Das Geheimnis der Rose
Lust hatte, und sich einen Teufel um die Folgen geschert. Wenn er nicht in den Himmel gekommen ist, dann hat er bestimmt den alten Luzifer bestochen, mit ihm auf Teufel komm heraus Karten zu spielen.«
Damon lächelte über das Bild.
»Ich bin ihm zu ähnlich«, fuhr William fort. »Ich werde genauso enden wie er, allein und über meine vergangenen Ausschweifungen kichernd, während ich versuche, die Hausmädchen zu kneifen, wenn sie vorbeigehen.«
»Das wirst du nicht tun«, versicherte Damon ihm. »Ich lasse das nicht zu.«
William stieß einen tiefen Seufzer aus. »Bisher hast du herzlich wenig getan, um meinen Leichtsinn aufzuhalten.
Ich muss mein Leben neu überdenken, Damon. Ich muss etwas anderes tun, als Mädchen hinterherzujagen und meinen Unterhalt fürs Trinken, für Kleidung und Pferde zu verschwenden.«
»Du bist nicht der einzige, der sich verändern muss.«
Als William Damons grimmigen Ton hörte, sah er ihn überrascht an. »Du meinst doch nicht etwa dich selbst Du bist gewissenhaft und verantwortungsbewusst. Du hast keine Laster …«
»Ich bin teuflisch anmaßend. Ich versuche, andere in Muster hineinzupressen, die ich für sie entwerfe.«
»Vermutlich gehört das dazu, wenn man der ältere Sohn ist. Manche Menschen würden eine Tugend daraus machen.«
»Julia gehört nicht zu diesen Menschen.«
»Nun, Julia ist keine gewöhnliche Frau, oder?« William betrachtete das Schloss, die würdevollen Umrisse und die großen Steinbogen, die sich in dem silberfarbenen See davor spiegelten. »Kannst du dir vorstellen, wie sie hier leben soll – so weit von den Vergnügungen Londons?«
Damon konnte es sich tatsächlich vorstellen. Es war nicht schwierig für ihn, Julia vor sich zu sehen, wie sie mit ihm über die Hügel und durch die Wälder ritt, die das Anwesen umgaben, das blonde Haar vom Wind zerzaust … oder als Gastgeberin bei einem Ball im Großen Saal, die schlanke Figur von den schweren Kandelabern erleuchtet … oder mit ihm verschlungen in dem riesigen Bett des nach Osten liegenden Schlafzimmers, wo sie bei Sonnenaufgang gemeinsam aufwachen würden.
Damons Gedanken waren immer noch erfüllt von Gedanken an Julia, als er und William das Schloss betraten. Sie gingen an der Menge, die sich im Salon und Esszimmer aufhielt, vorbei in die Bibliothek, wo Mr. Archibald Lane sie erwartete. Lane war ein Anwalt, den Damon seit Jahren beschäftigte, um ihm bei seinen Angelegenheiten zu helfen. Obwohl er in seiner Art und seiner Erscheinung zurückhaltend wirkte, war Lane ein Mann von wacher Intelligenz. Er war nur wenig älter als Damon, aber sein schütteres Haar und seine Brille verliehen ihm das Fluidum ruhiger Reife.
»Mylord … ich meine, Euer Gnaden …«, murmelte Lane, als er Damon die Hand schüttelte. »Ich hoffe, es geht Ihnen gut. Das heißt, so gut, wie man es unter den Umständen erwarten kann.«
Damon nickte und bot dem Anwalt einen Drink an, den dieser ablehnte. »Ich nehme an, es gibt keine Überraschungen im Testament meines Vaters«, bemerkte Damon und nickte zu dem ordentlichen Papierstapel auf dem Schreibtisch hinüber.
»Nichts, was außergewöhnlich erscheint, Euer Gnaden. Bevor wir jedoch dazu kommen, gibt es noch etwas …«
Ein unbehaglicher Ausdruck zog über Lanes schmales Gesicht. »Kürzlich habe ich die Kopie eines Briefes erhalten, in dem es um die Angelegenheit von Mrs. Wentworth und die Umstände Ihrer … hm, Heirat geht.«
Damon starrte ihn erschreckt an.
»Es scheint, dass die Verbindung von Anfang an ungültig war«, fuhr der Anwalt fort. »Man sollte sie im Licht einer Verlobung betrachten, die niemals erfüllt wurde. Deshalb hat Lord Hargate die Rückgabe der Mitgift gefordert, die an die Savages gezahlt wurde.«
Damon schüttelte den Kopf und versuchte zu verstehen, was Lane gesagt hatte.
»Laut Hargate betrachtet seine Tochter Julia Sie beide von jetzt an frei von allen Verpflichtungen.«
»Ich muss mit ihr reden«, hörte sich Damon murmeln. Julia wollte jede Hoffnung auf eine Beziehung zwischen ihnen beenden. Er musste sie vom Gegenteil überzeugen. »Verdammt … sie ist meine Frau.« Obwohl er wusste, dass das nicht wirklich stimmte, konnte er nicht anders von ihr denken. Er liebte sie brauchte sie.
»Euer Gnaden«, sagte der Anwalt. »Sie haben keine Ehefrau. Nach rechtlichen Bestimmungen hatten Sie nie eine.«
Sie haben keine Ehefrau. Die Worte schienen in Damons Ohren zu klingeln, ruhig und doch schwindelerregend in ihrer
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