Das Geheimnis der Highlands
zusammen , befahl sie sich.
Er schüttelte sie unbarmherzig. »Verlangt Ihr nach meinen Diensten?«
»Es ist nur das Feuer, nichts weiter«, rief sie mit krächzender Stimme.
»Ja, es ist mit Sicherheit das Feuer , Schönheit.« Seine Augen waren teuflisch. »Komm.« Er ergriff ihre Hand und lief zügig los.
»Nein!« Sie schlug ihn auf den Arm.
»Komm«, befahl er, und sie überkam das unheimliche Gefühl, daß er mit diesen Augen in sie eindrang und ihr seinen Willen aufzwang. Es machte ihr angst.
»Laß mich los!« stieß sie hervor.
Seine Augen drangen tiefer in sie ein, und obwohl sie wußte, daß es verrückt war, spürte Adrienne, daß sie hier für etwas unendlich Wichtiges kämpfte. Sie wußte, daß sie nicht mit diesem Mann gehen durfte, aber sie konnte sich nicht erklären, warum. Sie spürte Gefahr, dunkel und ursprünglich. Unnatürliche und uralte Gefahr, der sie nicht gewachsenwar. Sollte er seinen gnadenlos schönen Mund nochmals öffnen und noch einmal komm sagen, könnte sie ihm geradewegs gehorchen.
Er öffnete seinen Mund. Sie wappnete sich für den Befehl, der, wie sie wußte, folgen würde.
»Laß ab von meinem Weib«, befahl eine tiefe Stimme hinter ihnen.
Kapitel 6
Demnach war dieser Mann am Schmiedeofen nicht ihr Ehemann. Lieber Gott im Himmel, was würde sie vorfinden, wenn sie sich umdrehte? Wagte sie es?
Sie wandte sich leicht um, als ob ein flüchtiger Seitenblick sicherer wäre. Er könnte den Aufprall lindern. Doch Adrienne fand bald heraus, wie unrecht sie hatte. Nichts konnte den Aufprall dieses Mannes lindern.
Walhalla zur Rechten. Das Paradies auf Erden zur Linken.
Gefangen zwischen einem Sahnetrüffel und feinster Edelschokolade.
Zwischen einem Felsen und etwas sehr Hartem. Zwischen zwei sehr Harten, wie es aussah. Ich hasse schöne Männer , klagte sie aus tiefstem Herzen. Ich hasse sie. Ich hasse sie. Ich hasse sie . Doch ihnen zu widerstehen …
Hände umfaßten von hinten ihre Hüften, und der Schmied zog sie zurück gegen seinen gemeißelten Körper. »Laßt mich los!« schrie sie, und der seltsame Nebel hob sich von ihrem Verstand.
Der Schmied ließ sie los.
Und dieser sehr große, schöne Mann, der ihr gegenüberstand – der legendäre Hawk –, funkelte sie an wie Odin, der sie gleich mit einem Blitzstrahl niederstrecken würde. Sie schnaubte.
» Mich braucht Ihr nicht so anzustarren. Ihr habt es nicht einmal für nötig befunden, zu unserer Hochzeit zu erscheinen.« Adrienne ging in die Offensive. Wenn sie nun Janet war, wie hätte Janet sich wohl gefühlt? Wie schrecklich, verheiratet zu werden wie ein Stück Vieh und dann von der neuen Verwandtschaft so schäbig behandelt zu werden! »Ich habe zwei jämmerliche Tage völlig durchgeweicht auf dem Rücken eines Schlachtrosses zugebracht, und hört es denn eigentlich nie auf zu regnen an diesem fürchterlichen Ort? Wir brauchten zwei Tage, um hierherzukommen! Von der Minute an, da wir Dalkeith betraten, überließ mich der gütige Grimm meinem Schicksal. Ihr habt Euch nicht einmal herbemüht, mich zu begrüßen. Niemand führte mich in ein Zimmer. Niemand bot mir etwas zu essen an, und übrigens auch nichts zu trinken.« Sie hielt in ihrer Litanei inne, lehnte sich an einen Baum, die Hände in die Hüfte gestemmt, und tappte mit dem Fuß. »Und dann, nachdem ich keinen Platz zum Schlafen finden konnte, von dem ich nicht befürchten mußte, daß er von jemand anderem beansprucht wird, gehe ich draußen spazieren, bis Ihr Euch schließlich doch noch dazu herablassen konntet, einmal aufzutauchen, und jetzt starrt Ihr mich an? Nun, nehmt hiermit zur Kenntnis …«
»Schweig, Mädchen.«
»… daß ich nicht die Art von Frau bin, die man zur Seite schubsen kann und die sich dann in ihr Schicksal fügt. Ich weiß, wenn ich nicht willkommen bin –«
»Ihr seid außerordentlich willkommen«, säuselte der Schmied.
»Ihr sollt schweigen.«
»Und ich habe nicht einmal ein einziges Hochzeitsgeschenk bekommen!« fügte sie hinzu, stolz, daß sie daran gedacht hatte. Ja, Janet wäre mit Sicherheit gekränkt gewesen.
»Ruhe!« dröhnte Hawk.
»Und ich lasse mir nichts befehlen! Oohmpf!« stöhnte Adrienne, als ihr Ehemann auf sie zuhechtete und sie zu Boden warf. Sie stürzte zu Boden mit dem Gefühl, unter einem kleinen Nashorn zu liegen, und er überschlug sich einige Male mit ihr, ihren Körper fest an sich gepreßt. Sie konnte den Schmied leise fluchen hören und dann das Geräusch rennender Füße,
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