Das Geheimnis der Rose
Unterton schwang in seiner Stimme mit. »Was zum Teufel ist los mit Ihnen?«
Julia drehte sich von ihm weg und rieb sich verzweifelt die Arme. »Darf ich nicht einmal einen schlechten Tag haben wie jeder andere? Sie sind nie so grob zu den anderen, wenn sie Schwierigkeiten mit einer Rolle haben.«
»Ich erwarte mehr von Ihnen.«
»Vielleicht ist das ein Fehler«, sagte sie scharf.
Sein Blick bohrte sich in ihren Rücken. »Ganz offensichtlich.«
Sie atmete tief ein und drehte sich zu ihm um. »Möchten Sie die Szene noch einmal probieren?«
»Nein«, antwortete Logan griesgrämig. »Sie haben heute schon genug von meiner Zeit verschwendet. Nehmen Sie sich den Nachmittag frei – ich werde mit den anderen arbeiten. Und ich warne Sie: Wenn Sie morgen nicht in bester Form sind, werde ich die Rolle einer anderen geben. Dieses Stück bedeutet mir verdammt viel. Und ich will zur Hölle fahren, wenn ich es mir von irgendjemandem kaputtmachen lasse.«
Julia senkte den Blick und spürte einen schuldbewussten Stich im Innern. »Ich werde Sie nicht wieder enttäuschen.«
»Das will ich hoffen.«
»Soll ich den anderen im Aufenthaltsraum Bescheid sagen, dass Sie sie wieder auf der Bühne haben wollen?«
Er nickte und schickte sie mit einer Handbewegung fort. Seine Miene war undurchdringlich.
Seufzend ging Julia von der Bühne in die Seitenkulisse. Sie rieb sich die Schläfen und Augen und wollte den Kopfschmerz vertreiben.
»Mrs. Wentworth?« Die zögernde Stimme eines jungen Mannes drang in ihre Gedanken.
Julia blieb stehen und sah den Sprecher an. Es war Michael Fiske, ein Kulissenmaler von außergewöhnlichem Talent. Bewaffnet mit Farbe und Pinseln, hatte er einige der schönsten und originellsten Kulissen, Prospekte und Hintergründe geschaffen, die Julia je gesehen hatte. Andere Theater hatten Fiskes Talent erkannt und versucht, ihn fortzulocken, wodurch Logan Scott gezwungen war, ihm ein ungewöhnlich hohes Gehalt zu zahlen, um sich seine Dienste zu sichern. Mit seinem gewohnt selbstbewussten Wagemut hatte Fiske Logan und jedem anderen im Capital mitgeteilt, dass er seinen hohen Lohn wert sei. Die meisten stimmten ihm insgeheim zu.
Aber Michael Fiskes gewöhnlich anmaßender Gesichtsausdruck war heute verschwunden, und sein Verhalten schien ungewöhnlich zögernd. Er stand im Schatten und hielt ein kleines dickes Päckchen in der Hand. Seine warmen braunen Augen blickten flehend. »Mrs. Wentworth«, wiederholte er und Julia ging auf ihn zu.
»Ja, Mr. Fiske?« fragte sie leicht besorgt. »Stimmt etwas nicht?«
Er zuckte die breiten Schultern und umklammerte das Päckchen fester. »Doch, doch. Aber ich wollte Sie fragen …
ob es Ihnen etwas ausmachen würde …« Er hielt mit einem tiefen Seufzer inne, und sein gutaussehendes Gesicht verzog sich in zweifelnde Falten. »Ich hätte Sie nicht belästigen sollen. Bitte, Mrs. Wentworth, vergessen Sie es einfach …«
»Nun reden Sie schon«, meinte sie mit einem ermunternden Lächeln. »So schlimm kann es doch nicht sein.«
Mit einem Ausdruck tragischer Schicksalergebenheit streckte Fiske ihr das in Papier gewickelte Päckchen entgegen. »Bitte geben Sie das Miss Barry«
Sie nahm es ihm ab und hielt es vorsichtig. »Ist es ein Geschenk für Arlyss? Verzeihen Sie die Frage, aber weshalb geben Sie es ihr nicht selbst?«
Sein schmales Gesicht errötete. »jeder weiß, dass Sie die beste Freundin von Miss Barry sind. Sie mag Sie und vertraut Ihnen. Wenn Sie es ihr geben und ein Wort für mich einlegen würden …«
Langsam begriff Julia. »Mr. Fiske«, fragte sie sanft, »hegen Sie eine romantische Neigung Arlyss gegenüber?«
Er ließ den Kopf hängen und brummte zustimmend.
Julia war berührt von seiner offensichtlichen Aufrichtigkeit. »Nun, das ist nicht überraschend. Sie ist eine überaus anziehende Frau, nicht wahr?«
»Sie ist das reizendste, hübscheste Ding, das ich je gesehen habe«, platzte er heraus. »Sie ist so wunderbar, dass ich es nicht über mich bringe, mit ihr zu sprechen. Wenn sie in meiner Nähe ist, werden mir die Knie weich, und ich kann nicht mehr atmen. Und sie weiß nicht einmal, dass ich überhaupt vorhanden bin.«
Julia lächelte mitfühlend. »So wie ich Arlyss kenne, wäre es ihr sicher lieber, wenn Sie selbst auf sie zukämen …«
»Ich kann nicht. Es ist zu wichtig. Ich habe überlegt, ihr meine Empfindungen zu gestehen, aber … sie könnte mich auslachen oder bemitleiden …«
»Nein, ich kann Ihnen
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