Das Geheimnis der Rose
könntest …«
William beugte sich vor, und seine blaue Augen funkelten erwartungsvoll. »Was hast du vor?«
Nach Julias Rückkehr versammelten sich am Dienstagmorgen alle Schauspieler und Mitarbeiter von Geliebte Lügnerin. Zu jedermanns Erleichterung verlief die Probe lebhaft und glatt. Selbst Logan, der unnachgiebige Perfektionist, konnte seine Zufriedenheit nicht verbergen. Nachdem er der versammelten Truppe einige Lobesworte gesagt hatte, entließ er sie früh und gab allen genügend Zeit, sich auszuruhen und auf die Premiere am Abend vorzubereiten.
Julia fiel auf, dass während ihrer Abwesenheit etwas mit Arlyss geschehen sein musste. Die Kollegin strahlte und wirkte jugendlich und eifrig. Während Arlyss in der Kulisse auf ihr Stichwort wartete, machte sie Michael Fiske schöne Augen und flirtete ganz offen mit ihm. Fiske seinerseits schien jedes Interesse an Mary Woods verloren zu haben und seine ganze Aufmerksamkeit Arlyss zuzuwenden. Wann immer die beiden beieinanderstanden, knisterte die Luft vor romantischer Spannung.
Sobald die Probe vorüber war, drängte Julia Arlyss in die Ecke und betrachtete sie mit einem erwartungsvollen Lächeln: »Nun?« fragte sie. »Irgendetwas ist doch in meiner Abwesenheit zwischen dir und Mr. Fiske vorgefallen.
Ich will es wissen.«
Ein glückliches Lächeln erhellte Arlyss’ Gesicht. »Ich habe beschlossen, dass du recht hattest. Ich verdiene es, mit einem Mann zusammen zu sein, der mich zu schätzen weiß. Nachdem die Truppe gemeinsam im Hotel zu abend gegessen hatte, ging ich zu Michael und flüsterte ihm ein paar süße Worte ins Ohr … er schmolz wie Butter. Er liebt mich, Jessica! Michael ist es einerlei, wer ich bin oder was ich getan habe … und wenn ich ihn frage, wie er so empfinden kann, antwortete er, er habe mich vom ersten Augenblick an geliebt, als er mich sah. Kannst du es fassen, dass ein Mann solche Worte zu mir sagt?«
»Natürlich kann ich das«, antwortete Julia aufrichtig erfreut. »Du verdienst es, geliebt zu werden, Arlyss. Ich bin froh, dass du endlich so klug geworden bist, jemanden zu wählen, der dich nicht ausnutzen wird.«Sie schwieg und sah Arlyss genau an. »Aber was ist mit deiner Schwärmerei für Scott?«
»Vollkommen verschwunden.« Arlyss beugte sich näher vor und sagte verschwörerisch. »Wenn du mich fragst, ist Mr. Scott ein eiskalter Hund. Er wird sein Herz niemals jemandem schenken.« Ihr Blick fiel zufällig auf Michael Fiske, als dieser sich an einer Kulisse zu schaffen machte, und ihr Gesichtsausdruck wurde strahlend. »Heute Nachmittag werden Michael und ich bei den Bücherständen einkaufen und dann in einer Konditorei Lebkuchen besorgen. Komm doch mit uns, Jessica – du siehst aus, als könntest du ein bisschen Spaß gebrauchen.« Die Vorstellung, Stapel von Büchern zu durchstöbern, war wirklich verlockend. »Danke«, sagte Julia mit einem leichten Lächeln. »Vielleicht komme ich mit.«
»Mrs. Wentworth, ich möchte kurz mit Ihnen sprechen.« Logan unterbrach die Unterhaltung in seiner gewohnt brüsken Art und nahm Julia beiseite. Arlyss lächelte und ging auf Fiske zu, die Hände in die Hüften gestemmt und diese keck schwingend.
Julia sah Logan fragend an. Schon vorher hatte er sie lediglich mit seiner knappen Begrüßung überrascht. Nicht einmal hatte er sich nach der Gesundheit ihres Vaters erkundigt. Sie hatten sich gleich in die Probe gestürzt, und Julia hatte angenommen, Logan sei entweder zu beschäftigt oder kümmere sich nicht im geringsten um ihr Privatleben.
Das helle Theaterlicht ließ glitzernde Strahlen in Logans rotbraunen Haaren aufflackern und seine Gesichtszüge härter als gewöhnlich erscheinen. »Wie geht es Ihrem Vater?« fragte er ohne Einleitung.
»Viel besser, danke.«
»Und die Schwierigkeiten zwischen Ihnen beiden? Wurden sie beigelegt?«
Aus irgendeinem Grund zögerte sie, bevor sie antwortete, denn sie hatte das Gefühl, das Thema sei zu intim, um es mit ihm zu besprechen. Aber sie hatte ihm bereits ihre Geheimnisse enthüllt und wusste, dass sie ihm vertrauen konnte. »ja, tatsächlich. Mein Vater scheint zu bereuen, was er getan hat. Er hat den Wunsch ausgedrückt, es wiedergutzumachen, wenn ich es wünsche.«
Seine Augen flackerten auf. »Wie werden Sie sich entscheiden?«
Julia dachte daran, Damon noch einmal gegenüberzutreten, und ihr Magen zog sich in einer seltsamen, beinahe angenehmen Spannung zusammen. »Ich weiß es nicht.« Sie runzelte die Stirn. »Ein
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