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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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versichern, dass sie nicht so ist«, sagte Julia schnell. »Arlyss kann sich glücklich schätzen, dass ein Mann wie Sie ihr seine Verehrung entgegenbringt.«
    Er schüttelte den Kopf, verschränkte die Arme vor der Brust und öffnete sie wieder. »Ich bin kein feiner Herr«, sagte er bedrückt. »Ich habe keine schicken Kleider und kein herrliches Haus – und ich habe nur geringe Zukunftsaussichten. Sie wird mich nicht wollen.«
    »Sie sind ein guter Mann und ein wunderbar talentierter Maler«, sagte Julia beruhigend, aber innerlich fürchtete sie, dass er recht haben könnte. Arlyss hatte sich immer leicht durch verlockende Versprechen und verführerische Geschenke beeinflussen lassen. In den letzten Jahren war sie mit einer Reihe von Lebemännern zusammen gewesen, die sie für ihr selbstsüchtiges Vergnügen benutzt und dann ohne Gewissensbisse verlassen hatten. Und dann war da noch Arlyss’ hoffnungslose Schwärmerei für Logan Scott, der sicher niemals auch nur einen Gedanken an eine Beziehung mit ihr verschwendete. Arlyss machte kein Geheimnis aus der Tatsache, dass sie sich zu mächtigen Männern hingezogen fühlte. Wenn sie sich doch nur in einen Mann wie Fiske verliebt hätte, einen ernsthaften jungen Mann, der vielleicht niemals reich sein würde, sie aber achtete und liebte!
    »Ich werde ihr das Päckchen geben«, sagte Julia entschlossen. »Und ich werde ein Wort für Sie einlegen, Mr. Fiske.«
    Er schaffte es, gleichzeitig erleichtert und verzweifelt auszusehen. »Danke – obwohl es ein hoffnungsloser Fall ist.«
    »Nicht unbedingt.« Julia streckte die Hand aus, um tröstend seine Schulter zu berühren. »Ich will sehen, was ich tun kann.«
    »Gott segne Sie, Mrs. Wentworth«, sagte er und ging fort, die Hände tief in den Taschen vergraben.
    Als Julia den Aufenthaltsraum betrat, führten die anderen Schauspieler ihre eigene Probe durch. Sie lächelte sie alle beschämt an. »Mr. Scott möchte Sie wieder auf der Bühne sehen. Ich fürchte, ich habe ihn in eine fürchterliche Laune versetzt. Entschuldigen Sie bitte.«
    »Kein Grund, sich zu entschuldigen«, versicherte ihr Mr. Kerwin, und seine Hängebacken schwangen hin und her, als er leise lachte. »Jeder hat ab und zu mal einen schlechten Tag, selbst eine so gute Schauspielerin wie Sie, meine Liebe.«
    Julia lächelte dankbar und zeigte auf Arlyss, als die anderen den Raum verließen. »Komm doch einen Moment her – ich habe ein Geschenk für dich.«
    »Für mich?« Arlyss zog die Stirn kraus. »Heute ist nicht mein Geburtstag.«
    »Es ist nicht von mir – es ist von einem heimlichen Verehrer.«
    »Wirklich?« Arlyss sah erfreut und geschmeichelt aus und spielte mit ihren dichten Locken. »Wer ist es, Jessica?«
    Julia hielt ihr das Päckchen hin. »Öffne es. Vielleicht errätst du es.«
    Kichernd vor Aufregung griff Arlyss nach dem Päckchen und riss das Papier mit kindlichem Vergnügen auf.
    Nachdem die schützenden Lagen zerrissen waren, starrten beide Frauen entzückt das Geschenk an. Es war ein ausgezeichnetes, kleines Porträt von Arlyss im Kostüm der komischen Muse mit leuchtender Haut, rosigen Wangen und einem reizenden Lächeln auf den Lippen. Es war eine idealisierte Darstellung, die Figur ein wenig schlanker als in Wirklichkeit, die Augen ein wenig größer … aber es war zweifellos Arlyss. Die Fertigkeit und das Talent des Künstlers waren bemerkenswert und hatten ein Kunstwerk geschaffen, das das fröhliche Wesen der Dargestellten einfing.
    »Wundervoll«, murmelte Julia und dächte, dass Michal Fiske eine Zukunft außerhalb reiner Kulissenmalerei verdient hätte. Arlyss musterte das Porträt mit offensichtlichem Vergnügen. »Es ist zu hübsch, als dass ich es sein könnte! … Nun ja, beinahe.«
    Vorsichtig berührte Julia die Kante des vergoldeten Rahmens. »Ganz klar wurde es von jemandem gemalt, der dich liebt.«
    Völlig verdutzt schüttelte Arlyss den Kopf. »Aber von wem?«
    Julia sah sie bedeutungsvoll an. »Welchen Herrn kennen wir, der so malen kann?«
    »Niemand hier außer …« Arlyss stotterte mit einem ungläubigen Lachen. »Jetzt sag mir bloß nicht, dass das von Mr. Fiske ist? Ach, du lieber Himmel … er ist überhaupt kein Mann, der gewöhnlich meine Aufmerksamkeit erregt!«
    »Das stimmt. Er ist ehrlich, fleißig und respektvoll vollkommen anders als die verdorbenen Männer, über die du dich schon seit langem beschwerst.«
    »Zumindest können sie mir etwas bieten.«
    »Was bieten sie denn?«

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