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Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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machen.
    »Bitte, bitte, nimm sie mir nicht weg. Tu mir das nicht an«, flüsterte Holly, als das Mondlicht die Uhr und die
ganze Umgebung in einem Strudel gleißender Lichtblitze mit sich riss und Holly geblendet die Augen schloss.
    Nachdem die Lichter endlich wieder verblasst waren, blinzelte Holly, voller Angst, was sie erwartete. Das wuchernde Gestrüpp hatte sich in einen gepflegten Garten verwandelt. Sie wagte kaum zu atmen, als sie ihren Blick auf den Obstgarten dahinter richtete. Hier und da waren die ersten Blüten der Apfelbäume als helle Punkte in der Dunkelheit zu erkennen, aber es reichte, um sie zuversichtlich zu stimmen.
    Die Hintertür ließ sich spielend leicht öffnen, denn die wilde Entschlossenheit, ihre Tochter zu sehen, verlieh ihr die starke Präsenz, die ihr bisher gefehlt hatte. Im Haus brannte nirgendwo ein Licht, leise schlich sie auf der Suche nach Libby durch die Küche in den Flur. Erst als ihr bewusst wurde, dass es vollkommen still im Haus war, stutzte sie und überlegte. Entweder schliefen die Bewohner oder es war niemand da. Holly überfiel panische Angst. Sie traute sich nicht ins obere Stockwerk, bevor sie nicht sicher war, ob es Libby überhaupt noch gab. Sie atmete tief durch, raffte allen Mut zusammen und betrat das Wohnzimmer, wo sich genug Hinweise finden würden, ob ihre Einmischung in die Zukunft ihre Tochter schon das Leben gekostet hatte.
    Im gespenstischen Dunkel konnte Holly ein paar vertraute Umrisse ausmachen, die Sofas, den Fernsehtisch, den Kamin, sogar die Porzellankatze im Bücherregal. Sie grinste sicherlich hämisch zu ihr hinüber, auch wenn es in der Dunkelheit nicht genau zu sehen war. Holly wunderte sich, warum die Katze überhaupt noch da war, obwohl sie
doch an der Wand zerschellt war, aber sie wollte sich nicht von ihrer verzweifelten Suche nach Beweisen für Libbys Existenz ablenken lassen. In der Dunkelheit tastete sie sich vorwärts und stolperte über einen Gegenstand, der scheppernd über den Fußboden rollte. Sie hob ihn auf und lächelte, als sie eine Babyrassel in der Hand hielt. »Danke«, flüsterte sie.
    Bevor Holly sich auf die Suche nach Libby machte, siegte ihre Neugier, und sie tastete sich zum Bücherbord, um die Porzellankatze in Augenschein zu nehmen, die dort selbstgefällig thronte. In der spärlichen Beleuchtung wirkte sie auf den ersten Blick tadellos in Ordnung, als Hollys Finger indes über die Figur glitten, spürte sie am Hals eine verräterische Furche. Irgendjemand hatte die Scherben hinter dem Sofa hervorgekramt und zusammengeklebt.
    Holly nahm zwei Stufen auf einmal. Sie wusste jetzt zwar, dass es Libby noch gab, aber nicht, ob sie auch zu Hause war. Tom könnte mit ihr unterwegs sein, vielleicht übernachteten die beiden bei seinen Eltern. Im Torhaus gab es nur zwei Schlafzimmer; an der Tür zum Elternschlafzimmer lief sie vorbei, ohne ernsthaft in Versuchung zu sein, nach Tom zu sehen. Sie könnte ihn ohnehin nicht trösten, und sie wollte ihn auf gar keinen Fall noch einmal so todtraurig erleben. Es war ja auch unnötig, redete sie sich ein, weil sie dafür sorgen würde, dass Tom ihren Tod überhaupt nicht betrauern musste.
    Die andere Tür stand einen Spaltbreit offen, durch den der schwache Schimmer eines Nachtlichts fiel. Holly wusste instinktiv, dass Libby im Zimmer war, und sie holte kurz Luft, bevor sie eintrat. Sie bebte vor Spannung und
Vorfreude, das Herz schlug ihr bis zum Hals. Holly hatte die Monduhr für genau diesen Zweck benutzt, aber jetzt traute sie sich nicht einzutreten, hätte am liebsten kehrtgemacht und wäre weggelaufen. Sie würde ihrer Tochter in die Augen sehen und alles noch unendlich schwerer machen. Sie müsste Libby um Verzeihung dafür bitten, das sie Herr über Leben und Tod spielte.
    Das Zimmer, das sie betrat, war keine Gerümpelkammer mehr. Es war ein reizendes Kinderzimmer, und Holly hatte das Gefühl in ein Zauberland einzutreten. Die Einrichtung entsprach genau ihrem Geschmack, zarte Pastelltöne mit einem modernen Touch. Die Wände waren in einem blassen Gelb gehalten, alles andere in satteren, kontrastierenden Farben, und an der Wand hing ein bildschöner Märchenteppich.
    Ein verziertes weißes Kinderbett stand an der gegenüberliegenden Wand, ein buntes Mobile baumelte darüber. Libby schnarchte leise. Holly beugte sich über sie und sog ihren Babygeruch ein. Ihr Herzschlag beruhigte sich, ein Gefühl von Wärme durchflutete ihren Körper und löste die Anspannung. Holly konnte

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