Das Geheimnis der Rose
unterhalten. »Fast alles ist falsch, das kann ich dir versichern. Ich führe ein ganz ruhiges Leben in London – keine Affären oder Skandale, mit denen ich mich brüsten könnte.«
»Du wirst oft in demselben Atemzug mit deinem Theaterdirektor erwähnt.«
»Mr. Scott ist ein Freund, sonst nichts.« Julia sah ihm in die Augen. »Das Theater ist seine einzige große Liebe, und keine andere Leidenschaft könnte da heranreichen.«
»Was ist mit Lord Savage?« Deine Mutter scheint anzunehmen, dass du gewisse Gefühle für ihn hegst.«
Julia sah zur Seite und runzelte die Stirn. »Stimmt«, gab sie widerwillig zu. »Aber trotzdem kann nichts daraus werden. Er ist zu … kompromisslos.«
Edward schien die Bedeutung des Wortes zu begreifen. Er betrachtete sie schweigend und mit nachdenklichem Blick.
»Zweifellos hättest du es immer noch gern, wenn ich meinen Platz als seine Frau einnähme und eines Tages Herzogin würde«, sagte Julia.
Er lachte trocken. »Wie du in den letzten Jahren ja ganz deutlich bewiesen hast, liegt es nicht an mir, die Wahl zu treffen.«
»Was wäre, wenn ich die Heirat annullieren ließe?« fragte sie. »Würdest du mich wieder enterben?«
»Nein«, sagte er nach einer kurzen Pause. »Ich werde mich nach deiner Entscheidung richten, wie immer sie ausfallen wird.«
Dankbarkeit stieg in ihr auf, und sie streckte die Arme nach ihm aus. Ihre Finger schlossen sich um seine Hand.
»Danke«, murmelte sie, und die Kehle wurde ihr eng. »Du weißt bestimmt nicht, was mir das bedeutet.«
Zu Julias und Evas Erleichterung erholte sich Edward zwar langsam, aber stetig. Mit jedem Tag wurde er kräftiger, und die Blässe wich aus seinem Gesicht. Auch als Julia sich auf ihre Rückkehr nach Bath vorbereitete, genoss sie doch den neuen Anfang, den sie und ihre Familie gemacht hatten. Edwards Einstellung ihr gegenüber war nachsichtiger geworden, seine autoritäre Haltung hatte sich zugunsten von mehr Toleranz und gelegentlichen liebevollen Gesten gewandelt. Außerdem schien er größere Rücksicht auf seine Frau Eva zu nehmen. Vielleicht erkannte er, wie sehr er die Zuneigung seiner Frau während ihrer Ehe als selbstverständlich hingenommen hatte.
Am Montagmorgen, als ihre letzten Taschen gepackt waren, suchte Julia das Zimmer ihres Vaters auf, um sich von ihm zu verabschieden. Sie musste unbedingt rechtzeitig Bath erreichen, um sich auf die morgige Probe und Vorstellung vorzubereiten. Zu ihrer Überraschung war Edward nicht allein. Er hatte sich mit einem Anwalt verabredet, der zumindest seit einer Dekade in den Diensten der Hargates stand. »Komm. herein, Julia«, sagte Edward. »Ich habe gerade mit Mr. Bridgeman eine Vereinbarung getroffen.«
Julia warf dem Anwalt einen höflichen Blick zu und wartete, bis er den Raum verlassen hatte, bevor sie ihrem Vater einen fragenden Blick zuwarf.
Edward wirkte ernst, aber in seinen Augen blitzte eine gewisse Befriedigung auf. Er bedeutete Julia mit einer Handbewegung, sich neben ihn zu setzen. »Ich habe ein Geschenk für dich.«
»Oh?« Julia ließ ihre Antwort absichtlich leicht und keck klingen. Sie setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett.
»Darf ich hoffen, dass ich wieder im Testament bedacht wurde?«
»Ja, du bist wieder eingesetzt. Aber ich habe noch etwas anderes festgelegt.« Er streckte ihr ein Päckchen entgegen, einige Papiere, die in Pergament eingewickelt waren.
»Was ist das?« fragte sie zögernd.
»Deine Freiheit.«
Vorsichtig nahm Julia das Päckchen und hielt es im Schoß.
»Darin befindet sich dein Heiratsvertrag«, sagte Edward. »In der Zwischenzeit werde ich veranlassen, dass der Pfarrer, der die Zeremonie vollzog, den Eintrag aus seinem Register löscht. Es wird keinen Beweis geben, dass diese Zeremonie jemals stattgefunden hat.«
Julia schwieg. Offensichtlich h wünschte sich Edward ein Zeichen der Dankbarkeit von ihr und runzelte deshalb die Stirn. »Nun? Du musst doch zufrieden sein. Das wolltest du angeblich doch immer.«
»Vor allen Dingen wollte ich niemals verheiratet werden«, murmelte Julia und versuchte, sich aus ihrer Verwirrung zu befreien. Sie war nicht sicher, was sie fühlte … vielleicht wie eine Gefangene, der plötzlich von einem Aufseher die Schlüssel zugeworfen werden. Alles war ohne Vorwarnung geschehen. Sie hatte keine Möglichkeit gehabt, sich vorzubereiten.
»Das kann ich nicht mehr ändern«, antwortete ihr Vater. »Ich kann jedoch versuchen, es wiedergutzumachen.«
Auf seine ganz eigene
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