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Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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die angebotene Hand sah, die ihre Besitzerin wahrscheinlich eher zu Boden gerissen als Holly aufgeholfen hätte.
    Sie kam ohne Unterstützung wieder auf die Beine und atmete tief durch. »Der Kuchen ist mir verbrannt«, erklärte sie Jocelyn. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, die Fingernägel fest in den Handflächen vergraben. Der Schmerz war Holly durchaus willkommen, weil er sie vom Nachdenken abhielt, und als ihr Tränen in die Augen schossen, weigerte sie sich standhaft, sie laufen zu lassen.
    Jocelyn zog nur die Augenbrauen hoch und ließ Holly Zeit, sich zu sammeln. Inzwischen machte sie die Küchentür weit auf, um den Geruch von angebranntem Zucker und verkohltem Biskuitboden abziehen zu lassen.
    »Wie gut, dass ich ein bisschen Gebäck aus der Teestube mitgebracht habe«, meinte Jocelyn, als sich der beißende Qualm verzogen hatte. Aus ihrer Einkaufstasche zog sie eine Gebäckdose heraus und wandte sich wieder an Holly. »Was ist denn nun passiert?«, wollte sie noch einmal wissen, und diesmal erwartete sie eine vernünftige Antwort.
    Holly hob den Spüllappen hoch, der auf dem Tisch lag, und deutete auf einen runden Brandfleck.
    »Aha«, sagte Jocelyn vorsichtig. Sie wusste genau, dass dieses Malheur für Hollys Zustand kaum verantwortlich sein konnte, aber sie schwieg. Sie hatte es nicht eilig und machte sich inzwischen nützlich, indem sie dem Dreck zuleibe rückte, den Hollys kulinarisches Abenteuer hinterlassen hatte. Mit der Routine einer geübten Hausfrau hatte sie im Handumdrehen das Chaos beseitigt und einen starken Tee aufgesetzt.
    Holly führte zitternd die Porzellantasse an den Mund und nippte an dem süßen Tee. Über den Tassenrand warf sie Jocelyn einen Blick zu. Sie überlegte nicht nur, womit sie anfangen sollte, sondern ob sie den Mut hatte, überhaupt anzufangen. Wie sollte sie erklären, warum ein Brandfleck auf dem Tisch sie derart verstörte?
    »Ich vermisse Tom«, flüsterte Holly.
    »Du vermisst Tom? Ach, Kindchen, er kommt doch bald wieder. Oder hat sich irgendwas geändert? Bist du deshalb so verstört?«
    Holly schüttelte den Kopf. Bis jetzt hatte sie sich erfolgreich dagegen gewehrt, sich einen Reim auf ihre Visionen zu machen. Für alles, was damit in Zusammenhang zu stehen schien, hatte sie eine plausible Erklärung zur Hand. Der Wintergarten, Toms Haarschnitt, die veränderte Lage der Türen, sogar der rosa Teddybär, alles hatte sie als Zufall oder bloße Sinnestäuschungen abgetan. Aber mit dem Brandfleck verhielt es sich anders. Der Brandfleck hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Als Holly die heiße Pfanne gedankenlos auf dem Küchentisch abgestellt hatte, war dies der Beweis dafür gewesen, dass alles so kommen würde, wie sie es in ihrer Zukunftsvision gesehen hatte.
    Sie verdrängte diese Tatsache so gut es ging, aber ein Gedanke quälte sie weiter. »Mir fehlt Tom«, beteuerte sie.
    »Er wird ja nicht ewig wegbleiben. Du hast selber gesagt, dass es gut für seine Karriere ist. Letzten Endes wird es sich auszahlen, wenn er dann in London eine feste Stelle hat. Ihr habt noch euer ganzes Leben vor euch und könnt die verlorene Zeit wieder wettmachen. Wenn du erst mal das Haus voller Kinder hast, wirst du dich noch nach Ruhe und Frieden zurücksehnen«, lachte Jocelyn in der Absicht, Holly aufzumuntern, aber sie stürzte sie damit in nur noch tiefere Verzweiflung.
    Als Holly ihre Tasse absetzen wollte, zitterte sie so sehr, das ihr der Henkel aus der Hand glitt und sich der Rest Tee über den Tisch ergoss. »Heute geht aber auch alles schief!« Sie sprang hektisch auf, um einen Lappen zu holen und das Rinnsal aufzuwischen, bevor es Jocelyn erreichte.
    Als sie sich wieder umdrehte, stand Jocelyn bereits neben ihr, nahm Holly den Lappen aus der Hand, legte ihn auf den Tisch und nahm sie in den Arm.
    »Jetzt erzähl mir, was los ist.«
    »Das kann ich nicht«, flüsterte Holly. »Ich habe Angst, Jocelyn. Noch nie in meinem Leben habe ich so große Angst gehabt.«
    Jocelyn drückte Holly noch fester an sich, als sie merkte, wie sie am ganzen Körper zitterte. Sie streichelte ihr beschwichtigend über den Rücken. »Ist ja gut, ich bin bei dir. Was es auch ist, es wird wieder gut, glaub mir.«
    Holly hob den Kopf und sah Jocelyn an. Wie anders wäre ihr Leben verlaufen, dachte sie, wenn sie eine Mutter wie Jocelyn gehabt hätte. Aber wenigstens war sie jetzt da
und gab Holly das Gefühl, dass sie nicht länger allein mit ihrem Alptraum fertigwerden musste. »Ich werde

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