Das Geheimnis der Rose
unmöglich würdigen!«
Savage lächelte und überredete sie, ein mit Hummer und Sahne gefülltes Wachtelei zu kosten. Julia gönnte sich so viel, wie schon lange nicht mehr, trank verschiedene französische Weine und gab sich dem Festmahl mit Vergnügen hin. Savage erwies sich als charmanter Tischherr und unterhielt sich angenehm über eine Vielzahl von Themen mit ihr.
»Weshalb sind Sie Schauspielerin geworden?« fragte er gegen Ende des gemächlichen Mahls und lehnte sich zurück, als ihre Teller abgeräumt und Etageren mit Gebäck und frischen Früchten serviert wurden.
Julia spielte mit einer dunkelroten Erdbeere auf ihrem Teller. »Es war ein Kindheitstraum von mir. Ich habe mein Zuhause verlassen, als sich achtzehn war, und bei einer fahrenden Truppe gearbeitet und dann an einem Theater am Strand, bis ich das Glück hatte, von Mr. Scott engagiert zu werden.«
»Heißt Ihre Familie Ihre Karriere gut?«
Julia schnaubte bei dem Gedanken. »Eindeutig nicht. Man wollte, dass ich zu Hause bliebe … aber nur unter bestimmten Bedingungen, die ich unannehmbar fand.«
»Wann haben Sie geheiratet?« fragte er. »Während Sie am Strand waren?«
Sie runzelte die Stirn. »Ich spreche niemals über meine Ehe.«
Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. »Ich bin nicht davon überzeugt, dass es Ihren Mann wirklich gibt »Es gibt ihn«, versicherte sie ihm und trank ihren Wein. Es gibt ihn, ebenso wie es Ihre Frau gibt, war sie versucht zu sagen, aber sie schwieg.
»Wird er jemals verlangen, dass Sie das Theater verlassen?«
»Dann wäre er ein gemeiner Heuchler«, sagte sie kess. »Er ist selbst ein Schauspieler.« Sie unterdrückte ein Lächeln, als sie den Funken Neugier in seinem Gesicht sah, und wusste, dass er die wörtliche Bedeutung des Wortes annahm. Es war jedoch die Wahrheit. Lord Savage war zweifellos sehr geschickt darin, die Wahrheit zu verbergen und eine falsche Fassade zu präsentieren. Er war ein ebenso vollendeter Schauspieler wie jeder am Capital.
Er schien noch etwas fragen zu wollen, als er plötzlich die Augen zusammenzog und auf ihren nackten Oberarm starrte.
»Mylord?« fragte Julia, überrascht von seinem Gesichtsausdruck.
Bevor Julia reagieren konnte, hatte Savage ihren Arm in seine warme breite Hand genommen und drehte ihn zum Licht. Die Farbe über dem blauen Fleck war deutlich sichtbar. Julia versuchte, sich ihm zu entziehen, und stotterte verwirrt. »Es ist nichts … m-mir geht es gut … die Vorstellung, wissen Sie …«
»Schhh.« Er wandte sich an einen Diener, der auf ihn zukam, und verlangte brüsk nach einer Salbe aus dem Vorrat der Haushälterin.
Julia sah in sprachlosem Schweigen zu, wie Savage die Ecke einer Serviette in ein Glas mit kühlem Wasser tauchte. Sie wurde vor Überraschung ganz steif, als das feuchte Tuch vorsichtig über den blauen Fleck strich.
Savage fand noch einen dunklen Fingerabdruck und einen verschwommenen Fleck auf ihrer Schulter. Er wischte die verdeckende Farbe mit äußerster Sorgfalt fort.
Warme Röte breitete sich über Julias Haut vom Hals bis zum Gesicht aus. Noch kein Mann hatte sie so berührt.
Sein Gesicht war so nahe, dass sie den Schatten seines dunklen Bartes auf der gründlich rasierten Haut und seine dichten langen Wimpern erkennen konnte.
Ein angenehmer Geruch ging von ihm aus; der Duft nach Eau de Cologne und warmer Haut vermischte sich mit dem des gestärkten Leinens. Sein Atem roch nach dem süßen Dessertwein. Julias Herz begann heftig zu klopfen, als sie daran dachte, mit den Fingerspitzen über seine schwarzen Haare zu streicheln, dann über sein hübsches Ohr und über die kühn geschwungenen Augenbrauen. Sie hatte zu viel getrunken. Ihr war schwindlig, ihr Gesicht war gerötet … sie wollte fort und doch …
Der Diener kehrte mit einem Döschen Salbe zurück und reichte es Lord Savage. Als er ging, schloss er die Tür und ließ sie allein.
»Es besteht kein Anlass …« begann Julia unsicher. Sie verstummte, als Savage ein wenig von der wächsernen rosafarbenen Salbe, die stark nach Kräutern duftete, auf den Finger nahm.
Savages graue Augen sahen sie an. Zum ersten Mal bemerkte sie die zarten Spuren von Blau und Grün in ihrer Tiefe. Als er sprach, war seine Stimme ein wenig tiefer als sonst. »Scott sollte vorsichtiger mit Ihnen umgehen.«
»Das tut er«, flüsterte sie. »Ich bekomme nur so schnell blaue Flecken.«
Er sah ihr weiterhin in die Augen, als er sich mit dem Finger voller Salbe vorbeugte. Es
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