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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Mutter im Spiel gewesen. Doch diese hatte nur abgewinkt. »Andere schaffen das doch auch spielend. Es wird schon alles gutgehen.«
    Aber während der letzten Wochen der Schwangerschaft fühlte die Mutter sich häufig geschwächt und litt unter Schmerzen. Auch wenn sie sich nie beklagte, so war es ihr doch anzusehen. Besorgnis überschattete das freudige Ereignis. Und dann kam die Nacht, in der der Arzt um das Leben der Mutter kämpfte, während Wemke mit ihrem Vater hoffend und bangend im Wartezimmer saß.
    Niemals würde sie sein erschüttertes Gesicht vergessen, als der Arzt schließlich mit einem traurigen Kopfschütteln zu
ihnen trat und ihnen mitteilte: »Wir konnten Ihre Frau nicht retten. Aber das Kind lebt.«
    In der darauffolgenden Zeit sprach der Vater kaum mehr ein Wort. Den Kampf gegen seine Krankheit gab er auf, und so musste Wemke nur kurze Zeit später einen weiteren Menschen begraben. Sie konnte nicht allzu traurig darüber sein, denn ohne die geliebte Frau war das Leben für den Vater nicht erträglich gewesen. Zum Trauern fehlte ihr ohnehin die Gelegenheit, denn da war das Kind, ihre Schwester Freya, um die sie sich kümmern musste. Für nichts anderes blieb Zeit, nicht zum Grübeln und nicht zum Verzweifeln. Nur ganz kurz überkam sie ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit, als sie erkannte, dass durch die Krankheit des Vaters und den langen Ausfall der Mutter die finanziellen Reserven fast aufgebraucht waren. Sie musste das noch verschuldete Haus verkaufen, und danach blieb ihr nicht viel, um das Leben zu bestreiten.
    Sie versuchte eine Arbeit zu finden, die es ihr erlaubte, die kleine Schwester bei sich zu behalten. Den Gedanken, Freya in ein Kinderheim zu geben, hatte sie sofort wieder verworfen. Sie hätte es nicht übers Herz gebracht. Außerdem war die Kleine die einzige Familie, die sie noch besaß.
    Als Lehrerin fand sie keine Anstellung, und auch die Wohnungssuche gestaltete sich schwierig. Als sie zufällig hörte, dass im Hause der Justizrätin Remmer ein Dienstmädchen gesucht wurde, hatte Wemke spontan dort vorgesprochen. Das Anwesen lag ganz in der Nähe des Kinderhorts in Jever. Natürlich scherte es die Justizrätin nicht, dass Wemke eine bessere Ausbildung besaß. Sie brauchte ein Dienstmädchen. Wemke seufzte, als sie an ihre Arbeiten im Haus der Herrschaft dachte. Wie viel lieber würde sie anderes tun! Doch es war ein Glück, dass sie überhaupt Arbeit hatte.
    Zu ihrer Erleichterung hörte Freya auf zu weinen. Wemke hielt das kleine Bündel noch eine ganze Weile im Arm und
betrachtete zärtlich das geliebte Gesichtchen. Dieses Kind war alles Leid, das sie ertragen musste, wert. Sie liebte Freya von ganzem Herzen, und niemand würde sie je dazu bringen, sich von ihr zu trennen.
    Sanft legte Wemke das schlafende Kind wieder in sein Bett zurück. Sie musste überlegen, wie noch Geld eingespart werden könnte. Wemke setzte sich an den kleinen Tisch, nahm einen Bogen Papier und tauchte die Feder ins Tintenfass. Sorgenvoll runzelte sie die Stirn und überhörte das erneute Wimmern des Kindes. Schon wenige Sekunden später drang lautes Schreien an ihr Ohr.
    »Oh nein!« Wemke sprang auf, doch es war zu spät. Es gelang ihr nicht sofort, das Kind zu beruhigen, und erst nach langen Minuten gingen die Wehschreie in leises Klagen über.
    Kurz darauf pochte es laut an der Tür. Wemke schob den Riegel zurück. Die wütende Vermieterin stand auf der Schwelle.
    »Es ist genug! Ich hatte Sie gewarnt, und mein Mitleid hat jetzt ein Ende! Der alte Herr Meier hat schon gedroht auszuziehen. Ich muss auch an mein Auskommen denken.«
    Röte schoss Wemke ins Gesicht. »Es tut mir so leid …«
    »Mir auch«, schnitt ihr die Vermieterin das Wort ab. »Ich möchte, dass Sie in zwei Wochen ausziehen.«
    »Oh, bitte nicht!« Verzweifelt rang Wemke die Hände. »Wo sollen wir denn hin?«
    »Sie haben doch wohl noch irgendwelche Verwandten, die Sie mitleidig aufnehmen werden.«
    Wemke wollte widersprechen, doch die Alte hob abwehrend die Hand. »Ich mag nichts mehr hören davon. Donnerstag in zwei Wochen will ich Sie hier nicht mehr sehen.«
    Sie schloss mit einem Knall die Tür, und Wemke blieb sprachlos zurück. Langsam trat sie zum Bettchen, in dem die kleine Schwester jetzt friedlich schlief. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie setzte sich an den Tisch und vergrub das Gesicht in
den Händen. Es war, als ob dieser letzte Schlag sie all ihrer verbliebenen Kraft beraubt hätte. Endlich, nach fast einem Jahr,

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