Das Geheimnis der Rose
schien, als warte er darauf, dass sie protestierte. Und eine Abwehr zitterte tatsächlich auf ihren Lippen, aber irgendwie konnte sie keinen Ton herausbringen. Sie spürte, wie seine Finger auf ihrem Arm die Salbe über die blauen Flecken strichen.
Er berührte sie, als bestünde sie aus Porzellan, und seine Haut war kaum auf der ihren zu spüren. Julia hätte niemals vermutet, dass ein Mann so sanft sein könnte.
Er wandte sich der Schulter zu und kümmerte sich dort um den Bluterguss, während sie völlig stillhielt. Wilde Impulse durchfluteten sie … sie wollte sich an ihn lehnen, seine Hand auf ihrer Haut spüren, seine langen Finger über ihre Brust führen. Sie hielt den Atem an, wollte, dass diese Gefühle verschwinden, aber die Sehnsucht hielt an, bis ihre Brustwarzen unter der weichen Seide des Kleides hart wurden. Hilflos wartete sie darauf, dass er aufhörte, und starrte unbeweglich auf seinen gesenkten Kopf.
»Gibt es noch mehr?« fragte er.
»Keine, die ich Ihnen zeigen möchte«, brachte sie mühsam hervor.
Ein Lächeln erstrahlte auf seinem Gesicht. Er schloss die Dose mit der Salbe und gab sie ihr. »Mein Geschenk für Sie, Mrs. Wentworth. Offensichtlich werden Sie noch mehr davon brauchen, solange Der Widerspenstigen Zähmung gegeben wird.«
»Danke.« Julia nahm ihre schwarzen Handschuhe, die sie zu Beginn des Dinners ausgezogen hatte, und benutzte sie, um ihrem brennenden Gesicht Luft zuzufächeln. »Es ist sehr warm hier drinnen«, sagte sie lahm.
»Wollen wir in den Garten gehen?«
Dankbar nickte sie und verließ mit ihm das Esszimmer. Sie durchquerten ein Vorzimmer bis zu einer Verandatür, die auf einen gepflasterten Gartenweg hinausführte. Es war dunkel und kühl draußen. Frische Brisen raschelten in den Blättern der Obstbäume und flüsterten durch die Hecken.
Schweigend gingen sie an dichten Eibenhecken und einer Reihe von Pflaumenbäumen vorbei. Ungefähr in der Mitte des Gartens befand sich ein großer Springbrunnen mit Engelsskulpturen. Julia blieb stehen, um den Anblick zu bewundern, und entdeckte plötzlich, dass eine brusthohe Rosenhecke an dem Weg entlang wuchs. Die Blüten kamen ihr bekannt vor, große, aufspringende, rosafarbene Blüten mit einem unbeschreiblich süßen Duft.
»Summer Glories«, murmelte sie. »Die Lieblingssorte meiner Mutter. Sie verbrachte Stunden im Garten, um sich darum zu kümmern. Die schönsten und auch bei weitem die dornigsten, hat sie mir gesagt.«
Savage sah zu, wie sie sich dicht über eine Rose beugte und den berauschenden Duft einatmete. »Diese Sorte ist sehr selten, besonders in England. Meine Familie bekam sie vor langer Zeit von …« Er hielt inne, und eine seltsame Wachsamkeit überzog sein Gesicht.
»… einer Freundin«, beendete er den Satz. Die beiden Worte schienen zwischen ihnen zu hängen und die Luft mit einer Frage zu belasten.
Sofort wich alle Luft aus Julias Lunge, und sie kämpfte um Atem. Summer Glories waren tatsächlich eine ganz besondere Sorte. Wenn sie jetzt darüber nachdachte, war der Besitz ihrer Familie der einzige Ort, an dem sie sie je gesehen hatte. Ihr wurde klar, dass aller Wahrscheinlichkeit nach ihre Mutter Eva diejenige gewesen war, die vor all den Jahren den Savages die Ableger der Rose geschenkt hatte. Bevor sie krank geworden war, hatte Eva sich ihrer Fähigkeiten gerühmt, exotische Rosen zu züchten … sie hatte oft Freunden und Bekannten Pflanzen geschenkt.
Schnell überlegte Julia, wie sie den Schnitzer wiedergutmachen könnte, und beschloss, so schnell wie möglich das Thema zu wechseln. Mit gespielter Gleichgültigkeit ging sie an dem Strauch vorbei. »Weiß Lady Ashton, dass ich heute Abend hier bei Ihnen bin?« fragte sie unvermutet.
»Lady Ashton«, wiederholte Savage und klang verwirrt ob der unerwarteten Frage. Er folgte ihr auf dem Weg.
»Nein, ich habe es ihr nicht erzählt.«
»Wenn sie es herausfindet, wird das ein Problem für Sie?«
»Sie hat keine Ansprüche an mich.«
»O ja … Ihre ›Abmachung‹ mit ihr …« Julia zuckte zusammen, als ein Kiesel in ihren Seidenschuh rutschte. Sie blieb stehen und zog den Schuh aus, schüttelte ihn, um den lästigen Stein loszuwerden. »Hegt Lady Ashton die Hoffnung, Sie zu heiraten, Mylord?«
»Sie stellen sehr persönliche Fragen, Mrs. Wentworth.«
»Ich bin sicher, dass sie es tut«, sagte Julia als Antwort auf ihre eigene Frage. »Sie sind ein ziemlich begehrter Mann … nicht wahr?«
Savage nahm ihr den Schuh ab und
Weitere Kostenlose Bücher