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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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aufzufrischen.
    Wie bei allen Freien Handelsschiffen ist der Lademeister zwar für die Hauptfracht verantwortlich, aber man erwartet auch von den anderen Mannschaftsmitgliedern, daß sie die Augen offenhalten und neue Produkte kaufen, die zum Wohlstand des Schiffes beitragen. Im Laufe der Zeit entwickelt jeder ein besonderes Interesse für bestimmte Waren und kann feststellen, ob es sich um eine Spezialität handelt oder nicht. So wurden wir ermutigt, jeweils zu zweit durch den Markt zu schlendern und die Eingeborenenprodukte genau unter die Lupe zu nehmen. Es konnte sehr gut sein, daß sich ein unscheinbarer Artikel darunter befand, der von den Bewohnern eines anderen Planeten sehr begehrt war.
    Die Hauptfracht von Yrjar war Sprode, ein dicker Saft, der aus bestimmten Blättern gepreßt und dann zu Blöcken gehärtet wurde. Wir brachten die Blöcke leicht in der untersten Frachtluke unter, nachdem wir die Murano-Ballen ausgeräumt hatten – eine dichte, schimmernde Seide, auf die sich die Weber von Yiktor begierig stürzten. Sie lösten geduldig Faden um Faden und vermischten sie mit ihren feinsten Materialien, so daß ein Ballen doppelt so lange reichte. Manchmal zahlte ein Edelmann sogar den gesamten Erntetribut, um ein Stück des Originaltuches zu bekommen. Die Sprode-Blöcke wurden am Stützpunkt dieses Raumsektors in ein anderes Schiff umgeladen und sollten nach einer langen Reise durch die halbe Galaxis von den Zakathern für Wein eingetauscht werden. Die Zakather – eine uralte Eidechsen-Rasse – behaupteten, Sprode würde ihre geistigen Kräfte erhöhen und verschiedene Krankheiten heilen. Mich wunderte nur immer, weshalb die Zakather ihren Verstand noch schärfen wollten – es gab kaum Geschöpfe, die es in dieser Hinsicht mit ihnen aufnehmen konnten.
    Aber der Sprode nahm nicht viel Platz weg, und es lag an uns, Füllmaterial zu entdecken. Nicht immer machten sich solche Entdeckungen bezahlt. Manchmal stellte sich das, was wir für einen Schatz gehalten hatten, als wertloses Gerümpel heraus, das letzten Endes in den Abfallschacht gekippt wurde. Aber bisher hatte sich das Risiko doch oft gelohnt, und wir waren überzeugt davon, daß wir wieder kleine Kostbarkeiten entdecken würden.
    Ein Handelsschiffer mit einer glücklichen Hand konnte auf baldige Beförderung hoffen und nach einiger Zeit den Antrag auf ein eigenes Schiff stellen, wodurch sein Anteil am Geschäft größer wurde. Man mußte also seine Augen schärfen und die Berichtbänder der vergangenen Reisen gut im Gedächtnis behalten. Wenn man obendrein die gute Spürnase des geborenen Handelsschiffers besaß, ging selten etwas schief.
    Natürlich gab es immer die spektakulären Dinge – ein neuer Stoff, ein seltener Stein –, die das Auge sofort gefangennahmen. Aber diese Artikel befanden sich meist im Mittelpunkt des Interesses, und der betreffende Händler sorgte dafür, daß die Lademeister sie sahen, wenn das Treffen der Kaufleute stattfand.
    Das, was wir suchten, waren unauffällige Waren, irgendwelche obskuren Produkte, die ein anderer Händler auch rein zum Versuch gekauft hatte und nun wieder loswerden wollte. Meist handelte es sich um kleine Dinge, die leicht zu transportieren waren und um die man sich auf den Luxusplaneten der inneren Systeme riß. Denn die Reichen der inneren Planeten waren so versnobt, daß sie für einen neuen Artikel auch das Tausendfache seines Preises boten, wenn sie damit ihre Nachbarn beeindrucken konnten.
    Foss hatte auf seiner zweiten Reise einen Riesenerfolg mit den Ispan-Teppichen gehabt – Meisterstücke der Weberkunst, die sich in winzige Päckchen zusammenfalten ließen, ausgebreitet aber eine riesige Bodenfläche bedeckten. Die Farben und Formen flossen ineinander über, und ihr schimmernder Glanz beruhigte das Auge.
    Mein unmittelbarer Vorgesetzter, Lidj, hatte die Dalho von Crantax entdeckt. Das war eine unscheinbare, verschrumpelte schwarze Frucht, die nach ihrer Entdeckung zum Aufbau einer großen Industrie geführt und der Liga eine ganz schöne Summe eingebracht hatte. Lidj war befördert worden und besaß nun Aktien, die ihm ein Viertel des Ertrags auf einem Pionierplaneten sicherten. Am Anfang konnte man auf so ein Glück natürlich nicht hoffen – obwohl wir es insgeheim wohl alle taten –, doch auch kleinere Triumphe brachten positive Bemerkungen ins Führungsbuch.
    Ich ging am ersten Tag mit Lidj und dem Kapitän zum Treffen der Kaufleute. Es wurde in der Großen Halle abgehalten, einem

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