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Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christel Mouchard
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über ihre Arbeit gebeugt, um Strümpfe zu besticken, die niemand unter ihrem langen Kleid sehen würde. Sie beneidete sie plötzlich. Und bedauerte, ihr Unrecht getan zu haben. Und sie verloren zu haben.
    Sie legte einen Stapel Hemden auf die Seite – und im nächsten Augenblick waren all ihre Gewissensbisse vergessen.
    »Ooohh!«, stieß sie aus und holte ein zwischen Seidenpapier verstecktes Oberteil hervor.
    Vom Kragen bis zu den Schultern war es mit einer dezenten Spitze bedeckt, zart wie ein Spinnennetz. Weder ihre Mutter noch ihre Tante hatten etwas so Schönes besessen.
    Unter den Oberteilen lagen die Röcke. Sie waren schlicht, aber aus leicht fallendem Stoff, tadellos und dem warmen Klima gut angepasst. Sie waren weiß, beige oder perlgrau, alle mit breiten und auffallend kurzen Gürteln. Nina dachte an die beliebte Sängerin Polaire in Paris, von der man sagte, ihre Taille würde in einen Serviettenring passen. Nina hielt einen Rock an ihre Taille.
    »Au! Meine passt wohl eher durch einen Fahrradreifen. Ich werde das Korsett ganz schön eng schnüren müssen.«
    Dann kamen die Kleider. Ein weißes, mit einem grünen Band gesäumt, ein beiges mit girlandenartiger englischer Stickerei in Weiß, ein weiteres weißes mit feinen malvenfarbenen Streifen.
    »Aber wie soll ich es schaffen, mich in diesen weißen Kleidern nicht schmutzig zu machen?«
    Ganz unten, in einem länglichen goldfarbenen Karton, befand sich das letzte Kleid – und das schönste: Es war ganz aus hellblauer Seide, mit einem Gürtel, der mit winzig kleinen Perlen bestickt war, und einem dazu passenden Einsatz entlang des Halsausschnittes, der sich weit über die Schultern hin ausbreitete. Nina spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. Es war zu schön für sie. So ein Kleid war teuer! Miss Melly musste es für die wirklich wichtigen Feste aufbewahren.
    »Ich werde es nicht anrühren, versprochen, ich schwöre es«, sagte sie zu sich. Schnell schloss sie den goldfarbenen Karton wieder und wählte ein Kleid, das sie zu ihrem ersten Ausgang anziehen würde: das weiße mit den feinen malvenfarbenen Streifen.
    Eine lange halbe Stunde später war es ihr immer noch nicht gelungen, sich anzuziehen.
    »Hölle und Verwesung!«
    Nina biss sich auf die Lippen: Sie liebte diesen Fluch, den sie in einem ihrer Comics gefunden hatte, doch er passte schlecht zu den Kleidern von Miss Melly – noch ein Detail, an dem sie würde arbeiten müssen.
    In Spitzenhose, Hemd und Strümpfen machte sie sich wieder an die Arbeit, mit den Schnürbändern des Korsetts zu kämpfen. Sie zu kreuzen, ohne sich zu irren, sie dann durch die Ösen zu fädeln, ohne dass dabei das Hemd darunter zu kraus wurde, die Strumpfbänder zu schnüren …
    »Ich werde es schaffen.«
    Und sie schaffte es. Das Kleid bereitete ihr weniger Probleme, auch wenn es wegen der unendlich vielen kleinen weißen Knöpfe viel Zeit in Anspruch nahm. Vom Kragen bis zur Taille und vom Ellenbogen bis zum Handgelenk verliefen zwei lange Knopfreihen. »Was für eine Arbeit, sich anzuziehen, wenn man eine Frau ist!«, ärgerte sich Nina und stellte fest, dass für den letzten Knopf am rechten Ärmel kein Knopfloch mehr übrig war. So ein Mist! Noch einmal von vorn!
    Endlich war es geschafft, und Nina begann, ihre Zöpfe in einem Dutt oben auf dem Kopf zu arrangieren. Sie hatte dicke, lockige Haare, was immerhin hilfreich war: Niemand würde sehen, dass sie sich nicht richtig frisieren konnte. Es genügte, zwei oder drei Haarnadeln hier und da festzustecken und den Hut aufzusetzen. »So, das war’s!«
    Nina trat vor den Spiegel. Der Anblick war zufriedenstellend: Sie sah eine vom Korsett zusammengeschnürte Taille, eine anständige Brust und nach hinten geworfene Schultern, die gerader waren als gewöhnlich. Kurz, mehr oder weniger die berüchtigte Silhouette in S-Form, die in Paris Furore machte. Und ihre runden Wangen waren unter dem Tüllbehang des feinen Strohhutes kaum zu sehen. Der Schatten, den der Hut auf ihr Gesicht warf, verlieh ihr etwas Geheimnisvolles, fand sie.
    »Gar nicht so schwierig, elegant zu sein«, prustete Nina los, ohne daran zu denken, dass dieses Kleine-Mädchen-Lachen alles Geheimnisvolle des Anblicks zunichte machte.
    »Ich mache mich ganz gut. Nur die Hände stimmen noch nicht.« Sie streckte sie nach vorn. Ihre angeknabberten Nägel verrieten sie ganz offensichtlich, aber sie könnte ja die eleganten Handschuhe aus Florettseide tragen. Sie musste es ausprobieren. Der Zeitpunkt

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