Das Geheimnis der Rose
willst, dass alles nur nach deinem Willen geschieht, nach deiner Vorstellung, einerlei, was ich opfern müsste, um dir zu gefallen!«
»So muss es nicht sein.«
Beide waren still und blieben umschlungen wie zwei Krieger in einem Zweikampf. Die Kutsche hielt an, und Damon zog Julia trotz ihres Protests aus dem Gefährt. Sie befanden sich vor dem Haus der Savages am Laura Place. Zwei verwirrte Lakaien versuchten, ihrer Pflicht nachzukommen, als ihr Arbeitgeber eine offensichtlich unwillige Frau in das Haus zerrte. Julia dachte daran, die Hausdiener um Hilfe schreiend zu bitten, aber Damon vereitelte das mit einer kurzen Bemerkung. »Gib dir keine Mühe. Sie werden dir nicht helfen.«
Julia wehrte sich weiter, während er sie zur Treppe zog, bis er stehenblieb und sie über die Schulter schwang. Nach einem überraschten Aufschrei wurde ihr beinahe schwindlig, als sie die Stufen unter Damons Füßen vorbeigleiten sah. Schließlich erreichten sie sein Schlafzimmer, in dem ein riesiges Bett mit einem royal blauen Baldachin stand.
Nachdem er Julia auf der Matratze abgesetzt hatte, ging Damon zur Tür und verschloss sie. Dann drehte er sich zu ihr um und warf den Schlüssel auf den Teppich.
Julia stand vom Bett auf, und ihre Muskeln waren ganz steif vor Entrüstung. »Treibst du das so mit Lady Ashton?
Ich kann dir versichern: Bei mir wirkt es nicht.«
»Meine Beziehung zu Pauline habe ich beendet. Sie ist nicht schwanger und hat also auch keine Ansprüche an mich.«
Julia weigerte sich, irgendeine Reaktion auf diese Neuigkeit zu zeigen, obwohl ihr Herz einen unwillkommenen Freudensprung tat. »Welche Ironie. Du bist gleichzeitig eine Ehefrau und eine Geliebte los!«
»Ich bin froh, dass wir nicht verheiratet sind.«
»Weshalb das denn?« fragte sie und blieb stehen, als er näher kam.
Damon blieb ebenfalls stehen und zog sein Jackett aus. Er ließ es auf den Boden fallen und knöpfte sich das Hemd auf. »Jetzt gibt es nur noch uns beide. Die Vergangenheit steht nicht mehr zwischen uns, und alles, was unsere Eltern getan haben, ist vorbei.«
»Hast du deinem Vater von dem Brief erzählt?« fragte Julia, die es noch nicht fertiggebracht hatte, ihrer eigenen Familie davon zu berichten, was sie getan hatte.
Ein seltsam angespannter Ausdruck überzog sein Gesicht. »Nein«, sagte er kurz. »Er starb, bevor ich es erfuhr.«
»Was?« fragte Julia verwirrt und sah ihn verständnislos an, bis sie die Bedeutung seiner Worte begriff. »Oh«, sagte sie schwach. »Deshalb bist du nicht nach Bath zurückgekommen. Es … es tut mir leid …«
Damon schnitt ihr mit einem ungeduldigen Schulterzucken das Wort ab und war offensichtlich nicht willens, mit ihr darüber zu diskutieren. »Er war schon lange krank.«
Mitleid und Bedauern machten ihren inneren Konflikt noch unerträglicher. Wenn sie vom Tod des Herzogs gewusst hätte, hätte sie mit Sicherheit nicht jenes Datum gewählt, um das Schriftstück abzuschicken. »Ich glaube, der Zeitpunkt des Briefs war nicht sehr rücksichtsvoll …«, begann sie zerknirscht.
»Deine Rücksichtnahme will ich nicht.« Er zog das Hemd aus der Hose. Das weiße Leinen klaffte auf und gab seine gewellten Bauchmuskeln frei. »Ich möchte, dass du deine Kleider ausziehst und dich ins Bett legst.«
Julias Mund wurde trocken, und sie fühlte das wilde Rauschen ihres Blutes. »Das ist doch nicht dein Ernst.«
»Soll ich dir helfen?«
»Bist du verrückt geworden?« fragte sie, und ihre Stimme war beherrscht, abgesehen von dem leichten Keuchen, das ihre Frage beendete.
»Ich bin es fast.« Obwohl sein Mund spöttisch zuckte, erkannte Julia mit plötzlicher Angst, dass er es ernst meinte.
»Ich bin es, seit ich dich getroffen habe«, fuhr er fort. »Ich habe überlegt, weshalb ich mich nicht in eine andere Frau verlieben konnte … eine Frau, die das Leben begrüßen würde, das ich ihr bieten könnte. Aber ich hatte nie die Wahl. Ich liebte dich lange bevor ich wusste, dass du meine Frau bist. Herauszufinden, dass du Julia Hargate bist, war ein Glückstreffer, den ich niemals erwartet hätte. Ich hoffte, es würde dich an mich binden … aber wie du bereits deutlich herausgestellt hast, war diese Ehe nie rechtmäßig. Ich konnte von dir nicht verlangen, zu einem Gelöbnis zu stehen, das du als Kind geleistet hattest. Und du warst besessen davon, dass sich alles deinen Wünschen fügen sollte, ebenso wie ich. Ich fürchte, keiner von uns beiden beherrscht die Kunst des Kompromisses
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