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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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ausgebildet wurde. Er hatte seinem Vater versprochen, für den Jungen zu sorgen, falls ihm etwas zustoßen würde. Deshalb hälter auch seine Herkunft geheim. Würde sich herumsprechen, dass seine Mutter ein armes Mädchen und sein Vater gar ein Spielmann war, würde das Christians Leben noch schwerer machen. Er lebt so schon nicht ungefährlich.«
    Josefa machte ein grimmiges Gesicht. »Er ist ein aufrechter Mann, ein begnadeter Reiter und ein mutiger Kämpfer. Das alles würde nicht mehr zählen.«
    »Hat Otto ihm deshalb den Zweikampf mit Randolf verboten?«, wollte Marthe wissen. Die Erinnerung an den Hünen jagte ihr wieder einen Schauer über den Rücken.
    Josefa lachte bitter auf. »Randolf? Gegen Randolf ist Christian machtlos. Ich kann mir keine Untat vorstellen, die Otto ihm nicht nachsehen würde. Und kein Unrecht, das Randolf nicht begehen würde, ganz einfach, weil er es kann. Der Markgraf braucht ihn, weil niemand sonst ihm so viele Berittene für seine Feldzüge stellen kann. Christian könnte ihn auf dem Turnierplatz besiegen, aber nun darf er ihn nicht einmal herausfordern, wenn er nicht im Kerker enden will. Die Ohnmacht, nichts gegen einen Mann tun zu können, der so oft gegen die Ehrenregeln des Ritterstandes verstößt, ist für ihn fast noch schlimmer als die Trauer um Luitgard.«
    Die Alte strich sich mit beiden Händen übers Gesicht und versank für einen Moment in Erinnerungen.
    »Christians Eltern haben sich sehr geliebt. Er ist verwegen wie sein Vater – nur verschlossener, manchmal fast düster. Nach dem Tod der Mutter habe ich ihn zu mir genommen, bis der alte Markgraf heimlich nach dem Jungen forschen und ihn holen ließ. Wenn Christian kann, besucht er mich und sorgt für mich. Er wollte mich sogar schon in einem besseren Haus unterbringen. Aber ich will hier nicht weg. Hier habe ich meinen Kräutergarten und meine Kundschaft. Ich bin zu alt für große Veränderungen.«
    Ein magerer, ungefähr sechsjähriger Junge riss plötzlich die Tür auf und stürmte zu Josefa, während er Marthe nur mit einem kurzen, neugierigen Blick streifte.
    »Gott zum Gruße, Muhme«, sagte er brav und sprudelte dann heraus: »Ich habe eine Nachricht für dich. Krieg ich was Süßes als Botenlohn?«
    Josefa lachte und strich ihm übers Haar. »Ich wette, du hast deinen Botenlohn längst in der Tasche.«
    Der Junge grinste ohne eine Spur von Verlegenheit.
    Die Alte seufzte übertrieben, drehte sich um und griff nach einem Töpfchen, auf das der Junge schon seinen Blick gerichtet hatte. »Na, komm her. Aber erst die Botschaft!«
    Der Junge warf wieder einen Blick auf Marthe, zupfte an Josefas Kleid, damit sie sich zu ihm beugte, und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Josefa nickte und bestrich dann einen großen Kanten Brot mit Honig.
    Der Kleine strahlte, schnappte sich das Brot und verschwand. Josefa wandte sich zu Marthe um. »Nachricht von Christian. Du sollst dich morgen früh bereit halten. Ihr reitet zurück in euer Dorf. Lukas wird dich vom Markt abholen. Wir gehen zusammen hin, dann wird dir nichts geschehen.«
    Marthe war erleichtert.
    Er würde sie holen, wenn er kann, hatte Christian gesagt, aber das hätte auch viel später sein können. Sie fühlte sich wohl bei Josefa und überraschend heimisch. Doch sie fürchtete sich davor, wieder auf die Burg gerufen zu werden. Was dort geschehen war, flößte ihr Angst ein. Zwar hatte sie ein schlechtes Gewissen dabei, Dietrich im Stich zu lassen, aber dem Jungen ging es schon besser und Susanne wusste, was zu tun war.
    Sie wollte zurück ins Dorf. Sie vermisste Johanna und Marie, machte sich Sorgen um Bertha, deren Schwangerschaft schwierig zu werden drohte, um Karl, dessen gebrochenes Bein nachden Anstrengungen der letzten Tage wieder geschwollen war, und um Grete, deren vorsichtige Bewegungen ihr verraten hatten, dass ihr Reißen in den Gliedern schlimmer geworden war.
     
    Am nächsten Morgen machten sich Josefa und Marthe auf den Weg zum Markt. Die Muhme hatte Marthe noch einige von ihren Pflanzen ausgegraben und die Wurzeln in ein feuchtes Tuch geschlagen.
    »Als Grundstock für deinen Kräutergarten«, hatte sie gemeint und Marthe das Bündel gereicht. Das Mädchen umarmte sie dankbar.
    Auf dem Markt herrschte bereits ein so unbeschreibliches Gewimmel, dass Marthe beinahe vergaß, nach Lukas Ausschau zu halten.
    Josefa schob sie an einem Stand vorbei, an dem eine dicke Frau lebende Hühner und Tauben feilbot. Marthe zuckte zusammen, als direkt neben ihr

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