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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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gut«, sagte William vergnügt, »obwohl du ja weißt, wie sehr ich es hasse, mich in die Angelegenheiten anderer Leute einzumischen.« Er brach das Siegel auf und überflog den Brief. Das amüsierte Funkeln verschwand aus seinen Augen, und er sah Damon misstrauisch an.
    »Was schreibt unsere Miss Barry denn?« fragte Damon verdrießlich.
    William kratzte sich im Nacken und schüttelte zweifelnd den Kopf. »Wenn ich deinen gegenwärtigen Zustand betrachte, wäre es vielleicht besser, später darüber zu sprechen.«
    »Erzähl schon, verdammt noch mal!«
    »Nun denn. Miss Barry schreibt, sie sollte sich zwar nicht einmischen, sehe sich aber gezwungen, dich davon in Kenntnis zu setzen, dass Jessica Wentworth Logan zu heiraten plane … und zwar morgen.«
    William zuckte zusammen, als Damons halbvolles Glas mit Brandy an der Wand hinter ihm zerschellte und überall einen Regen aus bernsteinfarbenen Tropfen und Kristallsplittern verteilte. Damon sprang auf und atmete schwer.
    »Was wirst du tun?« fragte William vorsichtig.
    »Ich fahre nach Bath.«
    »Ich glaube, ich sollte mitkommen.«
    »Bleib hier.«
    »Damon, so habe ich dich noch nie erlebt, und es macht mir höllische Angst. Du solltest mich …« Aber bevor das letzte Wort über Damons Lippen gekommen war, hatte sein älterer Bruder den Raum mit entschlossenen Schritten verlassen.

Kapitel 12
    Während der letzten Vorstellung eines Stücks liegt für gewöhnlich ein besonderer Zauber, in der Luft. Die Schauspieler strahlen einen besonderen Glanz aus, wenn sie ihre Rolle spielen. Das Publikum in Bath war großzügig mit Lachern und Applaus und zeigte sich von der ersten Szene bis zum Schluss mitgerissen von dem Stück Geliebte Lügnerin. Julia fühlte sich an diesem Abend weit von dem Stück entfernt. Obwohl sie wusste, dass sie gut spielte, konnte sie sich nicht wie sonst in der Rolle verlieren. Vielleicht lag es daran, dass sie am nächsten Tag Logan Scott heiraten und damit ihr Schicksal für immer, wen auch auf unpersönliche Art, mit dem seinen verbinden würde. Ihre Gedanken verweilten bei dieser Tatsache, auch während sie auf der Bühne sprach, lachte und weinte.
    Damon musste den Brief inzwischen erhalten haben. Was hatte er gesagt? Was hatte er empfunden? Wie wäre es, wenn sie ihn das nächste Mal sähe und sich als Logan Scotts Frau vorstellte? Es ist besser für uns beide, dachte sie
    … Doch praktische Gründe beruhigten den Schmerz und die Sorge nicht, die sie empfand. Wenn die Dinge nur anders lägen, wenn nur …
    Das Stück endete mit langanhaltendem Applaus, während die Schauspieler sich verbeugten und für die Anerkennung bedankten. Als Logan sie endlich von der Bühne führte, war Julia erleichtert, zupfte an ihrem schweißnassen Oberteil und seufzte.
    Logan warf ihr einen abschätzenden Blick zu. »Sie sehen ein bisschen aufgeregt aus. Ruhen Sie sich heute Nacht gut aus«, riet er ihr, wohl wissend, dass die anderen Schauspieler versuchen würden, Julia zu dem anschließenden Gelage zu überreden. »Wir werden uns morgen früh um die Zeremonie kümmern, bevor wir nach Bristol fahren.«
    Julia zwang sich zu einem schwachen Lächeln. »Noch mehr Tourneen, noch mehr Vorstellungen … das ist nicht üblich für Flitterwochen, oder?«
    Er sah sie an, als sei ihm der Gedanke noch nie gekommen. »Hätten Sie gern Flitterwochen?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde reizte es sie, ja zu sagen. Sie wäre gern an einen exotischen Ort gereist, wo sie sich entspannen und alles andere vergessen könnte, wenigsten für eine Weile. Die Vorstellung, mit Logan allein irgendwohin zu reisen, war jedoch entmutigend. Außerdem würde er nur äußerst ungern den Tourneeplan ändern, besonders wenn er außerdem den Wiederaufbau des Capital Theatre überwachen wollte.
    »Nein«, murmelte Julia. »Jetzt ist nicht die Zeit dazu. Vielleicht ein andermal …«
    »Rom«, versprach er. »Oder Griechenland. Wir werden ein Festival in Athen besuchen und Stücke in Freilichttheatern sehen.«
    Julia lächelte und murmelte gute Nacht. Sie strich sich über die Haare, als sie zu ihrer Garderobe ging. In dem dunklen Bereich hinter der Bühne kamen ihr einige Leute entgegen, und sie wurde an die Seite gedrückt, wo sie wartete, bis die anderen vorbei waren. »Mrs. Wentworth?« erklang eine leise Stimme neben ihr. Sie erkannte einen der Bühnenarbeiter. Er und ein weiterer Mann standen rechts und links von ihr, und alle drei wurden durch das Gedränge um sie herum

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