Das Geheimnis der Highlands
wieder einmal die Dumme wäre?
Seine Hände gruben sich brutal in ihre Seiten. Sie würden Blutergüsse hinterlassen, die noch tagelang sichtbar waren. Langsam, sehr langsam, einer nach dem anderen, lösten sich seine Finger.
Sie hatte seinen Namen ausgesprochen!
»Das nächste Mal, wenn du Adams Namen aussprichst, Mädchen, ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich aufhören werde, zu bitten um das, was mir bereits gehört, und anfangen werde, es mir zu nehmen. Du scheinst zu vergessen, daß du mir gehörst. Ich habe es nicht nötig, dich zu verführen, ich kann dich einfach in mein Bett holen. Du hast die Wahl, Adrienne. Ich bitte dich – wähle weise.«
Hawk verließ den Turm ohne ein weiteres Wort und ließ Adrienne allein im Dunkeln zurück.
Kapitel 14
Eigentlich hätte Adrienne einen gehörigen Appetit entwikkeln müssen. Sie hatte den Rest des Tages nach dem Zwischenfall in der Falknerei damit verbracht, jeden Zentimeter des Grundstücks abzuwandern. Würde dieser Tag denn nie enden? ging es ihr durch den Kopf. Sie mußte bestimmt zwanzig Meilen gelaufen sein, demnach sollte sie einiges von ihrem aufgestauten Frust abgebaut haben. Selbst ihre Elitesoldaten hatten ein wenig kränklich ausgesehen, als sie sich endlich entschlossen hatte, zum Schloß zurückzukehren, um dem Hawk angemessen und tapfer entgegenzutreten.
Zum Abendessen gab es eine sämige Tomatensuppe, angedickt mit geschmolzenem Käse und gewürzt mit fünf verschiedenen Pfeffergewürzen; ein köstlicher weißer Fisch dampfte über dem Feuer, eingewickelt in geölte Olivenblätter, garniert mit Butterkrabben; perfekt gedünsteter Spargel; fette Würste und knusprige Brote; Puddings und Früchte; Zitronentörtchen und Blaubeerkuchen. Adrienne bekam keinen Bissen herunter.
Das Abendessen war furchtbar.
Sollte sie nur noch ein einziges Mal aufsehen und den tödlichen Blick des Hawk treffen, den er auf sie gerichtet hatte, sie hätte sich eine Faust in den Mund stecken müssen, um nicht zu schreien.
Adrienne seufzte tief, während sie in der Suppe herumlöffelte, die alle anderen offensichtlich genossen. Sie rührte darin herum, schob sie hin und her und ließ das cremige Zeug spritzen. Sie war gerade intensiv damit beschäftigt, ihren Spargel in akkurate kleine Reihen umzuarrangieren, als der Hawk schließlich das Wort ergriff.
»Wenn du mit deinem Essen nur spielen möchtest, Adrienne, könntest du es besser jemandem geben, der wirklich Hunger hat.«
»Wie Ihr, Mylord?« Adrienne lächelte süßlich auf Hawks Teller, der ebenfalls gefüllt war mit unberührtem Essen.
Seine Lippen verschlossen sich zu einem grimmigen Strich.
»Ist das Essen nicht nach deinem Geschmack, Adrienne, Liebes?« fragte Lydia.
»Es ist köstlich. Ich denke nur, daß ich meinen Appetit noch nicht wiedererlangt habe –«, begann sie.
Lydia sprang auf. »Vielleicht solltest du dich noch ausruhen, Adrienne«, rief sie und warf ihrem Sohn einen vorwurfsvollen Blick zu. Der Hawk verdrehte die Augen und spielte den Unbeteiligten.
»O nein, Lydia«, protestierte Adrienne hastig. »Ich bin wieder völlig gesund.« Auf keinen Fall würde sie wieder in das Grüne Gemach zurückgehen und die Kranke spielen. Zu viele böse Erinnerungen. Für heute hatte sie geplant, sich ein neues Schlafzimmer zu suchen; daran herrschte in diesem gewaltigen Schloß wahrhaftig kein Mangel. Sie freute sich darauf, diesen Ort weiter zu erforschen und sich ein eigenes Zimmer auszusuchen. »Wirklich, es geht mir gut. Ich habe nur zuviel zu Mittag gegessen.«
»Du hast nicht zu Mittag gegessen«, sagte Hawk mit gleichgültiger Stimme.
»Ach, und woher wollt Ihr das wissen?« schoß sie zurück. »Vielleicht aß ich in der Küche.«»Nein«, mischte Tavis sich hilfsbereit ein, »ich war den ganzen Tag in der Küche, will ich mal sagen. Ihr habt schlicht und einfach vergessen zu essen, Mylady. Ein- oder zweimal ist mir dasselbe passiert, will ich mal sagen, und je hungriger ich wurde, um so weniger war mir nach Essen zumute. Also solltet Ihr besser essen, Mylady. Ihr müßt wieder zu Kräften kommen, und das will ich mal ausdrücklich sagen.« Ein entschiedenes Nicken seines freundlichen Kopfes unterstrich seine Worte.
Adrienne starrte auf ihren Teller, und ihr Trotz ließ ihre Wangen erröten.
Lydia warf Tavis einen wütenden Blick zu, als sie sich schützend neben Adriennes Stuhl stellte.
»Ich habe selbst kaum Hunger«, sagte Lydia. »Was hältst du davon, wenn du und ich einen
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