Das Geheimnis der Mangrovenbucht
in rasender Wut zum Bootshaus hinunterrannte. Armes Kind, sie hat nicht verdient, so etwas vorzufinden. Und übrigens, hier finden wir gar nichts. Außerdem habe ich keine Lust, mir bei dieser Herumkriecherei einen Hexenschuß zu holen.«
Wright richtete sich auf und warf noch einen letzten, bedauernden Blick auf den weichen Torf.
»Nein, hier finden wir nichts. Aber wo, zum Teufel, ist dieses Pferd denn gegangen? Als nächster kommt der Heiler dran, obwohl ich nicht viel Hoffnung habe, dort etwas zu entdecken. Dieser Spaßvogel sieht mir nicht gerade wie ein wilder Reiter aus.« Dabei gingen beide Männer über die Weiden zu Milwards Häuschen hinüber.
12. Kapitel
Als sie an den letzten Gartenzaun kamen, der das Grundstück des Heilers von dem Ada Mortons trennte, blieb Wright stehen und betrachtete ein Stück Schnur, das über dem Zaun hing. Die beiden Enden sahen aus, als ob sie erst vor ganz kurzer Zeit abgeschnitten worden wären. Er wandte sich zu Jim.
»Ob man aus diesem Stück die Zügel gemacht hat?« fragte er.
»Das Gewicht stimmt auf jeden Fall«, gab Jim zu, »aber man hätte den Strick auch zu einem anderen Zweck verwenden können.«
Im feuchten Erdboden im Hof entdeckten sie einen weiteren Beweis. Es bestand kein Zweifel, daß die Mähre mit dem Hahnentritt hier gewesen war. Sie fanden unverkennbare Spuren an vielen Stellen. Wright blickte um sich, aber von Milward war nichts zu sehen. Dann ging er schnell auf einen kleinen Schuppen zu, der in der Ecke des Hofes stand. Das erste, was er dort fand, war ein langes Stück Schnur, von dem offensichtlich der am Zaun hängende Strick stammte. Jim maß die Schnur nach und stellte dabei fest, daß sie die richtige Länge aufwies. »Aber trotzdem...« sagte er. Wrights Gesicht war sehr grimmig, als er die Gartentür aufstieß und brummte: »Dieser Spaßvogel wird uns Schwierigkeiten bereiten. Am besten kommen wir sofort zum Thema.«
Der Heiler war in seinem kleinen Kräutergarten und sammelte sorgfältig Knospen und Blätter ein. Dabei summte er eine Melodie vor sich hin, die Jims fasziniertem Lauschen wie eine Kantate erschien, vermutlich aber nur ein altes Volkslied war. Er blickte erschrocken auf, als er die beiden Männer herankommen sah. Wright verlor, nachdem er Jim kurz vorgestellt hatte, keine unnützen Worte mehr.
»Mr. Milward, wir sind auf der Suche nach Pferdespuren, die mit jenen übereinstimmen, die wir in der Sumpfebene gefunden haben. Und genau diese haben wir jetzt in Ihrem Hof entdeckt.«
Jim kam es vor, als ob der Mann erblaßt wäre, doch dieser sagte nur: »Na und? Die Pferde kommen oft in meinen Hof. Sie sind meine Freunde.«
»Wir haben auch ein frisch abgeschnittenes Stück Schnur entdeckt, das man als Zügel für Mrs. Mortons Pferdegeschirr verwendet haben könnte. Auch ihr Sattel ist während der letzten Tage benützt worden, und die Spuren hier stammen von ihrem lahmen Hengst.«
»Stute, mein Herr, Stute! Das Geschlecht sollte man sowohl bei den Menschen als auch bei den Tieren ehren. Ich bitte Sie, diese galante, alte Mähre mit dem richtigen Namen zu benennen.«
Jim mußte bei diesen Worten etwas lachen; als er jedoch Wrights Blick begegnete, versuchte er, es in ein Husten umzuwandeln.
»Lenken Sie nicht vom Thema ab, Sir«, sagte der Inspektor streng. »Was ich wissen möchte, ist — sind Sie auf diesem Pferd — dieser Stute — durch die Sumpfebene geritten, und haben Sie auf ihm — oder ihr — die Leiche Gary Holders transportiert?«
Milward war jetzt kreidebleich, aber er antwortete hochmütig: »Wenn Sie sich einbilden, Inspektor, daß ich mit dem Tod dieses Mannes etwas zu tun habe, dann sind Sie ein sehr schlechter Kenner Ihrer Mitmenschen. Ich achte jedes Leben. Es ist mir heilig. Ich trete sogar zur Seite, um nicht einen armen Wurm zu zertreten.«
»Das ist sehr edel von Ihnen, ganz gewiß«, antwortete der angestachelte Inspektor, »aber Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
»Soll das heißen, daß Sie mich verhaften wollen, weil ich Holder getötet habe?«
»Noch nicht. Ich frage Sie nur, ob Sie mir irgendwelche Auskünfte über den Mord geben können«, dabei zuckte Wright optimistisch sein Notizbuch.
Milward blickte ihn arrogant an. Seine weiße Haarmähne stand in die Höhe wie das Gefieder eines zornigen Papageis. »Ich hatte mit Holders Tod nichts zu tun, und ich weiß auch nicht, wer ihn umgebracht hat«, brüllte er geradezu. »Ich rufe die Höheren Mächte an...«
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