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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Wunsch, Krip Vorlund. Wir geben ihnen jetzt einen kleinen Vorsprung und folgen dann.«
    »Was hast du mit mir gemacht und weshalb?« Ich dachte diese Sätze, und sie verstand mich.
    Sie sah mich ein wenig verwirrt an. »Ich habe getan, was du gewünscht hast, Wanderer der Sterne. Ich habe dir einen neuen Körper gegeben und dafür gesorgt, daß der alte erhalten blieb. Andernfalls wärst du unter ihren Schwertern verblutet.« Sie schüttelte den Kopf. »So hast du nicht geglaubt, daß das wirklich geschehen könnte? Aber du hast Ja gesagt, und nun liegt alles bei Molaster.«
    »Mein – dieser Körper – kann ich ihn zurückbekommen? Und was – was bin ich jetzt?«
    Sie beantwortete meine zweite Frage zuerst. In der Mulde war ein kleiner Teich. Sie legte die Hand auf meinen Nacken und führte mich hin. Einmal hob sie den Stab, und das Wasser wurde so ruhig, daß ich mich darin wie in einem Spiegel betrachten konnte. Ich sah einen Tierkopf mit einer dichten Mähne zwischen den Ohren und den Schultern entlang, roten Pelz mit einem goldenen Schimmer –
    »Der Barsk!«
    »Ja, der Barsk«, sagte sie. »Und deinen Körper werden sie an einen Zufluchtsort bringen, wenn sie nicht die Strafe ewiger Finsternis auf sich nehmen wollen. Wir folgen ihnen, und sobald wir im Tal des Vergessens sind, haben wir von Oskold nichts zu befürchten. Denn es waren Oskolds Leute, und das bedeutet, daß der größte Teil dieses Landes eine Todesfalle ist. Du hättest die Flucht nie geschafft. Doch wenn wir sicher vor Oskold sind, kannst du wieder in deinen Körper schlüpfen und tun, was du für richtig hältst.«
    »Es ist ein Traum«, murmelte ich vor mich hin.
    Wieder tauchten ihre Blicke in meine Augen und brachten mich in die Wirklichkeit zurück.
    »Kein Traum, Wanderer der Sterne, kein Traum.«
    Sie erhob sich. »Und jetzt brechen wir auf, aber nicht zu schnell, um nicht ihr Mißtrauen zu erregen. Oskold ist nicht dumm, und ich glaube, daß Osokun seinen Vater durch seine Kühnheit in eine sehr schwierige Lage gebracht hat. Ich habe dich durch die einzige Methode gerettet, die mir einfiel, Krip Vorlund, so schrecklich sie dir erscheinen mag.«
    So folgte ich ihr in der Verkleidung eines Tieres, das ihr Gehorsam schuldete. Und ich entdeckte, daß ich, obwohl der Barsk-Körper die Seele eines Menschen beherbergte, in einer neuen Weise an die Form gekettet war, die ich trug. Die vier Tiere, die mit mir dahintrotteten, waren nicht Diener, die ihrer Herrin folgten, sondern mehr als das – Gefährten verschiedener Rassen, die einander vertrauten und verstanden.
    Wir kamen zu einem der Wagen, die ich schon im Hof der Tierschau gesehen hatte. In seinem Innern befanden sich Käfige. Meine Gefährten öffneten sie vertrauensvoll und sprangen hinein. Ich blieb auf dem Boden sitzen und knurrte. Käfig – ich war in diesem Moment weit mehr Mensch als Tier, und mir reichte das Gefängnis in Osokuns Festung.
    Maelen lachte leise. »Schon gut, Jorth – das ist übrigens dein neuer Name. Denn er bedeutet in der Sprache der Alten ›Einer-der-mehr-ist-als-er-scheint‹, und er wurde einst Mimber von Yithamen verliehen, als er gegen die Nachtvalks kämpfte. Setze dich neben mich, wenn du willst, und ich erzähle dir mehr von deinem kühnen Namensvetter.«
    Im Moment lag mir nichts ferner, als alten Volkssagen zuzuhören. Meine ungewisse Zukunft bereitete mir zu große Sorgen. Dennoch setzte ich mich neben Maelen auf die Hinterpfoten und sah die Welt aus einer fremdartigen Perspektive an.
    Ich merkte, daß Maelen mehr wollte, als mein Los durch ihre Erzählungen zu erleichtern. Denn sie benutzte die direkte Übertragung von Gehirn zu Gehirn, und dabei wurden sowohl ihre als auch meine Esperkräfte gestärkt und erhöht. Außerdem waren ihre Geschichten wirklich wertvoll für mich. Viel von der alten Zivilisation Yiktors war darin zu erkennen, und ich merkte, daß die Thassa die letzten Überlebenden jener Kultur waren.
    Der Wagen folgte keinem vorgezeichneten Weg, sondern fuhr mitten durch die Wildnis. Wir befanden uns an den Osthängen einer Hügelkette, die eine Barriere zwischen Oskolds Land und den Ebenen von Yrjar bildeten. Maelen versicherte mir immer wieder, daß unser Ziel jener geheimnisvolle Zufluchtsort in den Bergen sei, zu dem man meinen Körper gebracht hatte.
    »Wie – wie hast du diese Umwandlung fertiggebracht?« fragte ich schließlich.
    Sie schwieg eine Zeitlang, und als sie antwortete, waren ihre Gedanken abgeschirmt und weit

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