen war, war er auch schon wieder verschwunden.
    »Ob das klug war? Jetzt hast du dir noch einen Feind mehr gemacht – und er ist gewarnt«, murmelte Raimund, als sie den Keller verlassen hatten.
    »Aber so wird er vorerst keinen weiteren Angriff auf Hedwig planen. Nimm dir die anderen dazu und behaltet ihn im Auge, während ich weg bin. Vielleicht wird er unruhig und macht aus Angst einen Fehler, der ihn verrät.«
    »Verstehe.« Raimund nickte und ging dann zu seiner Schlafstatt, während sich Christian darauf einrichtete, den Astrologen zu beobachten, wenn der sein Labor verließ.
     
    Als Marthe erwachte, drang Tageslicht durch eine offene Tür in der Rückwand der Kate, die in einen kleinen Garten führte. Das Mädchen brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, was geschehen war und wie sie hierher gekommen war.
    Sie stand auf und ging in den Garten.
    Dort war die Alte schon dabei, kräftig gewachsene Kräuter zu schneiden. Mit Staunen erkannte Marthe, dass dieser Garten fast ebenso angelegt war wie Fines und hier die gleichen Heilpflanzen wuchsen.
    Die Alte sah kurz auf. »Lass uns reingehen. Du wirst hungrig sein.«
    Sie erhob sich ächzend, reichte Marthe den Korb, in den die geernteten Blätter und Blüten sorgfältig nebeneinander geschichtet waren, und ging mit ihr ins Haus. Dort holte sie aus einem Tontopf das Brot.
    »Nimm dir Bier, es steht dort drüben«, meinte sie, brach ein großes Stück Brot ab und gab es dem Mädchen.
    »Gestern hatte ich gute Geschäfte und bin reichlich entlohnt worden.« Sie hob ein gebratenes Huhn hoch und lächelte breit, wodurch sich in ihrem runzligen Gesicht die vielen Fältchen um die Augen vertieften.
    Marthe ließ sie sich nicht lange bitten und aß.
    »Die Leute nennen mich nur die alte Muhme. Oder heimlich die alte Hexe. Du hast also auch die Gabe. Aber noch nicht lange, stimmt’s ? Musst erst lernen, mit der Bürde umzugehen?«
    Das Mädchen verschluckte sich beinahe vor Schreck. Bis eben noch war ihr Josefa als ein altes Kräuterweib erschienen, wie es in fast jedem Dorf eines gab. Das hatten ihr der Garten, die getrockneten

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