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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Die verzerrte Perspektive schwand, und ich konnte meine Umgebung deutlicher wahrnehmen. Mein Pelzkamerad leckte mich immer noch, und allmählich wurde ich ruhiger.
    Aufstehen – ich wollte aufstehen. Ich schwankte. Sich mit vier Beinen aufzurichten ist nicht gerade leicht. Ich hob den Kopf. Gerüche drangen in meine Nase. Gerüche von solcher Vielfalt, daß ich darin zu ersticken glaubte. Doch dann übermittelten mir die Gerüche Botschaften, die ich nur zum Teil verstand. Ich versuchte auf allen vieren vorwärtszukriechen und stolperte wieder. Das Tier, das mich getröstet hatte, drängte sich an meine Flanke und stützte mich, bis ich gerade stehen konnte. Auch mein Sichtfeld hatte sich verändert, und ich hatte mich noch nicht daran gewöhnt, als ich hinter mir etwas Fremdartiges spürte.
    Das Tier an meiner Schulter knurrte, und ich hörte Antwortschreie aus den Büschen der Umgebung. Drohung und Gefahr waren so deutlich in diesen Lauten, daß ich mich umdrehte und den Kopf hochreckte, um zu sehen, wer da kam.
     
    Die Verzerrung blieb, und die veränderten Größen verwirrten mich. Wieder waren die Gerüche überwältigend. Aber ich konnte Maelen erkennen. Sie stand mit dem Rücken zu uns. Ihr Umhang schleifte am Boden, und sie sprach mit einer Gruppe von Männern. Zwei saßen auf Kasi und hielten die Zügel von reiterlosen Tieren, drei kamen zu Fuß und mit scharfen Schwertern näher.
    Ich spürte, wie ich die Zähne bei dem Geruch der Männer fletschte. Denn ich entdeckte, daß bestimmte Gerüche auch bestimmte Gefühle bedeuteten, und hier spürte ich Wut, grausamen Triumph und Gefahr. Das Knurren des Tieres neben mir wurde lauter.
    »… gekommen, um ihn zu holen …«
    Was bis dahin ein Gewirr bedeutungsloser Laute gewesen war, ordnete sich zu Worten. Oder las ich die Worte durch Maelens Gedanken? Das Mädchen stand da und verriet weder Überraschung noch Angst.
    »Was ihr aus ihm gemacht habt, ist hier.«
    Sie nickte zu einem bestimmten Punkt hinüber. Jemand saß oder, besser gesagt, kauerte auf dem Boden. Die Lippen waren schlaff, und aus einem Mundwinkel tropfte Speichel. Ich blinzelte und schloß fest die Augen, aber als ich sie wieder öffnete, blieb das Bild das gleiche. Wer hat seinen Körper je selbst betrachten können, nicht im Spiegel, sondern als eine von der Intelligenz unabhängige Einheit? Ich hielt es nicht für möglich, aber da stand ich nun auf vier Pfoten und sah meinen früheren Körper an.
    Maelen ging auf die geduckte Gestalt zu und zog sie an den Schultern hoch. Und es schien, daß meine äußere Hülle nicht mehr war als eben eine Hülle. Mein Körper lebte. Ich konnte sehen, wie sich die Brust unter der zerrissenen Uniformjacke hob und senkte. Und als Maelen die Gestalt aufrichtete, stöhnte und wimmerte sie. Ich bellte los, und einer der Schwertträger zuckte zusammen und sah mich an.
    »Sei still, Jorth.« Maelens Worte drangen in mein Inneres, und ich erriet, daß sie mit mir und nicht mit dem armseligen Ding sprach, das endlich schwankend dastand.
    Maelen führte die Gestalt – ich konnte sie nicht mehr als meinen Körper betrachten – ein paar Schritte vorwärts. Und dann starrten die Männer das schlaffe, vom Wahnsinn gezeichnete Geschöpf an. Sie traten unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    »Euer Werk, Knappen?« fragte Maelen. »So kam dieser Mann zu mir, und ihr wißt, wer ich bin.«
    Sie schienen es zu wissen – und sie betrachteten Maelen mit Scheu und Furcht. Zwei von ihnen machten Beschwörungszeichen.
    »So gebe ich euch in die Hände, was von euch kommt, Männer von – von …« Sie sah sie aufmerksam an »… Oskold. Dieser hier steht unter dem Schutz von Umphra, oder wollt ihr es leugnen?«
    Einer nach dem anderen schüttelte zögernd den Kopf. Die Männer, die Schwerter in den Händen hielten, steckten sie ein.
    »Dann tut, was eure Pflicht ist.«
    Sie sahen einander an, und ich glaubte, daß sie widersprechen würden. Aber Maelens feste Worte erstickten ihren Protest im Keim. Einer von ihnen holte ein Kasi, und sie banden den Mann, der kein Mensch mehr war, darauf fest. Dann drehten sie sich um und ritten der Frühsonne entgegen, die hinter einer Wolke hervorgekrochen war und die Mulde beleuchtete.
    »Weshalb? Was?« Ein Kläffen, aber sie mußte meine Gedanken gelesen haben, denn sobald sie fort waren, kam sie zu mir gelaufen, kniete vor mir nieder und nahm meinen Kopf fest zwischen ihre Hände. Sie sah mir in die Augen.
    »Unser Plan läuft nach

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