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Das Geheimnis der Highlands

Das Geheimnis der Highlands

Titel: Das Geheimnis der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Ehemannes könnte entdecken, daß sie eine Hochstaplerin war. Würde man sie als Scharlatan entlarven, würde Comyn seine Drohung wahrmachen und sie töten.
    Auf einmal löste sich diese Bedrohung in Rauch auf. Im Hier und Jetzt (wenn dies denn ihr Hier und Jetzt war) war sie die verrückte Janet Comyn. Wie sollte man sie für irgend etwas verantwortlich machen, was sie tat oder sagte? Wahnsinn war ein Freibrief für die Freiheit.
    Ein Freibrief, alles zu tun und zu sagen, was sie wollte – ohne daß sie etwas zu befürchten hatte.
    Kein Eberhard, keine Revolver, keine bösen Erinnerungen.
    Vielleicht hatte sie es alles in allem hier gar nicht so schlecht getroffen.

Kapitel 5
    Adrienne war einige Stunden lang durch die Ländereien von Dalkeith gewandert, als sie zufällig an der Schmiede vorbeikam. Nach einem strapaziösen Zweitageritt auf störrischen Schlachtrössern von Burg Comyn zu ihrem neuen Heim Dalkeith-Upon-the-Sea hatte sie sich vorgenommen, auf dem erstbesten weichen Bett zusammenzubrechen, tagelang zu schlafen und sich, wenn sie aufwachte (und sich immer noch dort befinden sollte), eine gute Flasche Scotch zu besorgen und sich bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken. Und anschließend erneut zu prüfen, ob sie sich noch immer dort befand.
    Nicht nur, daß sie in dem lärmenden Schloß kein einziges weiches Bett ausfindig machen konnte, es gab auch keinen Scotch, keine Spur von einem Ehemann, und niemand kümmerte sich um sie. Schwer, sich heimisch zu fühlen. Grimm hatte sich eiligst davongemacht, sobald sie die rosafarbenen Granitmauern der Douglas-Festung erreicht hatten, obgleich er sich während der Reise als wahrer Gentleman erwiesen hatte.
    Aber sie war keine Närrin. Sie mußte nicht mit dem Kopf darauf gestoßen werden, um herauszufinden, daß sie keineswegs die gewollte Gemahlin war. Verheiratet durch einen Stellvertreter, keine Begrüßung, und ihr Ehemann ließ sich nicht blicken. Ausdrücklich nicht willkommen.
    Adrienne gab die unergiebige Suche nach Ehemann, Bett und Scotch auf und begab sich auf einen Spaziergang, um ihr neues Heim zu erkunden. Es traf sich also rein zufällig, daß sie durch den Eschenwald tappte und auf die Schmiede am Waldrand stieß. Und auf diesen Mann, der, nur mit einem Kilt bekleidet, den Blasebalg bediente und ein Hufeisen bearbeitete.
    Adrienne hatte gehört, daß ihr vermeintlicher Ehemann zu schön sei, um wahr zu sein, aber jener Mann ließ den prächtigen Grimm wirklich wie eine Kröte erscheinen.
    Es gab halt nicht mehr so viele urwüchsige Männer im zwanzigsten Jahrhundert, dachte sie in hilfloser Faszination, während sie ihn bei der Arbeit beobachtete. Um so einen Mann im zwanzigsten Jahrhundert sehen zu können, mußte eine Frau sich irgendwie Zutritt in die geheiligten Hallen der Hanteln und Gewichte verschaffen, wo der Mann um seiner selbst willen seinen Körper formte. In diesem Jahrhundert hingegen existierte ein solcher Mann einfach durch die Kraft der Natur.
    In dieser Welt mußte er stark sein, um zu überleben, um zu befehlen, um durchzuhalten.
    Als der Schmied den Hammer tanzen ließ, sah sie, wie Schweißtropfen, die sich auf seiner Stirn gebildet hatten, in einem Rinnsal an seinen Wangen hinunterliefen, aufspritzend seine Brust trafen und, oh, so unendlich langsam über seinen Waschbrettbauch rannen. Zu seinem Nabel oberhalb des Kiltes und weiter nach unten. Fasziniert betrachtete sie seine Beine und wartete darauf, daß die Schweißtropfen auf diesen kraftvollen Schenkeln auftauchten, und dabeikreiste ihre Phantasie um jeden Zentimeter, der sich dazwischen befand.
    So intensiv war die glühende Hitze der Esse, so unerklärlich ihr Verlangen, daß Adrienne nicht bemerkte, daß er bereits eine Zeitlang innegehalten hatte.
    Bis sich ihre Augen von seiner Brust lösten und auf seinen finsteren, unfreundlichen Blick trafen.
    Sie schnappte nach Luft.
    Er kam auf sie zu, und sie wußte, daß sie jetzt besser die Beine in die Hand nahm. Allerdings wußte sie ebenso, daß sie nicht weglaufen konnte, selbst wenn ihr Leben davon abhinge. Es war etwas in seinen Augen …
    Brutal ergriff seine Hand ihren Unterkiefer und zwang sie, in seine blitzenden, silberfarbenen Augen zu sehen.
    »Kann ich Euch irgendwie zu Diensten sein, meine holde Königin? Gelüstet es Euch vielleicht nach etwas Heißgeschmiedetem? Oder sollte ich meine stählerne Lanze in der Glut Eurer Esse bearbeiten, Mylady?«
    Panisch flogen ihre Augen über sein Gesicht. Reiß dich

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