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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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könnte.«
    Gemeinsam arbeiteten wir ein Programm aus, in dem ich als gut gezähmter Barsk auftreten sollte. Dann, als wir uns einigen Hängen mit terassenförmig angelegten Feldern näherten, schlüpfte ich in den leeren Käfig wie die anderen Tiere.
    Ich rollte mich zusammen und döste vor mich hin. Nach einer Weile hörte ich Stimmen, schrille Kinderstimmen, dazu schlugen fremde Gerüche in meine Nase. Wir waren wohl in Sim-Yin angelangt. Maelen hatte mir erzählt, daß es sich um ein Bauerndorf handelte, in dem sich außer zwei Gasthäusern noch der Tempel befand. Hier suchten die Leute Quartier, die ihre Kranken ins Tal brachten oder sich nach ihnen erkundigten. Denn es geschah manchmal, daß die Priester die Krankheit wieder heilen konnten, und die Armen, die in das Tal kamen, waren nicht hoffnungslos verloren.
    Ich versuchte das Geschrei zu verstehen, doch es handelte sich um einen Dorfdialekt, nicht um die Sprache der Städter von Yrjar. Yrjar – plötzlich überlegte ich, was wohl nach meiner Entführung geschehen war. Hatte Kapitän Foss den Fall vor das Markttribunal gebracht? Einige der Richter oder zumindest ihre Untergebenen mußten sich an der Verschwörung beteiligt haben, sonst wäre der Plan nicht so glatt gelungen. Hatte man auch Laifarns entführt?
    Weshalb war ich so wichtig, daß man so viel riskierte? Sicher mußte Osokun gewußt haben, daß ich ihm nicht sagen konnte, was er erfahren wollte. Maelen hatte mir einen kleinen Fingerzeig gegeben – die Rolle, die Gauk Slafid gespielt hatte. Aber der Kampf auf Leben und Tod zwischen Kombinaten und Freien Handelsschiffern war doch längst vorbei. Weshalb nun dieser Schachzug? Welches Interesse konnte das Kombinat auf Yiktor haben? Im allgemeinen zogen diese Leute die inneren Planeten vor.
    Der Wagen blieb stehen, und meine empfindliche Barsknase witterte den Gestank des Dorfes. Borba und Vors rekelten sich und sahen durch die Gitterstäbe. Auch Simmle und Tantacka waren aufgewacht. Alle freuten sich über den Aufenthalt.
    Maelen öffnete die Wagentür und kam ins Innere. Ein Mann in weißer Robe, die auf Rücken und Brust gelbweiß schraffiert war, begleitete sie. Er lächelte und plauderte im Dorfdialekt, und durch Maelens Vermittlung konnte auch ich seine Worte verstehen.
    »Wir freuen uns wirklich, Freesha, daß du diese Jahreszeit für deine Rückkehr gewählt hast. Die Ernte war gut, und die Leute planen ein Erntedankfest. Der Älteste Bruder möchte allen Fröhlichkeit gönnen. Er stellt dir den Westhof zur Verfügung und bezahlt alle Eintrittspreise, so daß dein kleines Volk alle mit seinen Künsten erfreuen kann.«
    »Der Älteste Bruder versteht es fürwahr, dieses gesegnete Dorf glücklich zu machen«, erwiderte Maelen formell. »Gestattet er, daß ich mein kleines Volk freilasse? Es konnte sich schon lange nicht mehr strecken.«
    »Aber natürlich, Freesha. Alles, was du brauchst, steht dir zur Verfügung. Die Brüder dritten Grades werden dir helfen.« Er hob die Hand. An Daumen und Zeigefinger waren zwei flache Holzstückchen befestigt, die er jetzt gegeneinanderschlug. Zwei Jungen erschienen am Eingang des Wagens. Sie hatten kurzgeschorenes Haar und die Hand Umphras auf die Stirn tätowiert, und so erkannte ich sie als Priester. Doch sie waren noch Kinder.
    Sie lächelten breit, offensichtlich erfreut, daß sie Maelen helfen durften. Die Tiere wurden aus ihren Käfigen gelassen, und es schien, daß die Jungen sie gut kannten, denn sie begrüßten sie mit Namen.
    Dann legte Maelen die Hand an den Riegel meines Käfigs, und der ältere Priester beugte sich vor, um mich genauer anzusehen.
    »Du hast einen neuen vierbeinigen Freund, Freesha?«
    »Ja. Komm heraus, Jorth.«
    Als ich ins Freie trat, machte der Priester große Augen und sog scharf die Luft ein. »Ein Barsk!«
    Maelen streifte mir das Halsband über, das sie am letzten Abend genäht hatte.
    »Ein Barsk«, wiederholte sie ruhig.
    »Aber …« Sein Staunen ging halb in Protest über. Maelen richtete sich auf und legte die Hand leicht auf meinen Kopf.
    »Du kennst mich, Älterer Bruder, mich und meine Kleinen. Es stimmt, daß Jorth ein Barsk ist, aber er geht nicht mehr auf Jagd, sondern ist mein Gefährte wie alle anderen hier.«
    Er sah sie und dann wieder mich an. »Du bringst wahrhaftig Wunderdinge fertig, Freesha. Aber das hier ist einmalig – ein Barsk, der deinem Ruf folgt und dem du ohne Gefahr die Hand auf den Kopf legen kannst. Doch wenn du es sagst, wird man dir

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