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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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spürte sie erneut, wie sich ihre Nackenhärchen aufrichteten. Das vage Gefühl überkam sie, dass da irgendwo ein lauernder Beobachter war. Aber sie konnte diesmal weder die Quelle noch die Richtung näher bestimmen.
     
    Nachdem der Markgraf und Hedwig die hohe Tafel verlassen hatten, leerte sich die Halle bald bis auf ein paar eifrige Zecher an den Tischen der Ritter.
    Müdigkeit machte sich in Marthe breit. Sie folgte den Mädchen und ließ sich das Nachtlager zeigen.
    »Ich habe noch ein Weilchen zu tun, aber wenn du willst, kannst du inzwischen hier aufräumen und dich dann schlafen legen«, meinte ihre neue Freundin.
    Marthe ließ sich zeigen, was zu tun war, und beschloss, noch einmal kurz auf den Burghof zu gehen, um die klare Nachtluft zu genießen. Nach so vielen Nächten unter freiem Himmel kam ihr die Luft in der rauchgeschwängerten Burg dumpf und drückend vor. Von den Stallungen klangen ab und zu ein Wiehern und leise Stimmen herüber. Mehrere Bewaffnete schlenderten über den Hof, so dass sich Marthe lieber zurückzog.
    Auf der Treppe überkam sie plötzlich ein heftiges Gefühl von Gefahr. Sie zuckte zurück. Eine Hand mit einem Messer fuhr dicht an ihr vorbei, schabte deutlich hörbar an der Wand entlang und holte ein zweites Mal aus. Blitzschnell fuhr die Schneide durch den Ärmel ihres Kleides.
    Marthe duckte sich und rannte schreiend auf den Hof.
    »Was soll der Lärm zu nächtlicher Stunde?«, rief streng ein Wachsoldat, der auf sie zukam, das Schwert in der Hand.
    »Jemand wollte mich töten«, stieß Marthe atemlos hervor.
    Mehrere Männer kamen herbeigerannt, unter ihnen auch Christian, der überrascht die Ursache des Auflaufs erkannte und dann den langen Schlitz bemerkte, den das Messer in Marthes Kleid hinterlassen hatte.
    »Ich kümmere mich darum«, sagte er zu der Wache und zog das Mädchen beiseite.
    Mit besorgter Miene ließ er sich berichten. »Du hast dir heute anscheinend mächtige Feinde gemacht«, sagte er schließlich und rief einen der Stallburschen, der gerade an ihm vorbeilief. »Hole Raimund, Richard und Gero! Sag ihnen, Christian braucht ihre Hilfe. Beeil dich!«
    Der Junge rannte los. Wenig später kamen Raimund und zwei weitere junge Ritter, die Marthe noch nicht kannte und die dem Aussehen nach Brüder oder Vettern sein mussten.
    Christian berichtete ihnen kurz, was geschehen war.
    »Haltet Wache vor der Kammer. Ich gehe inzwischen und versuche, noch einmal beim Grafen vorgelassen zu werden. Und du« – er wandte sich zu Marthe um – »versuch zu schlafen. Meine Freunde werden dich schützen.«
     
    Christian hastete die Treppe hinauf zu den Gemächern von Otto und Hedwig.
    »Melde, Christian sei hier mit dringenden Neuigkeiten«, sagte er dem Diener vor der Tür. »Frag an, ob sie mich heute noch empfangen können!«
    Wider Erwarten wurde er schnell vorgelassen.
    Otto und Hedwig waren noch nicht zu Bett gegangen. Hedwig sah blass und ernst aus. Und den sonst vor Kraft strotzenden Markgrafen hatte Christian selbst nach durchwachten Nächten auf Feldzügen noch nie so erschöpft gesehen.
    Otto beugte sich ungeduldig vor. »Habt Ihr etwas erfahren können? Nun sprecht schon«, forderte er.
    Christian verneigte sich und begann von dem Angriff auf Marthe zu berichten. Während er sprach, verfinsterte sich Ottos Miene noch mehr.
    »Ich will dieses Mädchen«, befahl der Markgraf unwirsch.
    »Wenn sie Gesichte hat, wird sie den Mörder finden.«
    »Sie weiß nichts, ich habe lange mit ihr gesprochen«, widersprach Hedwig. »Und sie ist in Gefahr, wenn wir sie hier lassen.«
    »Was gilt das Leben eines Bauernmädchens gegen das meiner Gemahlin?«, brauste Otto auf.
    Auch Hedwig hob nun die Stimme. »Sie ist eine Waise und verdient unseren Schutz. Den Giftmischer zu finden ist wohl eher Aufgabe der Wachen.«
    Freundlicher fuhr sie dann fort: »Wir sind ihr noch aus anderem Grund zu Dank verpflichtet. Sie ist heilkundig und kümmert sich um Dietrich. Ich würde sie gern hier behalten. Aber so ist es besser, sie geht vorerst wieder mit Christian in sein Dorf. Dort dürfte sie in Sicherheit sein.«
    »Was ist das wieder für Unsinn, Weib?«, fuhr Otto auf. »Ich gebe Unsummen aus für die teuersten Ärzte und Baderchirurgen, und du denkst, dieses Kind könnte mehr wissen als die gelehrten Männer?«
    »Offensichtlich ist sie bei einer sehr kundigen weisen Frau aufgewachsen. Und immerhin wusste sie auch mehr als Euer Astrologe, mein Gemahl. Der saß daneben, als mir der Diener das

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