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Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Brooke
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sollte, die ihr Überleben mit dem Durchwühlen von Mülldeponien sicherten. Die Thematik versprach nicht weniger erschütternd zu werden als die Berichterstattung aus Haiti. Holly sorgte sich, in welcher Verfassung er diesmal zurückkommen würde. Vermutlich nicht stabil genug, um ihn mit den Tatsachen zu konfrontieren, vor die sie ihn dann stellen musste. Sie suchte immer noch nach Ausreden, um ihre Beichte zu verschieben, aber früher oder später musste sie ihm von der Monduhr erzählen.
    Die vierzehn Tage waren nötig gewesen, um Tom wieder aufzupäppeln. Der hohläugige, verstörte Ausdruck seiner schönen grünen Augen war mithilfe einer gehörigen Portion Ruhe, Entspannung und selbst gekochtem Essen, das gelegentliche angebrannte Ausrutscher einschloss, verschwunden.
    »Ich bin froh, dass deine Haare wieder länger sind.« Holly betrachte Tom, der mit der Hand durch seine feuchten, frisch gewaschenen Haare fuhr. Es war noch früh am Morgen, das Taxi war bereits unterwegs, um ihn abzuholen. Holly lag ausgestreckt auf dem Bett und beobachtete, wie er die allerletzten Sachen in seinen Koffer stopfte.
    »Du weißt, dass der Sender darauf bestehen wird, dass ich sie wieder schneiden lasse, wenn ich aus Südamerika zurück bin«, warnte Tom. »In Haiti hatten sie schon versucht, das Team zu bestechen, damit sie mir im Schlaf die Haare abschneiden.«
    »Und, warum haben sie es nicht getan?«
    »Mein Angebot war höher. Du brauchst dich über die ziemlich üppige Abbuchung des Duty-free-Shops auf unserer Kreditkartenrechnung nicht zu wundern.«
    »Na, hoffentlich halten sie diesmal auch zu dir.«
    »Wir halten zusammen wie Pech und Schwefel, keine Sorge.«
    Tom setzte sich auf die Bettkante, um die Socken anzuziehen. Holly rutschte näher und legte von hinten die Arme um ihn.
    »Ich mache mir aber Sorgen.« Sie küsste ihn auf den Kopf.
    Tom zog Holly auf seine Knie. »Du wirst mir fehlen.«
    »Du bist ja bald wieder hier. Es ist ja nicht für immer.« Holly schlang die Arme um seinen Hals und spürte das Klopfen ihres Herzens, und es tat ihr weh. Die Entscheidung, die sie fällen würde, betraf auch ihn, betraf sie beide. Doch an das, was die Entscheidung so unendlich schwermachte, an diesen einen Menschen, wollte sie lieber nicht denken.
    »Ich könnte hier ewig so bleiben«, sagte Tom, zog sie aufs Bett und bedeckte sie mit immer leidenschaftlicheren Küssen.
    »Lass«, stöhnte Holly. »Sonst lass ich dich nicht mehr los.«
    »Ich liebe dich, Holly.«
    »Ich dich auch.«
    »Das Taxi kommt gleich. Schade, dass wir nicht noch ein bisschen Zeit haben«, sagte Tom, löste sich aus ihrer Umarmung und raffte sich widerwillig auf.
    »Wir haben später noch genug Zeit für uns, unser ganzes Leben«, tröstete Holly ihn. Sie kniff die Augen zusammen, als hinter ihren geschlossenen Lidern das Bild von Libby auftauchte, die sie mit ihren wunderschönen grünen Augen ansah.
    Sie rührte sich nicht und sah schweigend zu, wie Tom sich hastig anzog und den Koffer verschloss. Ein energisches Klopfen an der Haustür vermeldete, dass das Taxi da war. Tom beugte sich hinunter und küsste sie auf den Kopf.
    »Übrigens …«, meinte er, als er mit einem Kuss ihre Lippen streifte.
    »Was?« Sie sah ihm von unten in die grünen Augen.
    »Du riechst nach ungeputzten Zähnen«, meinte er und grinste unverschämt.
    »Und dir hängt ein Popel an der Nase«, revanchierte sich Holly.
    »Und mit diesen liebevollen Worten überlasse ich dich deinem Schicksal. Schlaf noch schön.«
    Holly schlang die Arme um Toms Hals und klammerte sich an ihn. Es klopfte noch einmal, nachdrücklicher als vorher, aber Tom rührte sich nicht, es war Holly, die loslassen musste. Die Einsamkeit, die ihr mittlerweile so vertraut war, senkte sich wieder über das Haus, noch bevor die Tür ins Schloss fiel und das Taxi davonfuhr.
     
    Während Toms Kurzurlaub zu Hause war Holly mit Mrs Bronsons Skulptur so gut wie keinen Schritt weitergekommen. Doch daran konnte sie nicht allein ihrem Ehemann die Schuld geben. Es war ihr klar, dass sie der Arbeit bewusst ausgewichen war. Die Figur des Kindes, an der sie arbeitete, würde Libby ähnlich sehen, das war abzusehen, nicht Mrs Bronsons Sohn, dessen Foto inzwischen in der hintersten Ecke einer Schublade schlummerte. Sie war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ein Abbild von Libby zu schaffen, und der Angst, ihrer Tochter in die hübschen, arglosen Augen zu blicken. Aber Libby war nicht der einzige Grund, warum Holly

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