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Das Geheimnis der Herzen

Das Geheimnis der Herzen

Titel: Das Geheimnis der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Holden Rothman
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Concierge«, sagte Jakob. Seine Stimme war heiser vom Tabak. »Er will nicht, dass wir rauchen.« Er zog hastig die Überdecke über die Matratze, warf dabei das Buch herunter. Es war Père Goriot von Balzac. Jakob griff sich ein Hemd aus dem Koffer. »Was verschafft mir die Ehre?« Rasch war er in das Hemd geschlüpft und knöpfte es zu.
    Ich schluckte und befeuchtete meine Lippen. »Ich habe gehört, Sie wollen weg.«
    »Da haben Sie richtig gehört.«
    »London?«
    »Colchester, genau gesagt. Die Stelle als Illustrator, von der ich Ihnen erzählt habe.« Er saß jetzt auf der Bettkante und schlüpfte in seine Socken. Sobald er sie anhatte, griff er nach den Stiefeln.
    »Das sind ja großartige Neuigkeiten.« Meine Stimme überschlug sich.
    »Es war das einzige Angebot«, sagte er. »Mastro hat nichts, jetzt, da die ganzen Männer aus dem Krieg zurückkommen. Und alle, die ich an der McGill sonst noch kannte, sind entweder tot oder im Ruhestand.«
    »Ich bin noch da.«
    Jakob Hertzlich antwortete nicht, aber sein Gesicht verhärtete sich.
    »Wenn Sie Arbeit suchen«, sagte ich und löste meinen Schal, »im Museum gibt es mehr als genug. Ich würde Sie mit Freuden wieder nehmen. Wir haben die Präparate der Armee aus dem Krieg bekommen, und man hat mir gesagt, ich kann einen technischen Assistenten einstellen. Die Armee zahlt hervorragend«, setzte ich hilflos hinzu.
    Sein Verhalten ließ mich zusammenzucken. Er war buchstäblich vor mir zurückgewichen, hatte sich auf die Matratze zurückgezogen. Es war, als vollführten wir einen Tanz, nur dass ich keine Ahnung hatte, welches die richtigen Schritte waren.
    Er sprang auf und schnappte sich seine Jacke von einem Haken an der Tür. »Ich möchte nicht unhöflich sein, Dr. White, aber ich wollte gerade gehen.« Er war unrasiert und ungewaschen. Offenbar hatte er nicht vorgehabt, an diesem Tag das Bett zu verlassen, aber jetzt lag seine Hand auf der Türklinke. »Behalten Sie Ihre verdammten Almosen«, sagte er über die Schulter. »Sparen Sie sich das Geld für jemanden auf, der darum bittet.«
    Ich hörte nichts mehr, nicht das Tropfen von den Ästen, nicht das Wasser, das in den Rinnsteinen gluckerte. Nicht meinen Atem, der zum Stillstand gekommen schien. Nicht einmal meinen eigenen Herzschlag. Die Sonne schien durchs Fenster, und plötzlich war mir die Hitze zu viel. Ich legte mich auf sein Bett. Ich versuchte, meine Lunge zu füllen, aber bei jedem Einatmen spürte ich einen stechenden Schmerz. Ich war unfähig, mich zu bewegen, und schaute passiv zu, wie Jakob Hertzlich sich abwandte und ging.
    Seine Schritte überquerten den Treppenabsatz. Er trat aus meinem Leben, wie es mein Vater vor vielen Jahren getan hatte. Der Schmerz war so alt, so vertraut, dass ich nur kapitulieren konnte. Meine Stimme versagte, wie damals, als ich vier Jahre alt war. Mein Mund stand offen, aber es kam nichts heraus. In mir jedoch schluchzte jede einzelne Zelle. Meine Haut, meine Knochen, mein Blut schrien in der Stille.
    Ich war so mit mir selbst beschäftigt, das Gesicht im Kissen, dass ich nicht mitbekam, wie die Schritte auf dem Treppenabsatz innehielten und zum Zimmer zurückkehrten. Ich merkte nicht, dass die Tür aufging und Jakobs Kopf hereinschaute. In meiner Verzweiflung sah ich gar nichts, bis er so nahe bei mir stand, dass ich Zigarettenrauch roch und schwarzes holländisches Lakritz.
    Er kniete sich hin, mit einem sonderbaren Blick, als wäre er sich nicht ganz sicher, wer ich war. »Sie dürfen nicht gehen«, sagte ich wimmernd. »Sie dürfen mich nicht verlassen.«
    Jakob blickte an die Decke und atmete tief durch. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaute er mich an. »Sie sind eine seltsame Frau, Dr. White. Verdrehter geht’s kaum.«
    Ich nickte und wischte mir die Nase. »Ich war so gemein zu Ihnen.«
    Er zuckte die Achseln und wollte noch etwas sagen, als wir plötzlich die Schritte des Hauswirts auf der Treppe hörten. Er war unterwegs nach oben, zweifellos, weil er eine verfängliche Szene befürchtete.
    Jakob gab mir ein Taschentuch. Als der Concierge schließlich zur Tür hereinschaute, war ich halbwegs präsentabel. »Wir wollten gerade gehen«, sagte ich, während er mich misstrauisch anstarrte. Trotz des offenen Fensters schnüffelte der Hauswirt nach einem Indizienbeweis für Jakobs Raucherei.
    »Kommen Sie, Mr Hertzlich«, sagte ich und hakte mich bei Jakob unter. »Ich lade Sie zu einem Tee ein.«
    »Soll das heißen, dieser alte Mann, den ich getroffen habe,

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