Das Geheimnis der Magischen Ohren (German Edition)
seinem glänzenden Parkettboden und den Spots in der Decke strahlt schlichte Eleganz aus, ebenso wie die Menschen darin. Ein Mädchen in Jeans mit einer Ratte auf der Schulter ist hier ein absoluter Stilbruch. «Marty, please hide under my hair.»
Marty verkriecht sich in meinem Nacken. Ich würde mich am liebsten auch verkriechen, so einschüchternd wirkt das riesige Foyer auf mich. Eve hingegen benimmt sich, als wäre sie die Queen auf Staatsbesuch. Sie schreitet zum Empfangstresen und sagt, dass sie zu Mr. Barkley möchte.
Die Empfangsdame bittet sie, einen Moment zu warten, dann telefoniert sie. Nachdem sie aufgelegt hat, teilt sie Eve mit, dass Mr. Barkley eine Executive Suite bewohnt, nennt ihr die Zimmernummer und deutet in die Richtung, wo die Aufzüge sind. «Mr. Barkley is expecting you.»
Da macht es in meinem Kopf urplötzlich klick . Ich schaffe es kaum, Eve zu den Aufzügen zu folgen, weil sich mit einem Mal in mir alles sträubt. «Did you hear that?», frage ich Eve, als ich sie eingeholt habe. «He’s expecting us!»
Sie drückt den Rufknopf für den Aufzug, der sich sofort öffnet. «Of course he is. I have an appointment with him.» Sie betritt die riesige, verspiegelte Kabine.
Zögernd folge ich ihr. «That’s not what I mean.»
Und dann sprudelt es aus mir heraus. Wir haben alles so oft durchgesprochen, aber die plausibelste Möglichkeit haben wir übersehen, nämlich dass Elmo Barkley den Kontakt mit uns absichtlich hergestellt hat. Es gibt Hunderttausende von Galerien und Museen auf der Welt! Wieso stellt Barkley seine wertvolle Sammlung ausgerechnet hier in Dunedin aus? Einzige Erklärung: Er hat uns damit eine Falle gestellt. «He’s expecting us» bekommt jetzt eine völlig neue Bedeutung. Er weiß genau, wer wir sind, und will dafür sorgen, dass wir ihm in Valanna keine Schwierigkeiten mehr machen.
Der Aufzug öffnet sich, und wir treten in den Gang hinaus.
«But how did he know where to find us?», überlegt Eve und gibt sich gleich selbst die Antwort. «My friends on Valanna wanted to know all about me and my life. So I told them about my home town. You’re right, Mica. This is a trap.» Sie dreht sich um und drückt erneut den Aufzugknopf, doch die Kabine ist schon weg, und wir müssen warten.
Hinter uns klackt es, als würde sich eine Tür öffnen. Ich bin so nervös, dass ich bei dem kleinen Geräusch herumfahren könnte, reiße mich aber zusammen. Mein Bodyguard flüstert mir ins Ohr: «It’s him .»
Eve, die keine Ratte am Ohr hat, schaut nach hinten.
«Ah, Dr. Key», hören wir da auch schon Elmo ausrufen. «There you are, right on time.»
«Hello, Mr. Barkley», sagt Eve und fügt geistesgegenwärtig hinzu: «I forgot the certificate in my car. We’ll just go and get it.»
«No problem at all», meint Elmo. «We won’t need it. I’ve already decided to sell you the curtain.» Dann lächelt er mich an. «And this must be your daughter.»
Eigentlich sieht Eve eher aus, als könnte sie meine Großmutter sein. «My niece», sagt sie und klingt geschmeichelt und entspannt. Ihr Misstrauen ist wohl verflogen, während ich immer noch gegen Fluchtreflexe ankämpfen muss.
Zögernd folge ich Eve und Elmo ins Wohnzimmer der Suite und bestaune den Luxus: weiße Decke mit Strahlern, rote Wände, samtiger Teppichboden, braune Ledercouch – alles vom Feinsten. Vor einem breiten Fenster steht ein Tisch mit vier Stühlen. Der Seidenvorhang lehnt eingerahmt an der Wand. Bis jetzt macht alles einen harmlosen Eindruck. Ob ich mich völlig unnötig in etwas reinsteigere?
Elmo führt uns zu dem Esstisch, neben dem auf einem Servierwagen ein Teegedeck für zwei Personen bereitsteht. «I didn’t know there’d be three of us», sagt er, schenkt ein, legte einen Keks auf jede Untertasse und stellt die Tassen vor mir und Eve ab. Sich selbst nimmt er ein Glas Wasser und setzt sich.
Einem Keks kann Marty natürlich nicht widerstehen. Er kommt aus seinem Versteck an meinem Hals, läuft meinen Arm hinunter und beginnt zu knabbern.
Elmo staunt. «Oh, is this a rat?»
«He’s my pet», sage ich.
Elmo zwinkert Eve verschwörerisch zu. «Teenagers, hm?»
Marty stellt sich auf die Hinterpfoten und schnuppert. Er steigt auf die Untertasse und beugt sich über den Tassenrand.
«You can’t drink that, it’s too hot for you», warne ich.
Sofort macht er kehrt, saust meinen Arm hoch und packt mein Ohrläppchen. «Mica, listen, the tea has a strange smell.»
Ich hebe die Tasse an
Weitere Kostenlose Bücher