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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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meiner Nähe. Und die tanzenden Flammen waren so beruhigend. Der Mensch und das Feuer – sein Trost und seine Waffe.
    Aber hinter dem Feuer war ein anderes Licht, und als ich es sah, knurrte ich – und erschrak. Einen Moment lang nach dem Erwachen war ich ganz Krip Vorlund gewesen, und mit einem Schock entdeckte ich, daß ich immer noch in der Verkleidung von Jorth steckte.
    Mein Knurren wurde beantwortet, und meine Barsknase sagte mir, daß in den Schatten hinter der Mondlaterne noch andere Tiere waren.
    Ein Mann trat ans Feuer, einen Kessel in einer Hand, einen langstieligen Schöpflöffel in der anderen. Er ging an einer Reihe von Schüsseln vorbei und füllte sie. Dann kam er zu mir.
    »Malec von den Thassa«, dachte ich.
    »Krip Vorlund, der Fremdling.«
    »Du erkennst mich?«
    Er lächelte. »Es gibt nur einen Menschen, der als Barsk herumläuft.«
    »Aber …?«
    »Aber das geschah während meiner Abwesenheit? Du hast die Macht der Thassa benutzt, mein Freund. Hast du geglaubt, daß wir das nicht erfahren würden?«
    »Ich habe sie nicht benutzt«, widersprach ich.
    »Nicht so, wie du es auffaßt«, sagte er schnell. »Aber sie wurde zu deinem Vorteil benutzt.«
    »Wirklich?«
    »Weshalb nicht? Glaubst du, du hättest das Zusammentreffen mit Oskolds Leuten überlebt, wenn Maelen nicht das Möglichste für dich getan hätte? Und viel Zeit stand ihr nicht zur Verfügung.«
    »Aber das übrige …«
    Er setzte sich auf den Boden, so daß ich ein Stück größer als er war. »Du glaubst, daß sie dich für ihre eigenen Zwecke ausgenützt hat?«
    Ich sagte ihm die Wahrheit. »Ja.«
    »Alle Rassen haben irgend etwas, auf das sie ihre unumwerflichen Eide schwören. Und so kann ich dir schwören, daß sie das, was sie in jener Nacht tat, mit ganzem Herzen für dich tat.«
    »Aber danach…« Ich sah ihn bitter an. »Wir gingen in das Tal – mein Körper war nicht dort, aber sie hatte einen anderen …«
    Er schien nicht überrascht. Doch es entstand ein Moment der Stille, bevor er weitersprach. »Was glaubst du?«
    »Daß die Sache Gefahren hatte, von denen sie mir nichts erzählte. Daß sie ihre eigenen Gründe hatte, als sie mich ins Tal führte.«
    Langsam schüttelte er den Kopf. »Hör gut zu, Fremdling! Sie schickte dich in keine Gefahr, die sie nicht schon selbst gespürt hatte. Und wärst du nicht deine eigenen Wege gegangen, so hättest du kein so schlimmes Los gehabt. Keine Sängerin der Thasse kann die Macht anrufen, wenn sie nicht eine gewisse Zeit in einem Pelz oder Federgewand verbracht hat. Maelen hatte dieses Stadium längst hinter sich, als dein Sternenschiff im Hafen von Yrjar landete.«
    »Aber der andere im Tal?«
    »Habe ich je geleugnet, daß es Gefahren birgt, als Tier durch die Wälder zu streifen? Maquad war in Tierform unterwegs, und ein Edelmann, der ohne unsere Erlaubnis jagte, gab den tödlichen Schuß ab. Es war ein böser Zufall, denn wir wußten nicht, daß jemand auf heiligem Grund jagte, und als wir es erfuhren, war es zu spät. Nun zu dir! Glaubst du nicht, daß Maelen dafür büßen muß, einem Fremden durch unsere Macht geholfen zu haben? Sie glaubte wirklich, daß Oskolds Männer dich in den Tempel bringen würden. Wenn du dort geblieben wärst …«
    »Aber mein Körper ist in Yrjar!«
    »Ja. Und jetzt müssen wir neue Pläne fassen. Ich will nicht leugnen, daß das schnell geschehen muß. Deine Freunde werden nicht verstehen, was vorgefallen ist und in ihrer Unwissenheit falsche Heilmittel verwenden.«
    Ich schauderte. »Yrjar – wir müssen hin …«
    »Wir kommen eben von Yrjar. Ich durfte dich nur mitnehmen, weil ich sagte, ich würde dich an einen unbewohnten Ort bringen. Maelen wird in Kürze wissen, wo du bist. Sie wird herkommen und dann zu deinem Kapitän gehen, um ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Wir hoffen, daß er aufgeschlossen genug ist, um ihr zu glauben. Dann müssen wir dich irgendwie in den Hafen schmuggeln, damit Maelen den Austausch wieder vornehmen kann.« Er runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, was die Alten dazu sagen werden, denn wir haben das Gesetz gebrochen und Menschen, die keine Thassa sind, unser Geheimnis verraten.«
    »Du meinst, die anderen Leute hier wissen nicht, daß ihr eure äußere Hülle wechseln könnt?«
    »Ja. Erzähle dem einfachen Volk, daß in seiner Mitte Wesen leben, die einen Menschen in ein Tier verwandeln können – kannst du dir die Folgen vorstellen?«
    »Die Furcht treibt die Menschen zum Mord.«
    »Eben. Man

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