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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Panzerhemden, die aus einem kleinen Wachhäuschen seitlich des Weges kamen. Einer von ihnen hob die Plane des Wagens, und ich drückte mich in einen Winkel des Käfigs, damit er mich nicht sah. Wieder hatte ich den Eindruck, daß die Männer Maelen kannten.
    In dieser Nacht lagerten wir noch einmal im Freien, und Maelen braute ein Getränk zusammen, das so verlockend roch, daß wir uns alle schnüffelnd um das Feuer scharten. Ich gestehe, daß ich meinen Anteil mit einer Gier schluckte, die einem echten Barsk alle Ehre angetan hätte. Während des ganzen Tages war ich erregt gewesen, denn ich wußte, daß ich dem Ziel nahe war. Aber als ich mich dann im Käfig zur Ruhe legte, schlief ich sofort ein und wachte auch während der Nacht nicht auf.
    Wir brachen beim ersten Dämmerlicht auf, nachdem wir ein paar flache Brote aus Weizen und getrockneten Fleischfasern gegessen hatten. Wieder führte der Weg bergan. Der Hang wurde immer steiler, und die Kasi legten sich mit sichtlicher Anstrengung ins Joch. Hin und wieder hielten wir an, um sie rasten zu lassen. Ein richtiges Mittagessen nahmen wir an diesem Tag nicht zu uns. Maelen verteilte wieder die Brote und goß Wasser in unsere Schalen.
    Es war Nachmittag, als wir die höchste Stelle des Wegs erreichten. Nun senkte sich der Weg in einen Einschnitt zwischen zwei Bergen. Wir konnten das Becken unter uns nicht sehen, da es von ziehenden Nebelfeldern verhüllt wurde.
    »Das Tal«, sagte Maelen, und ihre Stimme war vollkommen ruhig und ohne Gefühlsregung. »Bleib im Wagen. Wir müssen uns genau an den Weg halten, denn es gibt hier Barrieren und Sicherungen, die man nicht sieht.«
    Sie rief den Kasi einen Befehl zu, und die Tiere trotteten langsam auf diesen Ort der geheimnisvollen Nebel zu.

 
MAELEN
 
10
     
    »Betrachte deine eigenen Wünsche mit klaren Augen«, sagen die Alten, wenn sie mit den Thassa sprechen. Aber man kann glauben, daß alle Gedanken klar und alle Motive offen sind, und wird dabei doch von einem geheimen Zwang angetrieben. Wurde mein heimlicher Wunsch geweckt, als ich Yrjar verließ und mir und Malec geschickt einredete, ich müßte die Waage Molasters wieder ins Gleichgewicht bringen? Wenn ja, dann war dieser Wunsch in der Tat tief verborgen.
    Oder erwachte er erst zum Leben, nachdem ich den Eid gebrochen und dem Fremdling den Körper des Barsks gegeben hatte? Oder bewegen wir uns alle nach einem Schema Molasters, das weit jenseits unseres Verstehens liegt? Für die Alten wäre so ein Argument Blasphemie, denn sie vertreten die Ansicht, daß jeder für sein Tun verantwortlich ist – auch wenn sie manchmal das Motiv für dieses Tun in Erwägung ziehen, falls es stark genug ist.
    Doch in Yim-Sin war der Gedanke beinahe herangereift, so daß ich ihn kannte und doch verleugnete. Der Priester Okyen hatte schlechte Nachrichten für mich, als ich allein mit ihm sprach, und er ließ mich in Verzweiflung und Hilflosigkeit zurück. Als wir nun weiterzogen und dem Tal näherkamen, wuchs die Versuchung, wenngleich ich wußte, daß nichts Gutes dabei herauskommen konnte.
    Es fiel mir in diesen Stunden sehr schwer, mich mit Krip Vorlunds Not zu befassen, und ich beschloß, den Austausch so schnell wie möglich vorzunehmen, damit der Versuchung ein Ende gesetzt wurde.
    Wir kamen durch die kalten Nebel des Taleingangs zu dem Teil, den die Bewohner der Außenwelt betreten dürfen. Ich rang immer noch mit mir und beantwortete die Fragen des Fremdlings so knapp wie möglich. Die Sonne war am Untergehen, als wir in den Außenhof des großen Tempels fuhren, der für die Besucher bestimmt ist. Der Priester, der die Aufsicht führte, kam heran und begrüßte uns. Ich kannte sein Gesicht, doch sein Name war mir entfallen – durch die Gnade des Vergessens. Ich erklärte, daß ich Orkamor sprechen müsse, aber er erwiderte nur, daß dieser beschäftigt sei und nicht gestört werden könne. Wir brachten den Wagen in den zweiten Hof, und ich ließ die Kasi frei und versorgte mein kleines Volk. Doch Krip Vorlund verschonte mich nicht mit seinen Fragen, und einige davon konnte ich nicht beantworten.
    Wir hatten die Mondlaternen neben dem Wagen aufgestellt, als ein Priester dritten Grades herankam und mir bestellte, daß Orkamor jetzt Zeit für mich habe. Krip Vorlund wollte mit mir gehen. Er hatte nichts anderes im Sinn, als wieder mit seinem Körper vereint zu werden. Aber schließlich sah er ein, daß ich Orkamor erst auf die abenteuerliche Geschichte vorbereiten

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