Das Geheimnis der Rose
bückte sich, um ihn ihr wieder anzuziehen. »Ich habe nicht die Absicht, Lady Ashton zu heiraten.«
Julia hüpfte ein oder zwei Schritte und griff nach seiner Schulter, um sich abzustützen. Dabei entdeckte sie, dass er keine Polster in seinem Jackett trug. Seine Muskeln fühlten sich wie Eiche unter ihrer Handfläche an. »Warum nicht?« fragte sie und sah auf seine im Mondlicht wie Seehundfell glänzenden Haare hinunter. »Genügt sie Ihren hohen Erwartungen nicht?« Sie hielt den Atem an, als sie seine Finger an ihrem Knöchel spürte, während er sanft ihren Fuß wieder in den Schuh führte.
Seine Stimme klang leicht gedämpft, als er antwortete. »Ich habe vor, aus Liebe zu heiraten.«
Schmerzliches Einfühlungsvermögen mischte sich mit Julias Überraschung. Unter seinem praktischen, beherrschten Äußeren gab es also einen Traum, denselben Traum, der ihnen beiden genommen worden war. »Von einem Mann wie Ihnen hätte ich ein so romantisches Gefühl nicht erwartet, Mylord.«
»Was hätten Sie von mir erwartet?«
»Dass Sie aus praktischen Gründen heiraten und die Liebe anderswo suchen.«
»Genau das hat mein Vater getan. Ich bin sicher, dass meine Mutter als vernünftige Frau nichts anderes von ihm erwartet hat, aber es hat sie sicherlich trotzdem verletzt. Ich habe mir geschworen, dass ich es anders machen werde.«
»Das ist nicht immer möglich.«
»Glauben Sie mir ich werde es schaffen.«
Wie sollte sie das schaffen? Er musste an eine Annullierung denken. Er würde sie loswerden müssen, bevor er an Heirat denken konnte, es sei denn, er hielt Bigamie für nichts Schlimmes.
»Wie können Sie sicher sein?« fragte sie. »Sie haben keine Garantie dafür, dass Sie Ihre Seelenfreundin finden werden.«
»Keine Garantie«, stimmte er zu und ließ ihren Knöchel los. »Nur Hoffnung.«
Er stand auf und sah sie schließlich aus voller Höhe an; sein Gesicht lag im Schatten.
Julia hätte seine Schultern loslassen sollen, aber sie fühlte sich seltsam aus dem Gleichgewicht gebracht, so als ob sie den Boden unter den Füßen verlöre.
»Wir haben uns bereits einmal getroffen, wissen Sie das?« fragte er leise.
Diese Worte jagten ihr einen kalten Schauer über den Rücken. »Sie irren sich.«
»Ich habe jene Nacht niemals vergessen.« Seine Hände lagen fest um ihre Taille und hielten sie fest, während er ihr das Gesicht zuwandte. »Es war vor drei Jahren in Warwickshire. Ich war vom Schloss hinunter spaziert, um im Dorf der Maifeier zuzuschauen. Ich sah Sie tanzen.« Er schwieg und sah, wie sich auf ihrem Gesicht der Ausdruck von Verwirrung in Wiedererkennen verwandelte.
»Oh«, sagte Julia schwach. »Ich wusste nicht …«
Zuerst hatte sie gedacht, er spiele auf ihre Ehe an.
Guter Gott, er war also der Fremde gewesen, der sie in jener Nacht geküsst hatte! Sie senkte den Blick auf seine Brust und dachte daran, wie dieser Kuss sie noch Monate danach verfolgt hatte. Es war unglaublich, dass das Schicksal sie wieder zusammengeführt hatte. »Ich habe Sie an jenem Abend gefragt, ob Sie einer der Savages seien, und Sie haben es geleugnet. Weshalb haben Sie mir nicht gesagt, wer Sie sind?«
»Ich wusste nicht, wie Sie reagieren würden. Vermutlich hätten Sie angenommen, ich würde versuchen, Ihre Lage auszunutzen.«
»Sie haben es getan – Sie haben mich gegen meinen Willen geküsst.«
Ein Lächeln zog über sein Gesicht. »Ich konnte nicht anders. Sie waren die schönste Frau, die ich jemals gesehen hatte. Sie sind es immer noch.«
Julia versuchte, sich ihm zu entziehen, aber er hielt sie fest. »Was wollen Sie von mir?« fragte sie unsicher.
»Ich möchte Sie wiedersehen.«
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Sie können sich keinen weiteren Abend mit mir erkaufen, auch wenn Sie das ganze Capital Theatre erwerben.«
»Warum nicht? Weil Ihr Mann etwas dagegen hätte?«
»Ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich nicht über ihn sprechen werde.«
»Ich werde eine Weigerung nicht hinnehmen, wenn Sie mir nicht erklären, weshalb Sie mich nicht sehen wollen.«
»Weil ich keine Affäre mit Ihnen will … und in unserer Situation könnten Sie mir nichts anderes bieten.« Julias Blut pulsierte in unregelmäßigem Rhythmus. Sein Körper war ihrem Körper so nahe, dass sie sein Atmen hörte, seine Hitze spürte, und sie fühlte sich von ihm angezogen wie eine Motte vom Licht. Sie wollte den Kopf zurückwerfen, seinen Mund auf ihrem Mund spüren und sich an ihn pressen. Noch nie hatte es für sie eine
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