Das Geheimnis der Mangrovenbucht
hielt er plötzlich inne. Hauptsächlich wohl deshalb, weil er sich nicht mehr verständlich machen konnte, da die Höheren Mächte anscheinend geantwortet hatten, denn plötzlich vernahm man ein ohrenbetäubendes Geknatter. Alle erschraken, dann erkannte Jim, daß der Lärm von einem kleinen, tieffliegenden Flugzeug stammte. »Das Düngeflugzeug, das sie erwartet haben«, sagte er und wandte sich wieder dem Heiler zu. Doch dieser hatte unterdessen seine Verteidigungsstellung aufgegeben, er machte jetzt sogar einen äußerst liebenswürdigen Eindruck, als ob er sich für diesen Zwischenfall entschuldigen wollte. Er hatte etwas Zeit gehabt, sich zusammenzunehmen.
»Ich lehne jegliches Kreuzverhör ab, Inspektor. Sie haben kein Recht dazu. Ich kenne das Gesetz dieses Landes und werde keine weitere Aussage mehr machen, es sei denn, in Gegenwart meines Anwaltes.«
Wright zuckte die Achseln und klappte sein Notizbuch wieder zu. »Wenn Sie natürlich diese Haltung einnehmen, dann kann ich Sie nicht zum Sprechen zwingen. Wenn Sie an diesem Mord unschuldig sind, dann würde ich Ihnen empfehlen, uns nach besten Kräften zu helfen. Ich finde, daß Sie sich äußerst dumm benehmen.«
Doch Milward beherrschte die Situation wieder und sagte überheblich: »Ich habe es bereits abgelehnt, zu antworten. Gibt es noch irgendeinen Grund, dieses Gespräch fortzuführen? Ich bin beschäftigt, Kräuter zu sammeln; und ich erschlage keine Menschen.«
Natürlich hatte er das letzte Wort gehabt. Wright sagte nur: »Ich werde später wiederkommen. Ich kann nur hoffen, daß Sie dann die Lage etwas weniger unsinnig sehen.« Daraufhin schritt er den Weg hinaus, gefolgt von Jim, der seine Erheiterung nur schwer verbergen konnte. »Kam gerade zur richtigen Zeit, dieses Flugzeug«, sagte er. »Schau, da ist es ja gelandet. Und da drüben sind Miss Marshall und dein Freund Irving, die es sich gerade ansehen.«
»Verdammtes Flugzeug. Wenn es nicht gerade in diesem Augenblick gekommen wäre, hätte ich aus dem Burschen vielleicht etwas herausgebracht. Aber ich werde mir alles noch einmal anschauen. Was für einen Eindruck hat denn dieses kleine Zwischenspiel auf dich gemacht?«
»Natürlich hatte der Kerl etwas zu verbergen, aber, zum Teufel noch einmal, ob das wirklich der Mord war? Obwohl viele Dinge dafür sprechen, kann ich mir nicht vorstellen, daß dieser Bursche einen Menschen umbringen würde; und zwar einfach deshalb, weil er nicht genügend Hirn besitzt.«
»Man braucht nicht sehr viel Hirn, um einem Mann von hinten eins über den Schädel zu hauen. Aber ich kann Milward wegen eines Strickes und einiger Hufspuren nicht einsperren lassen. Ich kann ihm nicht einmal vorwerfen, daß er der Polizei nicht geholfen hat. Ich werde mir jetzt noch einmal alles ganz genau ansehen und anschließend wieder mit ihm reden, diesmal ohne die uns unterbrechenden Höheren Mächte. Dann werden wir uns kurz mit Mrs. Morton unterhalten. Sie versteht ihn, und zur Abwechslung ist es recht angenehm, mit jemandem zu sprechen, der geistig gesund ist. Vielleicht bietet sie uns sogar eine Tasse Tee an. Es ist beinahe zwölf Uhr.«
Zur gleichen Zeit sagte Pauline: »Ich habe noch nie eine Flugzeugdüngung gesehen. Ich hoffe, daß der Pilot bald startet. Ob er das Gebiet um den Landeplatz des Farmers düngt?«
»Ja, aber ich weiß nicht, ob da sehr viel abfällt — er kann es sich nicht leisten. Verity sagt, der Mann, von dem er den Grund und das Haus kaufte, hatte den Landeplatz gebaut, und Walker berechnet den Nachbarn soundso viel pro Tonne, damit sie ihn benützen dürfen. Donnerwetter, das ist ja der alte Barney.« In diesem Augenblick hatte der Pilot den Landeplatz verlassen und kam ihnen auf der Straße entgegengeeilt.
»Barney O’Connor!« rief Pauline in höchster Aufregung. »Das ist ja wunderbar. Barney ist ein Schatz. Ich wußte gar nicht, daß er ein Freund von Ihnen ist. Jeder betet ihn an. Er ist so herrlich verrückt.«
Der verehrte Pilot war nicht schön; ein mittelgroßer Mann, rothaarig, sommersprossig, mit einem äußerst freundlichen und ansteckenden Grinsen. Er begrüßte Pauline mit mindestens ebensoviel Begeisterung, wie sie für ihn gezeigt hatte. »Pauline, mein Engel. Du lebst noch, um meine Augen zu weiden. Ich habe alles über dich in der Zeitung gelesen — attraktives Mädchen mit einem großen Schock — aber so siehst du eigentlich nicht aus. Überhaupt wenn du mich so anlachst — attraktiv stimmt, aber von Schock merkt man
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