Das Geheimnis der Magischen Ohren (German Edition)
verhandeln, ob Eve den zweiten Vorhang kaufen kann. Nachdem das geklärt ist, verliert Elmo sofort wieder das Interesse an Eve und wendet sich dem Mann an der Kasse zu.
Wortlos zieht Eve mich am Ellbogen zum Ausgang und hinters Haus zum Parkplatz. Erst als wir in ihrem Wagen sitzen, sagt sie etwas. «I’m sure that my plan will work.»
Wir fahren zu Eve, vergleichen noch einmal ihren Vorhang mit dem Bild aus der Broschüre und überlegen, welches Risiko wir eingehen, wenn wir Elmo in seinem Hotelzimmer aufsuchen. Eve möchte den Verkauf lieber alleine durchziehen, aber da zitiere ich Marty. «You’ll need a bodyguard.»
Nachdem sie mich heimgefahren hat, gehe ich gleich Marty wecken.
Er zuckt im Schlaf mit den Schnurrhaaren. Behutsam hebe ich ihn aus seinem Wattebett. Er streckt sich auf meiner Handfläche, blinzelt und wird langsam wach. Ich kann es nicht erwarten, ihm von den neuesten Entwicklungen zu erzählen, und platze heraus: «Marty, you won’t believe what happened! We found the second gate.» Dann erkläre ich ihm ausführlich, was passiert ist.
«What is all that nonsense about buying the curtain?», meint er. «I thought we wanted to find a way to unfreeze the three Tiavalanna in the tower.»
Ach du je! Vor lauter Aufregung um den Vorhang habe ich gar nicht mehr an das Herz der Zeit gedacht.
Der Fall, der so einfach mit einem verschwundenen Jungen begann, wird immer komplizierter.
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12
We Were so Stupid!
I ch erinnere mich noch genau an den nebligen Januarmorgen, als wir unsere Wohnung in Hamburg für immer verließen und uns auf den Weg in unser neues Leben auf der anderen Seite des Globus machten. In mir tobte eine grässliche Mischung aus Angst, Abschiedsschmerz und Aufgeregtsein.
Und jetzt, an diesem sonnigen Novembermorgen in Dunedin, geht es mir keinen Deut besser. Beim Frühstück bekomme ich vor Nervosität kaum einen Bissen runter, und Mum erkundigt sich besorgt, ob mit mir alles in Ordnung sei. Da meldet sich in mir dieses schreckliche Abschiedsgefühl, und ich verspüre das intensive Bedürfnis, Mum zu umarmen. Auch Paps würde ich mich gern an den Hals werfen, und sogar Ken könnte ich glatt einen Abschiedskuss aufdrücken. Doch dann würden sie wissen wollen, was in mich gefahren sei. Aber ich kann ihnen ja nicht erzählen, dass ich einen New Yorker Kunstsammler treffe, den ich in einer anderen Welt kennengelernt habe, wo er anscheinend jemanden entführt hat – und wer weiß, vielleicht wird er mich auch entführen.
Ich glaube, Marty ist ebenfalls aufgeregt, jedenfalls zittern seine Schnurrhaare wie noch nie. Aber er versucht, es sich nicht anmerken zu lassen, macht einen auf obercool und redet sich selbst Mut zu, als ich ihn auf meine Schulter setze und aufs Rad steige. «Nothing’s gonna stop us now. We are the greatest.»
Auf der Fahrt überlege ich zum tausendsten Mal, ob Elmo wohl Lunte gerochen hat und weiß, dass Eve und ich wissen, dass er weiß, dass wir wissen … also, dass wir eben alle über Valanna Bescheid wissen. Das verwirrt mich so sehr wie die ganze Sache mit den beiden Vorhängen, mit denen man nicht nur in eine andere Welt gelangt, sondern dabei auch noch Zeitreisen macht. Eve wollte es mir erklären. Aber ich habe gar nicht erst versucht, es zu verstehen.
Vor Eves Haus schiebe ich das Fahrrad bis zur Haustür. «I hope Elmo won’t smell a rat.»
«Hey, I just washed myself», zetert Marty.
«No, that’s just a figure of speech. It means I hope he doesn’t know what we’re up to.»
Eve öffnet elegant gekleidet und top frisiert. Businesskostüm, Hochsteckfrisur, Make-up, Aktentasche. Du meine Güte, ich hätte sie fast nicht erkannt. «You look amazing», sage ich.
«Thank you.» Sie deutet auf ihre hochhackigen Pumps. «But my shoes are killing me.»
Ich schlucke. «Killing» hätte sie lieber nicht sagen sollen. Wer weiß, wie weit Elmo Barkley gehen wird.
Marty will noch mit Peter plaudern, aber wir sind in Eile und steigen sofort in Eves Wagen.
«What if Elmo asks why you brought me along?», frage ich, als wir losfahren.
«Then I’ll say that you’re my niece on holiday, and that we’re going to the beach afterwards.»
Jetzt muss ich lachen. «Yeah, you look exactly like someone who’s on her way to the beach.»
«Then I’ll say we’re going shopping.»
Kurz vor neun erreichen wir das Hotel. Als wir das Foyer betreten, wird mir klar, dass Marty und ich so oder so auffallen werden. Der riesige Raum mit
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