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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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solche Versuchung gegeben, das Versprechen von etwas Herrlichem in so greifbarer Nähe. Aber sie wollte diesem selbstzerstörerischen Drang nicht nachgeben. Es wäre eine Katastrophe gewesen.
    »Ich werde Sie nicht wiedersehen«, sagte sie und drehte sich, bis seine Hände von ihr abfielen und sie frei war »Ich muss gehen.« Sie lief zurück zu dem Brunnen und blieb an der Kreuzung zweier Wege stehen. – Savages Stimme war unmittelbar hinter ihr zu hören. »Hier entlang.« Sie gingen schweigend zurück zum Haus, von einer Spannung ergriffen, die offensichtlich keiner von beiden lösen konnte.
    Als die Kutsche mit Julia davongefahren war, ging Damon allein auf dem Marmorboden der Eingangshalle auf und ab. Er fühlte sich ruheloser als je zuvor in seinem Leben. Seine Gedanken kreisten nur um sie; er durchlebte jeden Augenblick der vergangenen wenigen Stunden noch einmal und sehnte sich nach mehr.
    Er wollte sie. Er wollte sie mit einer unvernünftigen, blinden Beharrlichkeit, die durch jede Faser seines Körpers raste. Und er nahm ihr das übel.
    Langsam stieg er die lange Treppe hinauf, die zu den beiden oberen Etagen des Hauses führte. Am ersten Treppenabsatz blieb er stehen und setzte sich auf die Stufen. Er stützte die Unterarme auf die Knie und starrte auf die leuchtenden mittelalterlichen Wandteppiche, die die Wand bedeckten.
    Jessica Wentworth war anderweitig vergeben. Und er auch. Sie lebten in verschiedenen Welten. Sie hatte recht, er konnte ihr nur wenig bieten außer einer Affäre. Und dann musste er auch noch an Pauline denken. Sie verdiente es nicht, betrogen und verlassen zu werden. Was sie gemeinsam hatten, war bequem und einfach, und es war ihm genug gewesen … bis er Jessica. Wentworth wiedersah.
    Er sollte sich Jessica aus dem Kopf schlagen. Das war die einzige vernünftige Möglichkeit. Aber etwas in ihm rebellierte gegen den Gedanken. Noch nie hatte er sich so eingeschränkt gefühlt, seine Möglichkeiten so begrenzt gesehen durch eine Vergangenheit, die ihn wie eine meilenlange Eisenkette fesselte. Er war mit einer Frau verheiratet, die er nicht einmal kannte.
    Wenn er nur diese Julia Hargate finden, sie in die Hölle verdammen und dann ein für allemal aus seinem Leben verbannen könnte!

Kapitel 4
    In dem Moment, als Julia den Aufenthaltsraum betrat, fühlte sie ein halbes Dutzend erwartungsvoller Blicke auf sich gerichtet. Die Schauspieler, die Hauptdarsteller von Der Widerspenstigen Zähmung waren ganz unverfroren neugierig darauf, was während ihres Abends mit Lord Savage geschehen war.
    Nur Logan Scott schien zu sehr mit Problembemerkungen beschäftigt zu sein, um ihre Ankunft zu bemerken. »Sie sind zu spät, Mrs. Wentworth«, sagte er schließlich, ohne aufzusehen.
    »Verzeihen Sie, ich habe verschlafen«, murmelte Julia, während sie zu einem leeren Stuhl ging. Es war die Wahrheit. Nachdem sie in ihr kleines Haus in der Somerset Street zurückgekehrt war, war sie noch lange wach gewesen, hatte Wein getrunken und nachdenklich ins Nichts gestarrt. Als sie endlich einschlief, war es schon Zeit, aufzuwachen und dem Tag mit trüben, dunkel geränderten Augen entgegenzusehen.
    Sie hatte nicht aufhören können, über Savage nachzudenken. Die letzte Nacht war der Höhepunkt all der Angst und Neugier gewesen, die sie seit Jahren plagten. Alle ihre Vorstellungen von ihrem unbekannten Ehemann waren jetzt verschwunden. Er war Wirklichkeit geworden – und noch gefährlicher, als sie es sich jemals hatte träumen lassen.
    Savage war ein großartiger Mann: klug, mächtig, ehrgeizig, ein Mann, der das Leben einer Frau so vollständig beherrschen konnte, dass sie sich in seinem Schatten verlöre. In dieser Hinsicht war er ihrem Vater sehr ähnlich.
    Julia wollte nicht die Ehefrau eines starken Mannes sein – zu hart hatte sie dafür gearbeitet, Jessica Wentworth zu werden.
    Es wäre einfacher gewesen, sich Savage aus dem Kopf zu schlagen, wenn sie nicht diesen entwaffnenden Hinweis auf Verletzlichkeit bemerkt hätte … die sanfte Art, wie er sie berührt hatte, das überraschende Eingeständnis, dass er eines Tages aus Liebe heiraten wollte. Gab es hinter seiner wachsamen Fassade noch mehr zu entdecken?
    Niemals hätte sie die Möglichkeit dazu, dies herauszufinden. Es erfüllte sie mit seltsamer Verzweiflung, wenn sie daran dachte, was zwischen ihnen geschehen war. Sie hatte ihm erklärt, dass sie ihn nicht wiedersehen werde, und sie wusste tief im Herzen, dass es so das beste war. Aber

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