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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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enttäuschte. Sie hatte Schwierigkeiten, sich an ihren Text zu erinnern. Es schien unmöglich, sich auf die Rolle, die sie spielen sollte, zu konzentrieren oder den anderen Schauspielern die richtigen Stichworte zu geben. Zu den stechenden Kopfschmerzen kam hinzu, dass jeder Teil ihres Körpers wund war – aber vor allen Dingen dachte sie ständig an die letzte Nacht und an das, was sie getan hatte.
    In einem leichtsinnigen Augenblick hatte sie einen furchtbaren Fehler begangen. Es schien alles so richtig zu sein mit Damon. Sie war allein gewesen, verwundbar, hatte sich nach der Lust und dem Trost gesehnt, die er ihr geschenkt hatte. Bei Tageslicht besehen war alles jedoch ganz anders. Sie spürte eine schreckliche innere Schwere – ihre Geheimnisse flogen auf, waren außer Reichweite, bevor sie sie zurückholen konnte. Selbst die vertraute Atmosphäre des Theaters konnte sie nicht mehr trösten. Vielleicht glaubte Damon, von nun an Rechte zu haben.
    Sie musste ihm klarmachen, dass sie nur sich selbst gehörte, was auch immer geschehen war. »Glauben Sie nur nicht, ich könnte Sie nicht ersetzen«, warnte Logan angespannt und leise, als sie linkisch durch eine weitere Szene stolperte. »Es ist noch nicht zu spät für mich, Arlyss die Rolle zu geben. Wenn Sie sich nicht endlich ein bisschen mehr ins Zeug legen …«
    »Dann geben Sie ihr doch die Rolle«, sagte Julia und warf ihm einen wütend funkelnden Blick zu. »Im Moment ist es nur gleichgültig.«
    Nicht an solche Aufsässigkeit gewöhnt, zog Logan wild an seinen dunklen rotbraunen Haaren, bis sie beinahe zu Berge standen. Seine blauen Augen funkelten ärgerlich.
    »Wir spielen die Szene noch einmal«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. Er machte den anderen Schauspielern auf der Bühne herrische Gesten: Charles, Arlyss und den alten Mr. Kerwin. »In der Zwischenzeit schlage ich vor, dass Sie drei in den Aufenthaltsraum gehen und Ihren Text lernen. Im Moment würde ich Ihre Vorstellungen kaum besser als die von Mrs. Wentworth beurteilen.«
    Die Truppe gehorchte leise murrend, offensichtlich erleichtert, dem spannungsgeladenen Theater zu entfliehen.
    Logan wandte sich wieder an Julia. »Wollen wir?« fragte er kalt.
    Wortlos trat sie zur linken Seitenkulisse, wo sie ihren Auftritt hatte. Es war eine Szene, in der die beiden Hauptpersonen Christine und James sich in den ersten Wirren ihrer Liebe befinden.
    Als behütete Christine ist sie begeistert über die Freiheit, die ihr ihre Maskerade verschafft, denn sie gibt ja vor, ein Hausmädchen zu sein. Außerdem ist sie bestürzt, dass sie sich zu einem einfachen Lakai hingezogen fühlt, kann aber nicht anders, als jede Vorsicht in den Wind zu schlagen.
    Julia trat auf und versuchte etwas von der Mischung aus Eifer und Unsicherheit zu vermitteln, die die Rolle verlangte … bis sie die große, anziehende Gestalt von James sah, der auf sie wartete. Mit einem aufgeregten Lachen lief sie zu ihm und warf sich in seine Arme.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst«, sagte er und wirbelte sie mühelos herum, während ihre Füße über den Boden schleiften. Er strich ihr eine Locke aus dem Gesicht, als könne er nicht glauben, dass sie wirklich da war.
    »Ich wollte nicht«, antwortete sie atemlos. »Ich konnte nicht anders.«
    Offensichtlich ganz spontan beugte er sich zu ihr hinunter, um sie zu küssen. Julia schloss die Augen und wusste, was sie zu erwarten hatte. Sie war schon unzählige Male zuvor auf der Bühne geküsst worden, wann immer eine Szene es verlangte, sei es von Logan oder von Charles oder sogar einmal von Mr. Kerwin, der einen alternden Monarchen spielte, der mit einer jungen und schönen Frau verheiratet war. Obwohl Logan gut aussah, hatten seine Küsse Julia nie erregt. Sie waren beide viel zu professionell dafür. Es war nicht notwendig, etwas zu empfinden, um das Publikum davon zu überzeugen.
    Sie spürte, wie seine Lippen ihren Mund berührten … aber plötzlich blitzte die Erinnerung der letzten Nacht in ihrem Kopf auf … die Hitze von Damons Mund, der Druck seiner Arme, die sie an seinen Körper pressten, die Leidenschaft, die sie überwältigt hatte … Julia riss sich mit einem unterdrückten Laut von Logan los und starrte ihn benommen an, während sie die Lippen mit zitternden Fingerspitzen bedeckte.
    Die Rolle des James fiel von ihm ab, und Logans vertrauter Gesichtsausdruck trat zutage. Er schien verwirrt und schüttelte den Kopf. Ein unüberhörbar wütender

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