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Das Geheimnis der Lady Audley - ein viktorianischer Krimi

Das Geheimnis der Lady Audley - ein viktorianischer Krimi

Titel: Das Geheimnis der Lady Audley - ein viktorianischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dryas Verlag
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Abreise angekündigt.
    Mr Talboys war nicht der Mensch, der angesichts der Aussicht, seinen Gast zu verlieren, in lautes Wehklagen ausbrach. Er äußerte sich jedoch mit kühler Herzlichkeit, was bei ihm der größte Beweis für ­freundschaftliche Gefühle war. „Wir sind sehr gut miteinander ausgekommen, Mr Audley“, bemerkte er, „und Sie haben sich ­unseren kleinen häuslichen Regeln in einer Weise angepasst, die ich – um es mit Verlaub zu sagen – als ein besonderes Kompliment für mich werte.“
    Robert verneigte sich.
    „Da wir so bemerkenswert gut miteinander ausgekommen sind“, fuhr Mr Talboys fort, „hoffe ich zuversichtlich, dass Sie mir die Ehre erweisen werden, Ihren Besuch in Dorsetshire, wann immer es Ihnen genehm ist, zu wieder­holen. Am besten hierfür geeignet ist die nächste Jagd­saison, denke ich.“
    Robert erklärte, dass es keine Beschäftigung auf Erden gäbe, die ihm lieber sei als das Schießen von ­Rebhühnern, und dass er nur zu entzückt sein würde, von dem so ­liebenswürdigerweise angebotenen Privileg Gebrauch zu machen. Während er das sagte, konnte er nicht umhin, einen Blick auf Clara zu werfen.
    Dies war also nun der letzte Tag des jungen ­Anwaltes in seinem Elysium. Eine trostlose Zeit von Tagen, ­Nächten, Wochen und Monaten stand bevor, ehe er unter dem ­Vorwand der Jagd nach Dorsetshire zurückzukehren konnte. Und so stand er neben Clara in einer der Fenster­nischen und beobachtete, wie die dunklen Schatten am Himmel zunahmen und das rosige Licht mit jedem Moment rosiger wurde, während der Tag dahinschwand. Er konnte nicht anders, als dieses stille Beisammensein zu genießen, obwohl der Schatten des Expresszuges, der ihn am nächsten Morgen nach London bringen würde, bereits drohend auf ihn fiel.
    Sie redeten über das eine Thema, das stets ein Band zwischen ihnen schuf. Sie redeten von George. An diesem Abend sprach Clara in sehr gedrückter Stimmung über ihn. Wie konnte sie auch anders als traurig sein, wenn sie daran dachte, dass er, der einsame Wanderer, nicht wusste, dass seine Familie auf ihn wartete. Ein einsamer Mann, der die Erinnerungen eines verfehlten Lebens mit sich umhertrug.
    „Soll ich gehen und Ihren Bruder suchen?“, entfuhr es Robert.
    „Sie!“ Clara wandte den Kopf erstaunt zu ihm herum. „Glauben Sie, ich könnte von Ihnen verlangen, ein solches Opfer für mich zu bringen?“
    „Und glauben Sie, Clara, ich würde irgendein Opfer für zu groß erachten, wenn ich es nur für Sie bringen könnte? Glauben Sie, es gäbe irgendeine Reise, die zu unter­nehmen ich ablehnen würde, wenn ich wüsste, Sie würden mich nach meiner Heimkehr willkommen heißen und mir dafür danken, Ihnen getreu gedient zu haben?“
    Sie hatte ihren Kopf gesenkt. Es verstrichen einige Sekunden, bevor sie ihm antwortete. „Sie sind sehr gütig und großherzig, Mr Audley“, sagte sie schließlich. „Ich bin von diesem Angebot überwältigt. Doch mit welchem Recht könnte ich ein solches Opfer annehmen?“
    „Mit dem Recht der Liebe, die ich für Sie empfinde, Clara“, rief Mr Audley. Er fiel vor ihr auf die Knie und bedeckte ihre weiche Hand mit leidenschaftlichen Küssen. „Ich liebe Sie, Clara“, gestand er. „Wenn Sie wünschen, können Sie jetzt Ihren Vater rufen und mich augenblicklich aus dem Haus werfen lassen. Aber ich werde dennoch fortfahren, Sie zu lieben.“
    Die kleine Hand entzog sich der seinen und legte sich bebend auf sein dunkles Haar.
    „Clara“, murmelte er mit leiser, flehender Stimme, „soll ich nach Australien reisen, um nach Ihrem Bruder zu suchen?“
    Es folgte keine Antwort.
    Ich weiß nicht, wie es kommt, aber es gibt kaum etwas Köstlicheres als Schweigen bei Anlässen dieser Art. Jeder Moment des Zögerns ist ein stillschweigendes Eingeständnis, jede Pause ein zärtliches Bekenntnis.
    „Sollen wir beide fahren, Liebste? Sollen wir als Mann und Frau reisen? Sollen wir gemeinsam fahren und George zurückholen?“
    Mr Harcourt Talboys war mehr als überrascht, von den unerwarteten Entwicklungen in seinem Haus zu hören, die er so gar nicht bemerkt hatte. Als er jedoch hörte, dass die Hochzeitsreise nach Australien gehen sollte, brach er in Tränen aus. „Sie wollen meinen Sohn suchen, Sir? Ja! Bitte bringen Sie mir meinen Jungen zurück, und ich werde Ihnen bereitwillig verzeihen, dass Sie mich meiner Tochter beraubt haben.“

    Und so fuhr Robert nach London zurück, um seine Räume im Fig Tree Court aufzugeben und alle

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