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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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beendet wird.«
    »Ich verstehe nicht, warum. Er sieht gut aus, ist reich und scheint ein wirklicher Herr zu sein …«
    »Ich habe erkannt, dass ich keine Zukunft mit ihm habe.«
    »Selbst wenn das stimmt, weshalb kannst du dann nicht die Affäre mit ihm genießen, solange sie dauert?«
    »Weil ich …« Julia hielt jäh inne, denn es wäre außerordentlich unklug gewesen, sich Arlyss anzuvertrauen, wenn sie etwas geheim halten wollte. Aber sie verspürte den Drang, sich jemandem mitzuteilen. Die unausgesprochenen Worte schienen auf ihren Lippen zu brennen.
    »Was ist?« fragte Arlyss und runzelte besorgt die Stirn. »Du kannst es mir erzählen, Jessica.«
    Julia senkte den Kopf und starrte in ihren Schoß. »Ich werde Mr. Scott heiraten.«
    Arlyss riss die Augen auf. »Ich kann es nicht fassen. Weshalb um alles in der Welt willst du das tun?«
    Julia konnte als Antwort nur lahm die Schultern zucken.
    »Du liebst ihn nicht«, fuhr Arlyss fort. »Jeder kann das sehen. Hast du finanzielle Schwierigkeiten? Tust du das für deine Karriere?«
    »Nein, es … schien einfach die beste Entscheidung.«
    »Du machst einen Fehler«, sagte Arlyss entschieden. »Du gehörst nicht zu Mr. Scott. Wann hast du vor, ihn zu heiraten?«
    »Übermorgen.«
    »Gott sei Dank. Dann ist ja noch Zeit genug, alles abzusagen.«
    Irgendwie hatte Julia gehofft, dass es ihre Niedergeschlagenheit lindern würde, wenn sie einer Freundin von ihrer Entscheidung erzählte. Ihre Hoffnung schwand schnell, als sie erkannte, dass weder Mitgefühl noch wohlgemeinte Bedenken die Situation ändern würden. »Ich kann es nicht tun«, sagte sie leise und gab Arlyss die halbe Silbermünze zurück. Sie nahm ein feuchtes Tuch und rieb es sich über die Wangen, um die letzten Reste von Rouge abzunehmen.
    Arlyss dachte laut über Julia nach, während ihre Gedanken rasch von einer Möglichkeit zur nächsten rasten. »Oh, Jessica … du bist doch nicht etwa schwanger?«
    Julia schüttelte den Kopf, und ihre Kehle zog sich zusammen, als die Gefühle in ihr aufstiegen. »Nein, nein, das ist es nicht. Nur kann ich den Mann, den ich liebe, aus vielerlei Gründen nicht haben. Und wenn ein Leben mit ihm nicht möglich ist, dann kann ich ebenso gut Mr. Scott heiraten.«
    »A-aber«, stotterte Arlyss, »du bist doch diejenige, die mir immer gepredigt hat, dass ich einen Mann nur aus Liebe und keinem anderen Grund nehmen soll! Du hast mir gesagt …«
    »Ich habe jedes Wort ernst gemeint«, sagte Julia, und ihre Stimme wurde leicht heiser. »Unglücklicherweise sind manche Träume nicht für jeden zu verwirklichen.«
    »Irgendetwas mss ich mir einfallen lassen, um dir zu helfen.«
    Julia griff nach der Hand ihrer Freundin und lächelte sie voller Zuneigung an. Ihre Augen glitzerten plötzlich.
    »Nein«, murmelte sie. »Aber danke, Arlyss. Du bist eine liebe Freundin, und ich freue mich für dich.«
    Arlyss antwortete nicht. Ein gedankenverlorener Ausdruck zog über ihr Gesicht.
    Die Beerdigung des Duke of Leeds im privaten Familienkreis hatte etwas Unwirkliches; nur wenige Verwandte und enge Freunde waren anwesend. Damon konnte es kaum fassen, dass sein Vater schließlich zur letzten Ruhe gebettet worden war, dass es keine endlosen Streitereien, Enttäuschungen und Gespräche mit ihm mehr geben würde. Als Damon in das angespannte Gesicht seines Bruders sah, spürte er, dass William die gleiche Mischung aus Traurigkeit und Bestürzung verspürte.
    Nachdem der Sarg in den kalten Herbstboden gesenkt worden war und die Schaufeln mit Erde auf den glänzenden Holzdeckel gepoltert waren, machten sich die Trauernden wieder auf den Weg zum Schloss, um dort die üblichen Erfrischungen einzunehmen. Damon und William folgten langsam im gleichen gemächlichen Schritt.
    Eine Brise fuhr durch Damons Haar und kühlte sein Gesicht, als er die graugrüne Landschaft betrachtete.
    Er zog Trost aus dem vertrauten Anblick des Schlosses, das ruhig und unerschütterlich wie immer vor ihm lag, und er empfand Stolz, dass das Anwesen durch seine eigenen Anstrengungen im Besitz der Familie geblieben war.
    Frederick hatte beinahe den gesamten Besitz der Savages verloren. Und doch, trotz der selbstsüchtigen Launen und gefährlichen Neigungen des Vaters empfand Damon bei seinem Tod keinerlei Befriedigung. Er wusste, dass er seinen Vater vermissen würde … tatsächlich tat er es bereits.
    »Vater hatte ein verdammt gutes Leben, nicht wahr?« murmelte William. »Er hat immer das getan, wozu er

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