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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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riesigen Saal, der im Mittelpunkt des Markttreibens stand. Während die Architektur von Yiktor im allgemeinen düster wirkte – wie meist bei Bauwerken, die zugleich als Unterkunft und Festung dienen müssen –, war die Große Halle etwas freundlicher. Die Mauern bestanden nur zum Teil aus Stein. Im Innern befand sich eine große freie Fläche, nur unterbrochen von Pfeilern, die das Dach mit dem spitzen Giebel trugen. Die Dachkanten waren weit nach unten gezogen, um vor Nässe zu schützen – wenn es auch jetzt in der Trockenperiode kaum regnete.
    Wir waren die einzigen Freien Handelsschiffer im Hafen, doch es hatte sich auch ein Schiff des Kombinats eingefunden, das eine besondere Fracht mitführte und sie auch hier nicht verkaufte. Auf diesem Markt herrschte Frieden zwischen uns, und unsere Kapitäne und Lademeister saßen einig nebeneinander. Sie hatten bequeme Tribünensitze bei den vornehmen Handelsherren.
    Wir junges Gemüse waren nicht so bequem untergebracht. Wir standen auf gleicher Stufe mit ihren zweitrangigen Zunftleuten und mußten uns mit den Seitenkorridoren begnügen. Von den Einheimischen unterschieden wir uns nur durch Zählbretter, die wir stolz auf den Knien hielten. Sie hatten einen doppelten Zweck: Erstens dienten sie als eine Art Ausweis, daß man uns mit unseren Herren einließ, und zweitens sollten wir bei den Eingeborenen den Eindruck erwecken, daß wir nicht rechnen konnten und somit leicht zu beschwindeln seien. Man hat bei einem Geschäft immer einen kleinen Vorteil, wenn einen der Geschäftspartner nicht ganz ernst nimmt. Also hockten wir am Fuß der Plattform und machten uns deutlich sichtbar Notizen über die ausgestellten und angebotenen Waren.
    Pelze aus dem Norden wurden zur Schau gestellt. Sie hatten eine herrlich rote Farbe, in der goldenes Licht schimmerte, als die Händler sie hochhoben. Stoffe wurden über Rahmen gehängt, und ein großer Teil der Ausstellung galt Metallwaffen. Schwerter und Speere scheint es auf allen primitiven Planeten der Galaxis zu geben, aber diese hier waren offensichtlich von Meistern geschmiedet worden. Dazu gab es Kettenhemden, Helme mit Miniaturdarstellungen von wilden Tieren oder Vögeln und Schilde. Schließlich trat ein Kaufmann mit geheimnisvoller Miene vor. Zwei seiner Untergebenen führten Schießübungen mit einer neuartigen Armbrust vor, und aus dem Gemurmel der Zuschauer konnte ich entnehmen, daß es sich um eine großartige Verbesserung der bisherigen Waffen handelte.
    Die Waffenschau, die am längsten dauerte, war für uns ziemlich langweilig. Natürlich kaufte man hin und wieder ein Schwert oder einen Dolch, um die Waffe bei einem Sammler an den Mann zu bringen. Doch das waren winzige Posten auf unserer Liste.
    Es war eine lange Sitzung. Die Yiktorier unterbrachen sie einmal und reichten Krüge mit ihrem bitteren, für uns ungenießbaren Bier herum. Dazu gab es einen kleinen Imbiß aus flachen Weizenfladen und einer süßen Fleischpastete. Die Sonne war am Untergehen, als wir endlich gehen konnten. Die Sitte verlangte es, daß Kapitän Foss und Lidj später dem offiziellen Bankett beiwohnten, aber wir einfachen Schiffsmitglieder konnten die Lydis aufsuchen.
    Der junge Angehörige des Kombinats Duffoldan, der den gleichen unbequemen Brettersitz wie ich gehabt hatte, streckte sich und grinste, nachdem er das Rechenbrett in den Gürtel gesteckt hatte.
    »So, das wäre geschafft«, stellte er unnötigerweise fest. »Gehen Sie jetzt bummeln?«
    Gewöhnlich verkehren wir Freien Handelsschiffer nicht mit den Leuten des Kombinats. Jetzt war zwar alles geregelt, aber in der Vergangenheit hatte es doch zu viele Streitereien gegeben.
    Die Liga hat jetzt einen mächtigen Arm, und die Kombinate können es nicht mehr wagen, uns Freie Handelsschiffer einfach zu verdrängen. In früheren Zeiten war es einem einzelnen Schiff jedoch unmöglich, gegen das Kombinat anzukämpfen. Und die Erinnerung an jene Zustände war noch so lebendig, daß zwischen Handelsschiffern und Mitgliedern des Kombinats selten Herzlichkeit aufkam.
    So sagte ich ziemlich reserviert: »Noch nicht. Erst nach dem Bericht.«
    »Bei mir das gleiche.« Wenn er meine Kühle bemerkt hatte, zeigte er es jedenfalls nicht. Statt dessen wartete er, bis ich mein Rechenbrett verstaut hatte. Ich tat es betont langsam, um ihm Gelegenheit zum Gehen zu gehen, doch er rührte sich nicht vom Fleck. »Ich bin Gauk Slafid.«
    »Krip Vorlund.« Zögernd ging ich neben ihm her. Am Ausgang drängten sich

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