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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Anna, aber keine der Hargates wollte über sie sprechen. Dein Vater hat mir nie erzählt, dass du ihn so stark an seine Schwester erinnerst. Ich hätte es vermuten sollen. Es erklärt soviel …«
    »Weshalb hat er es mir heute erzählt?« wunderte sich Julia laut. »Was wollte er damit bezwecken?«
    »Er versuchte, dir zu sagen, dass es ihm leid tut«, antwortete ihre Mutter sanft.
    Es war seltsam, wieder unter dem Dach ihrer Eltern zu schlafen, das leise Knacken des Hauses zu hören, das Geräusch des Windes, der an die Fenster schlug, die Nachtgeräusche aus der Umgebung. Alles war so vertraut.
    Beinahe hätte Julia glauben können, dass sie wieder ein kleines Mädchen war und am nächsten Morgen aufwachen würde, um ihre Lektionen zu lernen und sich an einen ruhigen Ort zurückzuziehen, um stapelweise Bücher zu lesen.
    Während sie mit offenen Augen in die Dunkelheit starrte, sah sie in langsamer Folge Bilder aus ihrer Kindheit vorüberziehen … wie ihr Vater mit eiserner Hand das Haus beherrschte, die schüchterne Gegenwart der Mutter, ihre eigenen ausgeklügelten Fantasien … und wie immer den Schatten von Damon. Während ihrer Jugend hatte er im Mittelpunkt ihrer Neugier, ihrer Angst und ihres Zorns gestanden. Er war eine unsichtbare Last gewesen, die sie nur zu gern abgeworfen hätte. Und als sie ihn getroffen hatte, musste sie entdecken, dass er weniger Qual als Versuchung war und sie gefährlich nahe an den Rand des Verrats ihrer hart erkämpften Freiheit lockte.
    Damon hatte ihr gezeigt, was sie vermissen würde, wenn sie ihr Leben nur damit verbrachte, auf der Bühne Rollen zu spielen, um dann abends in ein leeres Haus und ein einsames Bett zurückzukehren. Trotz ihres Entschlusses, ihm zu widerstehen, liebte sie ihn, und wenn sie es nur zuließe, könnte sie ihn noch mehr lieben! Sie begehrte ihn sogar trotz seiner Affäre mit Lady Ashton. Unter seinem beherrschten Äußeren war Damon ein leidenschaftlicher Mann aus Fleisch und Blut, ein Mann, der einen inneren Kampf mit seiner Begierde, seiner Ehre und seiner Verantwortung ausfocht. Sie bewunderte ihn, wie unerbittlich er seine Ziele verfolgte und sich bemühte, die Welt nach seinem Willen zu formen. Wie hätte wohl ihr Leben ausgesehen, wenn sie ihm begegnet wäre, bevor sie Schauspielerin wurde?
    Als sie endlich schlief, fand sie auch in ihren Träumen keine Ruhe. Bilder von Damon und der Klang seiner Stimme geisterten durch ihre Gedanken und verfolgten sie mit süßer Qual. Mehrmals in der Nacht wurde sie wach, klopfte ihr Kissen neu zurecht und veränderte ständig ihre Lage, um es sich bequemer zu machen. »Bittest du ihn zu kommen?« hatte ihre Mutter am Abend zuvor gefragt. Diese Frage quälte Julia immer noch. Sie konnte nicht anders: Sie begehrte ihn … sie sehnte sich danach, seine Arme um ihren Körper zu spüren. Trotzdem wollte sie ihn nicht kommen lassen. Sie wollte auf niemanden als auf sich selbst angewiesen sein.
    In den nächsten drei Tagen verbrachte Julia endlose Stunden am Bett ihres Vaters, half bei der Pflege und unterhielt ihn, indem sie ihm aus Romanen vorlas. Edward lauschte mit gespannter, Aufmerksamkeit und konnte den Blick nicht von ihrem Gesicht abwenden. »Ich bin sicher, dass du eine großartige Schauspielerin bist«, sagte er einmal, so dass sie überrascht schwieg. Für einen Mann, der ihre Karriere so entschieden abgelehnt hatte, musste dies ein schwieriges Eingeständnis sein. >,Wenn du liest, werden die gedruckten Worte lebendig.«
    »Vielleicht möchtest du ja eines Tages kommen, um mich im, Capital zu sehen«, sagte Julia, und ihr Tonfall klang wehmütiger, als sie beabsichtigt hatte. »Das heißt, wenn du den Gedanken ertragen kannst, deine Tochter auf der Bühne zu sehen.«
    »Vielleicht«, lautete Edwards zweifelnde Antwort.
    Julia lächelte. Allein dass er die Möglichkeit in Betracht zog, war mehr, als sie je von ihrem Vater erwartet hätte.
    »Es könnte durchaus sein, dass es dir gefällt«, sagte sie. »Ich bin als recht tüchtige Schauspielerin bekannt.«
    »Du bist als großartige Schauspielerin bekannt«, korrigierte en »Offensichtlich kann ich es nicht vermeiden, dass du ständig in den Zeitungen erwähnt wirst. Anscheinend bist du ein beliebtes Objekt für die Klatschspalten – das meiste ist für einen Vater höchst unangenehm zu hören, wenn ich das hinzufügen darf.«
    »Ach, alles nur Klatsch«, erwiderte Julia leichthin und genoss die Erfahrung, sich zum ersten Mal wirklich mit ihm zu

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