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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Pflanzenbündel an den Dachbalken und die vielen Tonkrüglein auf einem Brett an der Wand verraten.
    Doch war da noch mehr an dieser weißhaarigen Frau?
    Sie hat einen Blick, der einem das Gefühl gibt, sie könnte bis tief in mein Innerstes schauen, dachte Marthe, ohne zu ahnen, dass andere Menschen in ihrer Gegenwart das Gleiche empfanden.
    Sie fürchtete sich nicht vor Josefa. Aber vielleicht war sie zu arglos? Und was sollte das Gerede von der Gabe?
    Josefa schien ihre Gedanken erraten zu haben.
    »Ich bin eine Heilkundige wie du«, sagte sie und legte ihre Hand auf Marthes. »Aber eben nicht nur das. Weil wir mehr sehen als andere und manchmal mit unseren Ahnungen in die Zukunft blicken, fürchten sich die meisten vor Frauen wie uns, auch wenn sie gelegentlich unseren Rat suchen.«
    Josefa sah ihr noch einmal lange in die Augen und nahm dann einen Schluck aus ihrem hölzernen Becher.
    Auf einmal konnte Marthe ihre Ängste nicht länger zurückhalten. »Ich verstehe das alles nicht! Ich bin ein Niemand aus einem winzigen Dorf weit weg von hier und will nichts weiter als Leute heilen. Stattdessen habe ich plötzlich diese Dinge im Kopf und stecke inmitten von Verschwörern und Mördern.«
    Josefa schob ihr noch etwas von dem Brot hinüber. »Iss, Kind.« Sie seufzte und sprach dann geduldig weiter. »Für einen einzigen Tag auf der Burg hast du es wirklich geschafft, dir eine Menge Schwierigkeiten aufzuhalsen. Ich sage ja, du musst erst lernen, mit der Gabe umzugehen. Die wenigsten haben sie von Geburt an. Unversehens muss man auf einmal damit klarkommen. Deshalb sage ich auch, es ist eine Bürde.«
    »Ich will sie nicht haben«, erwiderte Marthe trotzig.
    »Das liegt nicht in deiner Hand. Sie ist dir von Gott auferlegt, und du darfst sie nicht zurückweisen. Du hast die Pflicht, sie zum Besten deiner Mitmenschen einzusetzen. Ich werde dir beibringen, damit umzugehen, wenn du es willst.«
    »Das alles wäre nie passiert, wenn ich nicht aus meinem Dorf weggelaufen wäre.«
    »Dann wärst du jetzt tot. Wenn Gott deine Schritte hierher gelenkt hat, hat er einen Grund dafür. Vielleicht war es deine Aufgabe, Hedwig zu retten. Vielleicht aber ist dir noch mehr bestimmt …«
    Josefa senkte die Stimme und wackelte sorgenvoll mit demKopf. »Du hast dir gestern Feinde gemacht. Nicht nur, weil du Hedwig gerettet hast. Du hast dich auch mit dem Medicus angelegt. Hast seine Anweisungen widerrufen und etwas ganz anderes angeordnet. Was wird aus ihm, wenn du Erfolg hast?«
    Marthe blickte erstaunt auf.
    »Ja, jetzt verstehst du wohl«, sagte Josefa bedächtig. »Die gelehrten Herren nehmen teures Geld für ihre Kunst und schauen verächtlich auf uns herab. Aber meistens haben wir mehr Erfolg. Mag sein, dass die Doktoren andernorts weiser sind. Von den jüdischen Gelehrten erzählt man sich wahre Wunderdinge. Aber hier gibt es nur ein paar elende Stümper, die nichts weiter tun, als zur Ader lassen und zerstoßenes Metall zu verabreichen. Glaub mir, die haben mehr Menschen unter die Erde gebracht als alle Mörder, die in dieser Stadt je gehenkt worden sind.«
    Die Alte stand auf und kramte aus ihren Vorräten ein paar Wurzeln und Bündel getrockneter Blüten hervor.
    »Du weißt, was geschieht, wenn eine Frau die hier zusammen einnimmt? Oder das hier?«
    Marthe nickte. Gab man drei dieser Pflanzen einer Frau in den frühen Wochen ihrer Schwangerschaft, stieß sie das Kind ab; zwei andere konnten verhindern, dass eine Frau überhaupt schwanger wurde.
    »Dann hat deine Lehrmeisterin dir wohl auch gesagt, dass du mehr als alles andere auf der Welt dieses Geheimnis hüten musst. Denn das ist es, was die Männer fürchten: Dass wir Frauen Macht über ihre ungeborenen Söhne haben könnten!« Josefa beugte sich vor. »Auch ich sehe manches voraus«, sagte sie mit eindringlicher Stimme. »Irgendwann werden die Männer nicht mehr dulden, dass sich die weisen Frauen in ihr einträgliches Handwerk einmischen – die Doktoren nicht undauch die Baderchirurgen nicht. Ich sehe schon die Scheiterhaufen lodern. Sie werden uns vernichten. Dann stirbt das uralte Wissen aus, das wir bewahren. Selbst wer den Bütteln entgeht, wird nicht mehr wagen, es weiterzugeben.«
    Die Alte atmete tief durch und lehnte sich zurück. »Noch ist es nicht so weit. Noch müssen sie Beweise vorlegen, und das kann auf den Ankläger zurückfallen. Wenn wir Glück haben, werden wir das alles nicht erleben. Aber wir müssen vorsichtig sein.«
     
    Josefa räumte die

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