Das Geheimnis der Rose
gebe dir einen guten Rat, Bruder …«
»Lieber nicht«, sagte Damon, aber William ließ sich nicht beirren. »Frauen suchen bei einem Mann keine Aufrichtigkeit. Sie wollen becirct, getäuscht, verführt werden … und vor allen Dingen wollen sie sich eines Mannes nicht sicher sein. Frauen spielen gern ihre Spielchen. Und bevor du mich so überheblich ansiehst, solltest du bedenken, dass ich bisher noch jede Frau bekommen habe, auf die ich es abgesehen hatte.«
Damon lächelte höhnisch. »Serviermädchen und Schauspielerinnen sind leicht zu erobern, Will.«
William ließ seine angeberische Fassade fallen und schaute leicht gekränkt drein. »Nun, für dich sollte es nicht schwierig sein, Julia zu erobern. Dass du mit ihr verheiratet bist, verschafft dir gegenüber der Konkurrenz doch einen Vorteil!«
Damon betrachtete seinen Bruder ruhig. So unterhaltsam William das Gespräch zu finden schien, war doch ein kaum spürbarer angespannter Unterton in seiner Stimme zu hören. Er kannte seinen Bruder gut genug, um zu wissen, daß ihn etwas beschäftigte. Brüsk wechselte er das Thema. »Weshalb bist du nach Bath gekommen, Will?«
»Natürlich, um Geliebte Lügnerin zu sehen. Ich kann es nicht ertragen, das Ende einer Geschichte nicht zu kennen.« William versuchte ein schiefes Grinsen, das aber schnell wieder verschwand. Offensichtliches Unbehagen verzog sein Gesicht. »Und … da ist noch etwas.«
»Das habe ich mir gedacht«, sagte Damon trocken. »Bist du wieder einmal in Schwierigkeiten?«
»Eigentlich nicht. Die Wahrheit ist … du bist in Schwierigkeiten, und ich scheine ebenfalls drinzustecken.«
»Erkläre.«
William zuckte zusammen und nahm einen ordentlichen Schluck von seinem Drink. »Pauline hat mich in London in meinen Privaträumen besucht«, sagte er freiheraus. »Sie sagte, sie wolle mich besser kennenlernen, da wir ja bald miteinander verwandt seien. Sie meinte, es gebe keinen Grund, dass wir nicht ›Freunde‹ werden und einander unterstützen könnten, wie Brüder und Schwestern es tun.«
»Welche Art von ›Unterstützung‹ wollte sie denn?«
»Sie hat es nicht genau verraten, aber … angesichts des Kleides, das sie trug, und der Art, wie sie mich anfaßte, versuchte sie, mich zu verführen! Ich schwöre, dass ich nichts getan habe, um sie zu ermutigen, Damon. Ich werde niemals in dein Territorium eindringen. Um Himmels willen, wir sind Brüder …«
»Ist schon gut«, unterbrach Damon ihn ruhig. »Erzähl mir, was Pauline noch gesagt hat.«
»Sie hat mir wie der Teufel geschmeichelt und gesagt, dass wir, also sie und ich, eine Menge gemeinsam hätten und dass ich vielleicht herausfinden wolle, wie viel. Ich gab natürlich vor, nicht zu verstehen, und tat mein Bestes, sie so bald wie möglich loszuwerden … aber vorher klagte sie mir noch, wie einsam sie sei, wenn du fort seist aus London, und sie hoffe, sie könne mich um Hilfe bitten,. wann immer es nötig sei.«
Damon überdachte die Situation und atmete lange aus, als Erleichterung ihn überkam. »Das höre ich gern«, murmelte er.
Williams Mitteilung war die Bestätigung seiner größten Hoffnungen. jetzt gab es für ihn keinen Zweifel mehr: Pauline war nicht schwanger.
Die einzige Überraschung bestand darin, daß sie so tief sank und seinen eigenen Bruder zu verführen versuchte.
Auf der anderen Seite ergab dieser Vorstoß jedoch einen Sinn. Wenn es Pauline gelänge, von William ein Kind zu empfangen, wäre die Familienähnlichkeit unstrittig … und als einer der Schuldigen würde William niemals das böse kleine Geheimnis enthüllen, daß der Erbe seines Bruders eigentlich sein eigener Bastard war.
»Du bist nicht wütend?« fragte William und schien enorm erleichtert.
»Ganz im Gegenteil.« Damon hob sein Glas und prostete seinem Bruder zu, während ein Lächeln über sein Gesicht huschte.
»Danke dir, Will.«
»Wofür?«
»Dafür, dass du so schnell zu mir gekommen bist. Und für deine Selbstbeherrschung. Ich bin sicher, viele Männer hätten Paulines Angebot als zu verführerisch empfunden, um es abzulehnen.«
»Ich bitte dich«, sagte William entrüstet. »Selbst ich habe meine Prinzipien.«
»Manchmal«, überlegte Damon laut, »glaube ich wirklich, dass noch Hoffnung für dich besteht.«
»Bedeutet das, dass ich diese Affäre mit Sybill Wyvill bei dir wiedergutgemacht habe?«
»Beinahe«, sagte Damon. »Wenn du mir noch in einer letzten Angelegenheit, die Pauline betrifft, helfen
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